10.10.2020 / Wort zum Tag

Der Sturmstiller

Jesus stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.

Markus 4,39

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Ich liebe es, den Himmel und die Wolken, die untergehende Sonne und den See zu beobachten. Auch aufziehende Stürme finde ich faszinierend: Plötzlich türmen sich bedrohliche Wolken am Horizont auf. Die Farben des Himmels verändern sich. Die Möwen schreien und lassen sich vom Wind tragen, der immer heftiger wird!

Der sonst so ruhige Zürichsee beginnt zu schäumen. Die Wellen klatschen unter großem Getöse ans Ufer. Die Warnblinkanlage blinkt immer schneller und letzte Boote versuchen, sich in den sicheren Hafen zu retten. Mit hoher Geschwindigkeit zieht ein Sturm auf. Ohne Rücksicht auf Verluste peitscht der Regen übers Land. Die Bäume und Pflanzen biegen sich und ächzen….

Bedrohlich und gleichzeitig faszinierend erleben wir den Sturm aus unserer sicheren Wohnung. Unvorstellbar wie es wäre, jetzt in einem Boot auf dem See zu sein.

Aber so war es, als die Jünger mit Jesus in einem Boot über den See Genezareth fuhren. Der Sturm tobte und wurde immer heftiger. Die Jünger bekamen große Angst, sie schrien um ihr Leben. Doch Jesus lag seelenruhig im Boot und schlief. Diese Ruhe von Jesus konnten die Jünger gar nicht einordnen. Ihr Herz schlug bis in den Hals, Angst stand in ihren Augen. Sie zitterten am ganzen Körper. In ihrer Panik rüttelten und schüttelten sie Jesus wach.

Und dann steht da in Markus 4, 39: „Jesus stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine große Stille.“

Der See war auf einmal ganz glatt und ruhig. Der Wind hat sich schlagartig gelegt. Völlig erschöpft, staunend und sprachlos sanken die Jünger ins Boot. Dieser Sturm war endgültig vorbei. Und das nur, weil Jesus zwei Worte gerufen hat: „Schweig! Verstumme!“

Über unser Leben hinweg fegen ja auch immer wieder mal heftige Stürme. Manchmal fühlen sie sich an wie Tornados oder Tsunamis. Eine Freundin von mir hat so einen Lebenssturm während der ganzen Corona Zeit erlebt. Eine Entzündung in ihrer Hüfte legte sie total lahm. Sie lag wochenlang im Krankenhaus. Keiner durfte sie besuchen. Immer wenn sie meinte, dass sich die Entzündung zurückgebildet hatte, flammte sie wieder neu auf. Nach zwei Operationen konnte sie endlich in die Reha. Aber der Sturm ging wieder von vorne los: Sie musste erneut für eine Operation in die Klinik. Sie hat gehofft, gebetet, geschrien – bis sie nicht mehr selber glauben konnte.

Es fühlte sich an, als ob Jesus schlafen würde. Das Lebensschiff meiner Freundin wurde heftig vom Wind über die Wellen gepeitscht. Nach langen 15 Wochen durfte sie endlich wieder nach Hause.

Wenn so ein Sturm kommt, stürmt es auch bei glaubenden Menschen. Es kann zu echten Glaubenskrisen führen und es können Narben zurückbleiben. Es wird nicht immer alles gut. Trotzdem ist es gut, dass wir diese Geschichte in der Bibel finden. Jesus kann noch heute aufstehen und dem Sturm Ihres Lebens entgegenrufen: „Schweig, Verstumme!“ Trauen Sie es IHM zu!

Autor/-in: Ruth Bai-Pfeifer