02.04.2016 / Kommentar

Dem Evangelium vertrauen

Wie ich als Christ auf die zunehmende Radikalisierung reagieren kann.

In den letzten Monaten hat sich bei mir eine kleine Gewohnheit eingeschlichen – ich wünsche den Menschen, mit denen ich zu tun habe, ganz bewusst und ganz ausdrücklich ein friedliches und geruhsames Wochenende.

Und das hat nichts zu tun mit unserer allgemeinen Alltagshektik. Ich merke – auch ich stehe zunehmend unter dem Eindruck des Terrors. Paris oder Brüssel, die Anschläge wiederholen und häufen sich. Und es muss niemand Experte sein, um zu prognostizieren, dass auch wir in Deutschland Zielscheibe sind.

Radikalisierung erreicht Mitte der Gesellschaft

Dabei ist das Phänomen Islamischer Staat nicht so einfach zu erklären. Zu seinen Mittätern gehören nicht nur sozial Benachteiligte sondern auch Menschen aus gut situierten und gebildeten Kreisen.

Ein Journalist bezeichnete deshalb kürzlich den Islamischen Staat als die Pest des 21. Jahrhunderts. Diese Pest ist äußerst ansteckend. Sie nennt sich Radikalisierung und mündet in sinnlosen Gewaltexzessen. So etwa bei den Hooligans, die am letzten Wochenende in Brüssel brutal auf Trauernde losgegangen sind. Auch zu ihnen gehören gut situierte Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Eine traurige Tatsache, die sich fortpflanzt bis hinein in die Täterprofile derer, die bei uns für Brandanschläge auf Asylbewerberheime verantwortlich waren.  

Vertrauen auf Evangelium dagegensetzen

Was tun, wenn Gewalt und Terror nicht mehr ein Randphänomen am Rande der Gesellschaft bleiben sondern drohen, sich in die Mitte durchzufressen? Da reicht es nicht mehr, einfach nur auf ein geruhsames Wochenende zu hoffen.

Als Christ, der sich selbst zur Mitte der Gesellschaft rechnet, habe ich hier eine wichtige Aufgabe:

Mir ist klar, dass ich alleine damit die Welt nicht retten kann. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit, als zu versuchen, durch Vorleben und durch Argumentieren meinen Teil dazu beizutragen, dass Gott in Menschenherzen hineinwirken kann, um sie zu ändern und von der Gewalt abzuhalten.

Ich bin mir bewusst, dass dadurch mein Leben nicht beschaulicher wird und auch nicht mein Wochenende, sondern dass die Herausforderung wächst. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit – bei mir jedenfalls ist sie noch längst nicht ausgeschöpft.

Autor/-in: Andreas Odrich