21.08.2024 / Wort zum Tag

Der bessere Weg

Lasst uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel!

Klagelieder 3,41

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Lange war es angekündigt worden, das Strafgericht Gottes. Der Prophet Jeremia hatte über viele Jahre immer wieder gewarnt und versucht, die Menschen in Jerusalem zur Umkehr zu bewegen. Es war ihm nicht gelungen.

Die maßgeblichen Menschen im Staat hatten es vorgezogen, die Warnungen des Propheten einfach zu ignorieren. Man war der Meinung gewesen, dass Gott die Stadt und den Tempel vor den Feinden bewahren werde. Ein Trugschluss, wie sich herausstellen sollte.

Im Jahr 597 vor Christi hatte der babylonische Herrscher Nebukadnezar die Stadt Jerusalem belagert und schließlich erstürmen lassen. Tausende von Bürgern wurden verschleppt.

Jetzt, vor Augen die Trümmer der Stadt, schreibt Jeremia sich seinen Schmerz von der Seele. Das Buch der Klagelieder entsteht. Aber anstatt sich in Anklagen gegen Gott zu ergehen, empfiehlt Jeremia seinen Landsleuten etwas anderes. Er sagt:

Lasst uns erforschen und prüfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren! Lasst uns unser Herz samt den Händen aufheben zu Gott im Himmel! Wir, wir haben gesündigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben. Klagelieder 3, Verse 40 bis 42

Was Jeremia seinen Landsleuten ans Herz legt, entspricht nicht dem, wie Leute üblicherweise auf Schicksalsschläge reagieren.

Ich finde das, was Jeremias sagt, bemerkenswert. Er zeigt keine Schadenfreude. Ihm kommt auch kein „Hab-ich’s-euch-nicht-gesagt?!“ über die Lippen. Das Gegenteil ist der Fall. Er macht sich eins mit den leidenden Menschen. Auch wenn er keine Schuld auf sich geladen hat, identifiziert er sich mit denen, die von Gottes Strafe hart getroffen worden sind.

Jeremias Geschichte und sein Rat, sich an Gott zu wenden, sind lange her. Ich könnte beides als längst vergangene Ereignisse zur Kenntnis nehmen und für mich abhaken. Aber das wäre nach meinem Dafürhalten falsch. Besser ist es, wenn ich mich frage: Was kann ich von Jeremia lernen?

Zwei Punkte kommen mir in den Sinn:

Erstens: Gottes Wort öffentlich aussprechen, kann erhebliche Nachteile mit sich bringen. Jeremia ist dafür angefeindet worden. Schließlich ist er sogar im Knast gelandet. Mir stellt sich die Frage, ob ich dazu bereit wäre.

Zweitens: Besserwisserei und Schadenfreude sind unangebracht. Sie helfen niemandem. Es gibt einen besseren Weg. Ich kann mich mit den Menschen eins machen, mich zu ihnen stellen und sie liebevoll darin ermutigen, in ihrem selbstverschuldeten Leid Gott zu suchen.

Autor/-in: Wolf-Dieter Kretschmer