11.02.2022 / Wochenrückblick

Dem Krieg die rote Hand zeigen

Der Freitagstalk des ERF Aktuell-Teams.

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Eine Friedensdemonstration in Bremen zum Russland-Ukraine Konflikt, der Red Hand Day, der sich gegen den Einsatz von Kindersoldatinnen und Soldaten richtet, und der Weltgebetstag der Frauen – das sind heute unsere Themen, wenn wir als ERF Aktuell.Redaktion die Woche beschließen. Die Themen zusammengetragen hat Andreas Odrich.


ERF: Andreas, beginnen wollen wir mit einer Stellungnahme der Deutschen Evangelischen Allianz, die sich gegen die Abschaffung des Paragrafen 219a im Strafgesetzbuch richtet.

Andreas Odrich: Das ist der Paragraf, der die Werbung für Schwangerschaftsabbrüche verbietet. Den will die Ampelkoalition streichen. Die Evangelische Allianz in Deutschland übt scharfe Kritik an der geplanten Streichung und begründet das so: Abtreibung sei immer noch verboten und nur unter bestimmten Umständen straffrei. Für etwas Verbotenes könne man aber nicht werben. Schon jetzt gäbe es ausreichend Informationen über Kliniken und Ärzte, die Abreibungen vornehmen. Die Deutsche evangelische Allianz sieht in der geplanten Streichung nur den Anfang mehrerer gesetzlicher Maßnahmen rund um das Thema Lebensschutz. Sie weist darauf hin: ungeborenes Leben ist Schöpfung Gottes und damit schutzwürdig. Die ganze Erklärung findest du im Internet unter ead.de.

Zeichen gegen Entfeindung

ERF: Alle schauen in diesen Tagen mit Sorge auf die Entwicklung im Russland-Ukrainekonflikt. Und alle fragen sich: Wie kann ein drohender Krieg verhindert werden. Am Mittwoch gab es dazu eine Friedensdemonstration in Bremen.

Andreas Odrich: Eingeladen zu der Demonstration hatten die beiden Friedensbeauftragten der Bremischen Landeskirche. Unter den 300 Teilnehmern war auch der ehemalige Bremische Bürgermeister Henning Scherf. Das meldet die evangelische Nachrichtenagentur idea. Grundsätzlich rechneten die Redner nicht damit, dass es zu einem Krieg unter Einsatz von Waffen kommen werde.

Einer der beiden Friedensbeauftragten ist der Bremische Pastor Andreas Hamburg. Er ist als Spätaussiedler 1995 nach Deutschland gekommen. Aus seiner Sicht verstehe sich Russland als „friedliche Nation“. Sein Kollege Jasper von Legat rief dazu auf, alle zur Verfügung stehenden Kanäle nach Russland und in die Ukraine zu nutzen, um Signale des Friedens zu senden. Von Legat wörtlich: „Niemand möchte Krieg.“ 
 

ERF: Auf der Friedenskundgebung wurde ja auch die Forderung unterstützt, keine deutschen Waffen in die Ukraine zu liefern.

Andreas Odrich: Von Legat begründet das so: beide Länder, Russland und die Ukraine, sind im Zweiten Weltkrieg von Nazi-Deutschland überfallen worden. „Die Erinnerung an unsägliches Leid und Grauen und Mord“ gehörten „zum kollektiven Gedächtnis dieser beiden Länder.“ Deshalb sei es die Aufgabe der Deutschen, nach „Gesten der Entfeindung“ zu suchen. Und dazu gehört es aus Sicht des Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Bremen, Jasper von Legat, keine deutschen Waffen in die Ukraine zu liefern. Von Legat wörtlich: „Waffen steigern die Kriegsgefahr.“

Keine Kindersoldatinnen

ERF: Zum Thema Krieg passt auch, dass wir morgen wieder den sogenannten Red Hand Day begehen. Dieser wendet sich weltweit gegen den Einsatz von Kindersoldaten.

Andreas Odrich: Schätzungsweise 250.000 Jungen und Mädchen in mindestens zwei Dutzend Ländern werden derzeit als Soldaten und Soldatinnen ausgebeutet. Das rechnen uns verschiedene Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen vor. Unter anderem das Kinderhilfswerk terre des hommes. In dem diesjährigen Aufruf zum Red Hand Day wird das ganze Ausmaß deutlich. Jeden Tag würden Kinder als Soldaten rekrutiert, getötet, verstümmelt, als Kämpfer, Spione oder Träger benutzt und sexuell missbraucht.
 

ERF: Jeder, der in Sozialen Netzwerken unterwegs ist, kann sich am Red Hand Day beteiligen. Wie geht das?

Andreas Odrich: Denkbar einfach. Du malst deine Hand rot an und hält sie für ein Video oder Foto in die Kamera, und das veröffentlichst du dann auf Instagram, YouTube, Tik Tok und Co. Das kostet nichts, lässt sich leicht bewerkstelligen, und schafft wenigstens ein kleines Bewusstsein für das Leid der sogenannten Kindersoldatinnen und -soldaten. Politisch haben die Menschenrechtsorganisationen übrigens auch einen Lösungsansatz: Weniger Waffenexporte in Krisenregionen.

Verheißung zum Guten

ERF: Und beten kann man natürlich auch. So wie dies am 4. März in besonderer Weise die Frauen tun, und zwar weltweit.

Andreas Odrich: Genau. Denn dann ist wieder ökumenischer Weltgebetstag der Frauen, wie jeden ersten Freitag im Monat März. Und ich sage es gleich, auch Männer dürfen mitbeten.
 

ERF: Aber die Vorbereitungen wurden ausschließlich von Frauen getroffen.

Andreas Odrich: Was ja auch sehr gut ist in einer weltweit immer noch von Männern dominierten Kirche. Jedes Jahr ist eine Region zuständig für die Vorbereitung. Diesmal stammen die Frauen aus England, Wales und Nordirland. Sie sind zwischen 20 und über 80 Jahre alt. In dem von ihnen vorbereiteten Gottesdienstprogramm erzählen sie drei Lebens-Geschichten. Darin sind Themen enthalten wie Armut, Einsamkeit und Missbrauch.

Wo Gottesdienste vor Ort oder elektronisch veranstaltet werden, findet man auf der Website: weltgebetstag.de Der Gottesdienst steht übrigens unter dem Motto aus Jeremia 29,14: „Ich werde euer Schicksal zum Guten wenden“.
 

ERF: Und mit dieser Verheißung wollen wir Sie gerne ins Wochenende verabschieden. Bleiben Sie gesund und behütet, das wünschen Ihnen Andreas Odrich und Katja Völkl vom Team ERF Aktuell.
 

Autor/-in: Andreas Odrich

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