20.12.2023 / Bibel heute

Der Knecht Gottes im Leiden

Gott der HERR hat mir eine Zunge gegeben, wie sie Jünger haben, dass ich wisse, mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen; er weckt mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und weiche nicht zurück. Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.[...]

Jesaja 50,4–11

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Im heutigen Bibelabschnitt redet der Prophet von sich.

Er bezeugt: Gott hat mir den Auftrag gegeben, Menschen, die müde geworden sind zu ermutigen.Bei den Menschen, die sich in Babylonischer Gefangenschaft befanden, hatte sich Hoffnungslosigkeit breit gemacht.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen heute geht. Vielleicht kennen Sie jemanden, der gerade sehr niedergeschlagen ist; jemand der schwer krank ist; jemanden, der um einen lieben Angehörigen trauert, oder dessen Ehe ist gescheitert. Vielleicht befinden Sie sich selbst gerad in einer schwierigen Situation. Wie wertvoll kann es sein, wenn da jemand ein ermutigendes Wort für uns hat. Die richtigen Worte zur rechten Zeit, die kommen nicht aus mir, sagt der Prophet, die gibt mir Gott.

Damit ich die richtigen, hilfreichen, tröstenden Worte finde, für die Menschen, die verzagt sind, ist es wichtig, dass ich ein Hörender bin.

Am Morgen öffnet Gott mir das Ohr, dass ich höre, wie ein Jünger, sagt der Prophet.

Wie viele Stimmen dringen täglich an unsere Ohren. Sind wir nicht alle einem Stimmengewirr ausgeliefert? Laute Musik, Werbung für dieses und jenes. Dieses oder jenes Nahrungsergänzungsmittel müssen sie nehmen, dann werden sie 100 Jahre alt. Dieser oder jener Partei sollten sie ihre Stimme geben, die hat die besten Lösungen für die Probleme unserer Zeit. Diesen oder jenen Prediger sollten sie hören, der hat die beste Botschaft.

Es fällt mir schwer, zu hören, wenn viel Lärm um mich ist.
Ich finde es sehr mühsam, etwas zu verstehen, wenn mehrere Leute gleichzeitig reden. Manchmal erlebe ich, dass zwei Leute gleichzeitig reden. Ich nehme mir dann öfter die Freiheit zu sagen: „Es ist für mich sehr schwer, zwei Leuten gleichzeitig zuzuhören. Können wir jetzt bitte dieser Person zuhören. Und wenn sie fertig ist, hör` ich gern dir zu.“

Ja, ich höre nicht mehr so gut wie früher.
Es ist oft lästig, wenn man nachfragen muss, weil man etwas nicht verstanden hat.

Das andere kennen sie vielleicht auch. Meine Frau sagt etwas zu mir. Ich habe es akustisch gehört, doch ich war mit meinen Gedanken wo anders. Ich habe nicht zugehört. Auf die Frage: „Hörst du mir überhaupt zu?“ Muss ich ehrlich antworten. „Entschuldige, ich war gerade mit meinen Gedanken wo anders. Nein ich habe nicht gehört, was du gesagt hast. Sagst du`s bitte noch einmal.“

Oder bei einer Predigt. Da erzählt der Pfarrer eine Geschichte, nennt ein Beispiel. Das erinnert mich an eine Geschichte aus meinem Leben, oder an einen Konflikt. Und ich merke nach fünf Minuten: Der Pfarrer da vorne hat weitergeredet. Und ich habe nichts mitbekommen, was er gesagt hat.

Ist das schlimm? Nicht wirklich. Wenn ein Satz, ein Gedanke aus der Predigt in mir etwas auslöst, einen eigenen Denkprozess in Gang setzt, der dazu führt, dass ich in meinem Leben etwas anpacke oder ändere, dann hat sich dieser Gottesdienstbesuch doch gelohnt.

Beim Hören auf Gottes Wort geht es darum, dass mir seine Botschaft zu Herzen geht.

Jesus sagte einmal: „Mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht“ Matth.13,13

Dass wir hören und nicht verstehen kann ja verschiedene Ursachen haben. Ich verstehe nichts, wenn der andere eine fremde Sprache spricht. Ich kann mit seinen Worten einfach nichts anfangen. Oder der andere spricht zu leise. Oder der andere spricht zwar klar und deutlich, aber ich kapiere den Sachverhalt nicht. Er spricht zum Beispiel von Halbleitern und Schaltkreisen, und ich habe davon einfach keine Ahnung.

Jeden Morgen öffnet er mir die Ohren.
So kann ich auf ihn hören, wie ein Jünger. Der Jünger ist der Jüngere, der Schüler.

Wie hört denn ein Schüler? Der aufmerksame Schüler ist motiviert, wissbegierig. Er fragt nach, wenn er etwas nicht verstanden hat. Er weiß, der Meister hat Berufs- bzw. Lebenserfahrung.

Wenn ich gut zuhöre, kann ich mir Kompetenzen erwerben, die mir in vielen Herausforderungen nützlich sind. Hören und gehorchen kommt aus dem demselben Wortstamm.

Wenn die Bibel uns auffordert zu hören, dann geht es fast immer um das Gehorchen. Um das zu Herzen zu nehmen, was ich höre, muss ich dem, der zu mir spricht vertrauen.

Menschen, die zu mir gehören, bezeichnet man auch als Angehörige. Angehörige sind Menschen, auf die ich gerne höre. Ihr Rat, ihr Kompliment oder auch ihre Kritik nehme ich zu Herzen.

Als Christ gehöre ich zu Jesus Christus. Ich bin ein Angehöriger Jesu. Und die, wie ich, zu Jesus gehören und auf ihn hören bezeichnen wir auch als Brüder und Schwestern.

Wenn es uns schon schwerfällt, Mitmenschen aufmerksam zuzuhören, um wie viel schwerer ist es, die Stimme Gottes zu vernehmen.

Hören – verstehen – gehorchen. Ich denke, das ist der gesunde Dreiklang eines gottgefälligen Lebens.

In einem Lied von Manfred Siebald heißt es:

Mach unsre Ohren frei und sprich
hinein in unsre Herzen nun.
Lass uns nichts hören als nur dich
und hilf uns, was du sagst zu tun.

Autor/-in: Ernst Schwab