08.08.2021 / Wort zum Tag

Der Herr der Geschichte

HERR, du dämpfst der Tyrannen Siegesgesang.

Jesaja 25,5

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„Herren kommen und gehen“, so kommentierte eine alte Dame aus meinem Bekanntenkreis stets das politische Geschehen in Deutschland, wenn eine neue Regierung gewählt wurde oder wenn ein Politiker zurücktrat.

Herren kommen und gehen – so hat es diese fast 100jährige Frau erfahren, die den Nationalsozialismus und II. Weltkrieg, dann den Aufbau der Bundesrepublik Deutschland und der DDR und schließlich die deutsche Wiedervereinigung miterlebte. Diese Erfahrungen führten sie zum Urteil, dass alles Regieren und alle Reiche in der Welt nur eine bestimmte Zeit andauern und dann abgelöst werden von einem neuen, vielleicht sogar besseren Staat.

Auch jeder Herrscher, sogar jeder Schreckensherrscher, währt nur eine bestimmte Zeit. Das weiß auch der biblische Prophet Jesaja. Er verkündigt in Gottes Auftrag das Gericht über die ganze Welt und die Zerschlagung aller politischen Reiche. Doch Jesaja bleibt nicht bei diesen erschütternden Worten vom Weltgericht stehen, sondern er gibt am Ende eine Perspektive der Hoffnung – und hier fallen die Worte: „Herr, du dämpfst der Tyrannen Siegesgesang“ (Jes. 25,5).

So steht es im 25. Kapitel des Buches Jesaja, in Vers 5: Herr, du dämpfst der Tyrannen Siegesgesang.

esaja hat erkannt, dass sogar schlechte, schreckliche Herrscher nur eine gewisse Zeit auf Erden regieren. Die Tyrannen mögen heute noch ein Volk unterdrücken, Menschen verfolgen und töten und sich als Kriegsherren feiern lassen. Sie mögen Stalin, Hitler oder Kim heißen, aber ihre Herrschaft ist nur eine Phase in der Weltgeschichte und nicht von Dauer. Von Dauer ist allein der, der die Geschichte macht, und auf ihn verweist Jesaja.

Denn Jesaja schreibt nun ein Danklied nach dem Gericht. Da finden sich die Geretteten zusammen, die Gott als ihren persönlichen Herrn und als Herrn der Geschichte anrufen und die Gott loben für das, was er getan hat. Sie vertrauen auf Gott, weil er letztlich alle Tyrannen stürzt und aus Verfolgung und Unterdrückung rettet. Deshalb kann der Prophet Jesaja auch mit dem Lob beginnen: „Herr, du bist mein Gott, dich preise ich; ich lobe deinen Namen. Du hast Wunder getan“ (Jes. 25,1), und er kann das Lob Gottes fortsetzen mit dem Bekenntnis „Du dämpfst der Tyrannen Siegesgesang“.

Jesaja weist auf den hin, der die Geschichte schreibt. Gott hat die Welt geschaffen und er hält sie in seiner Hand. Deshalb ist Jesaja überzeugt: Ja, Herren kommen und gehen, aber einer bleibt, er ist der Herr der Geschichte, er ist unser Gott.

Nun leben Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, und ich heute und hier in Mitteleuropa glücklicherweise nicht unter einer Tyrannenherrschaft – und dafür bin ich von Herzen dankbar! Die Worte von Jesaja laden mich aber ein, im Gebet und in praktischer Hilfe für die einzutreten, die in einer Diktatur leben und verfolgt werden, gerade auch für verfolgte Christen.

Jesajas Worte bieten mir aber auch persönlich Hoffnung in allen - nicht nur den politischen - Wechselfällen des Lebens: Es gibt nur einen Herrn der Geschichte, das ist Gott, der seinen Sohn Jesus Christus in die Welt geschickt hat, um mich mit ihm zu versöhnen. Und der mich als sein Kind angenommen hat. Ihm kann ich vertrauen.

Um noch einmal die Aussage der fast 100jährigen Dame aufzugreifen: Ja, Herren kommen und gehen, aber das ist nicht alles. Theo Lehmann und Jörg Swoboda haben es in einem Lied auf den Punkt gebracht: „Die Mächtigen kommen und gehen, und auch jedes Denkmal mal fällt. Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht, dem sichersten Standpunkt der Welt“ (Wer Gott folgt, riskiert seine Träume). Daran halte ich fest.

Autor/-in: Ulrike Treusch