07.07.2022 / Wort zum Tag

Der Gott der Berggipfel ist auch der Gott der Täler

In deiner Hand, HERR, steht es, jedermann groß und stark zu machen.

1. Chronik 29,12

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Unser Leben ist ein Wechselspiel von Schönem und Schwerem. Da gibt es unvergessliche Höhepunkte – voller Glück und Freude. Doch es gibt auch Tage, die uns gar nicht gefallen – Zeiten der Not, Krankheit und der Beschwerden des Alters. Wir lieben die wunderbaren Berggipfel und sehnen uns danach zurück. Doch die zermürbenden Erfahrungen im Tal machen uns Mühe und rauben uns die Lebensfreude. Geht es mit meinem Leben nicht immer mehr bergab, je älter ich werde? – David im Alten Testament kennt diese Gedanken. Er hat eine steile Karriere gemacht vom Schafhirten und Flüchtling zum König Israels. Doch in seinem Leben gab es auch Enttäuschungen über sein eigenes Versagen und über einige seiner Söhne. Manchmal war er ganz oben und dann wieder ganz unten. Doch immer suchte er seinen Gott, gerade auch in finsteren Tälern und in leidvollen Erfahrungen. Davon zeugen seine Psalmen. David wusste: Der Gott der Gipfel ist auch der Gott der Täler (1Kön 20,28). Am Ende seines Lebens hatte er noch einen Traum. Er wollte einen einzigartigen Tempel für seinen Gott bauen. Doch dieser erfüllte ihm seinen Herzenswunsch nicht, sondern bestimmte Davids Nachfolger Salomo für diese Aufgabe.

Wenn wir älter werden, müssen wir manches loslassen und Jüngeren überlassen. Manch einer fällt nach seiner Pensionierung in ein Loch, weil er nicht mehr gefragt ist und jetzt andere die Verantwortung tragen. Ist es das wirklich schon gewesen? Worauf kann ich noch hoffen? Doch gerade beim Älterwerden kann ich Gottes liebevolle Nähe immer wieder erfahren, weil ich ihn so nötig habe. Auch jetzt noch schenkt Gott Ermutigungen und Höhepunkte, also Gipfel-Erlebnisse. Bei David sah das so aus: Er übergab seinem Sohn Salomo das Königtum und die Pläne für den Tempelbau. Dann kümmerte er sich um die Ressourcen. Aus seiner eigenen Kasse steuerte er für den Bau des Tempels unvorstellbare Mengen an Gold, Silber und Edelsteine bei.So gelang es ihm, seine Untertanen zu einem überwältigenden Opfer zu bewegen. Viele spendeten auch Gold, Silber und Edelsteine für den Tempelbau. Als David sah, dass die Oberen Israels seinem Beispiel folgten, war er hocherfreut. Er war so bewegt, dass er Gott dankte und ihn mit den Worten anbetete: „Reichtum und Ehre kommen von dir, und du bist Herrscher über alles. Und in deiner Hand sind Macht und Stärke, und in deiner Hand liegt es, einen jeden groß und stark zu machen.“

Dieses Bibelwort aus 1. Chronik 29,12 eröffnet uns einen neuen Blick: Gott ist unbegreiflich gross und mächtig. Ihm allein gebührt alle Ehre. Alles, was wir in unserem Leben an Gutem erfahren, kommt von Gott. Wenn uns etwas gelingt, dann ist das sein Verdienst. Einfluss und Erfolg sind seine Geschenke. Manchmal erhöht er uns und gibt uns Anteil an seiner Stärke. Doch manchmal fühlen wir uns auch klein, unbedeutend und ohnmächtig. Dann dürfen wir darauf vertrauen, dass seine Kraft in den Schwachen mächtig ist (2Kor12,9) und uns durchträgt bis ins Alter (Jes 46,4). Und wir erfahren, dass der Gott der Berggipfel auch der Gott der Täler ist.

Autor/-in: Jürgen Neidhart