13.11.2018 / Wort zum Tag

Der Traum vom Fliegen

Der HERR spricht: Ihr habt gesehen, wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln und euch zu mir gebracht.

2. Mose 19,4

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Ich stehe zwischen den Feldern und blicke übers Tal. Am Himmel zwei Rotmilane. Wunderschöne Raubvögel. Sie nutzen die Thermik und kreisen in der Luft – ohne mit den Flügeln zu schlagen. Fasziniert schaue ich ihnen eine Weile zu, bevor ich weitergehe. Der Traum vom Fliegen ist Jahrhunderte alt. Schon immer haben Menschen die Vögel beneidet. Die sich einfach so in die Lüfte schwingen. Auf und davon. Den Boden und all seine Begrenzungen hinter sich lassen. Über den Dingen stehen und sich mit der warmen Luft immer weiter nach oben schrauben. Das wäre schön.

Das 2. Buch Mose erzählt von der Flucht des Volkes Israel aus Ägypten. Nach einer nervenaufreibenden Zeit kommen sie an am Berg Sinai. Mose trifft Gott auf dem Berg. Ein Bund soll geschlossen werden. Zwischen Gott und seinen Leuten. Die Zusage von beiden Seiten: wir gehören zusammen. Untrennbar. Dieses Angebot macht Gott Mose. Nicht aus heiterem Himmel – sondern mit der Erfahrung der Rettung aus Ägypten im Hintergrund. „Ich habe euch getragen wie ein Adler seine Jungen. Ich habe euch wohlbehalten hierher gebracht.“ sagt Gott zu Mose. Wenn das nicht Grund genug ist, sich ganz und dauerhaft auf diesen Gott zu verlassen!

Wenn ich allerdings ein paar Seiten in der Bibel  zurückblättere, dann lese ich: Das war keine bequeme Reise bis hierher. Erstmal die Flucht, der Durchzug durchs Schilfmeer, die Verfolger dicht im Nacken. Dann gab es in der Wüste erst nichts zu essen, später nichts zu trinken. Gegner stellen sich in den Weg, die besiegt werden müssen. Das war kein Spaziergang, den die Israeliten  hinter sich haben. Und dann behauptet Gott, er habe sie auf seinen Flügeln getragen? Wahrscheinlich hat der eine oder andere Israelit daran unterwegs gezweifelt. Aber sie sind durchgekommen. Und angekommen, da am Berg.

Auf Adlerflügeln getragen werden – das klingt so schön. Und als ich die Rotmilane beobachte, kommt mir das alles sehr friedlich vor. Da oben auf den Flügeln in der Sonne – ein Traum. Aber dann muss ich daran denken, was ich ein paar Tage vorher gesehen habe. Ein Milan kämpft gegen eine Krähe. Die Flugmanöver sind atemberaubend. Der Milan steht teilweise senkrecht in der Luft und verteidigt sich nach Kräften.

Auf Adlerflügeln getragen zu werden – das heißt nicht, dass es immer leicht und wunderschön ist. Sanft gewiegt im warmen Sommerwind. Sondern manchmal geht es ganz schön rau zu da oben. Es regnet vielleicht und man wird nass und friert. Oder ein rasantes Ausweichmanöver wird notwendig, um einen Angreifer abzuwehren. Von Gott durchs Leben getragen werden, das macht nicht immer nur Spaß. Das bedeutet: Ich muss mich aus der Bequemlichkeit aufmachen. Und mich auf einen abenteuerlichen Flug einlassen. Die Israeliten haben das deutlich gespürt auf ihrem Weg zum Sinai. Aber sie haben dabei auch die Erfahrung gemacht: Gott lässt sie nicht fallen. Und er bringt sie an einen Ort, den sie alleine nie erreicht hätten.  Auch wenn es mal Turbulenzen gibt. Seine Flügel sind letztlich der sicherste Ort der Welt. Also lassen sie sich auch jetzt auf Gottes Angebot ein. „Alles, was der Herr geredet hat, das wollen wir tun.“ Ihre Erfahrung: Auf Gott ist Verlass.

Der Traum vom Fliegen. Ich könnte genauso gut am Boden bleiben. Da, wo meine Füße sicher stehen. Und selbst entscheiden, wie weit ich gehe. Und wann Schluss ist. Oder ich lasse mich auf Gottes Angebot ein: „Steig auf. Ich habe so viel mehr für dich. Ich bringe dich in luftige Höhen, von denen du jetzt noch nicht mal zu träumen wagst. Ich zeige dir gigantische Ausblicke, die du nie mehr vergessen wirst. Mit mir zusammen fliegst du weiter, als du alleine jemals kommen könntest. Ich gebe dir wahres Leben. Und auch wenn es mal ungemütlich wird: Ich lasse dich nie fallen.“ Der Traum vom Fliegen. Ich will ihn nicht aufgeben. Und mich von Gott tragen lassen. Fliegen Sie mit?

Autor/-in: Annette Lapp