04.11.2022 / Wort zum Tag

Der Lebensfaden

Jesus spricht: Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe.

Johannes 15,10

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„An einem sonnigen Herbsttag segelte eine gut genährte Spinne durch die milde Luft und landete schließlich in einer Hecke. Sie ließ sich zappelnd und tastend weit hinab und baute sich ein wundervolles Nest, in das sie sich behaglich setzte. Die Zeiten waren gut, und es flog ihr vieles kleine Getier in die feinen Maschen. Eines Morgens – der Tau glänzte wie Perlen im Netz – wollte die Spinne ihre Wohnung inspizieren. Sie lief auf den engen Straßen ihrer Netzfäden herum wie eine Seiltänzerin und guckte überall hin, um festzustellen, ob alles in Ordnung sei. Da kam sie an einen Faden, der gerade in die Höhe lief und bei dem sie nicht erkennen konnte, wo er eigentlich endete. Sie starrte in die Höhe mit all ihren vielen Augen; aber sie entdeckte kein Ende. Sie schüttelte den Kopf und fand diesen Faden einfach sinnlos. Verärgert biss sie ihn durch, – und dann lag sie im Staub, eine Gefangene im eigenen Netz." Soweit die Betrachtung nach dem dänischen Schriftsteller Johannes Jörgensen.

Ja, das kann man immer wieder beobachten: Wenn wichtige Verbindungen durchtrennt sind, hat das oftmals zerstörerische Auswirkungen.

Traurig, dass die wichtigste Verbindung für uns Menschen oft geringgeschätzt oder gar nicht beachtet wird.

Gott hat sich mit uns in Liebe verbunden. Und diese große Liebe ist uns in Jesus nahegekommen.

Im Johannesevangelium sagt Jesus:

Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe.  (Johannes 15,10)

Zwischen Gott, dem Vater und seinem Sohn besteht von Anfang an ein inniges Liebesband. Und dieses Liebesband hat Jesus zu uns weitergeknüpft. Denn im Vers zuvor lesen wir: „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!“ Jesus möchte, dass wir die göttliche Liebe für uns persönlich erfahren und darin geborgen bleiben. Und dafür hat Jesus am Kreuz unsere Schuld bezahlt. Er hat die Verbindung zu Gott, die durch den Sündenfall abgerissen ist, wieder hergestellt. Und Jesus bietet uns Menschen an, wieder in diese Verbindung zu treten.

Seine Liebe trägt uns.  Ja, sie hebt uns aus dem Staub der Vergänglichkeit empor.

Wer das erfahren hat, der möchte doch in aller Regel diese Liebe nie mehr missen. Wenn wir das Gebot Jesu halten, bleiben wir in seiner Liebe. Jesu Gebot ist, dass wir die empfangene Liebe widerspiegeln. Wir sollen Gott und unsere Mitmenschen lieben. Denn Liebe soll ja keine Einbahnstraße sein. Und sollte ich nicht Jesus, der mich unendlich liebt, gerne zum Gefallen leben, indem ich mit dem Halten seines Gebotes auf seine Liebe antworte?! Selbst Jesus hat sich auch unter den Willen des Vaters gestellt.

Dass wir Menschen das Liebesgebot nur in unvollkommener Weise halten können, weiß Jesus. Aber er sieht auch schon unser Wollen.

Nun zurück zu unserem Anfangsbild: Was nützt es, wenn wir unser Lebensnetz wie die Spinne fein herausputzen, aber die wichtigste Verbindung zu Gott hin außer Acht lassen.

Denn was bringt letztlich das schönste Lebensnetz, wenn es am Schluss abgetrennt im Staub liegt. Wenn wir aber bei Jesus bleiben, wird es nicht nur erhalten bleiben, sondern sogar am Ende unserer Erdenzeit verwandelt werden, um in neuem viel schöneren Glanz zu erstrahlen. So will ich heute und in Ewigkeit in seiner Liebe bleiben. Und ich möchte mit seiner Hilfe lernen, Liebe zu üben gegenüber Gott und meinen Mitmenschen.

Autor/-in: Andrea Hoppstädter