04.09.2024 / Bibel heute

Das untreue Gottesvolk

Und des HERRN Wort geschah zu mir: Geh hin und predige Jerusalem öffentlich und sprich: So spricht der HERR: Ich gedenke der Treue deiner Jugend und der Liebe deiner Brautzeit, wie du mir folgtest in der Wüste, im Lande, da man nicht sät. Da war Israel dem HERRN heilig, die Erstlingsfrucht seiner Ernte. Wer davon essen wollte, machte sich schuldig, und Unheil musste über ihn kommen, spricht der HERR.[...]

Jeremia 2,1–13;

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Jeremia, der Prophet, bekommt einen Auftrag. Gott hat dem Volk etwas zu sagen, und Jeremia ist der Überbringer dieser Botschaft. Das, was Gott sagen möchte, ist nicht besonders angenehm. Das hätten wir am liebsten, wenn Gott uns zuspricht, dass er uns liebt, für uns da ist, an unserer Seite kämpft. Aber darauf angesprochen zu werden, dass nicht immer alles gut ist, was wir tun, das haben wir nicht so gerne.

Aber Gott muss etwas Unangenehmes ansprechen. Und er tut es nicht, weil er es den Menschen zeigen will, sondern weil er sie liebt und auf den guten Weg mit ihm zurückbringen möchte.

Nostalgisch beginnt Gott seine Rede. In den Versen zwei und drei redet er davon, wie Israel als Volk ihm nachfolgte in der Wüste. Gott erinnert sich an Situationen, in denen Israel Gott liebte und ihm treu war.

Aber bald schon hört die Nostalgie auf, das Erinnern an früher endet. Jetzt zoomt Gott in die gegenwärtige Realität. Er schaut sich den Zustand seines Volkes an. Er sieht, was sie jetzt tun, und das ist das Gegenteil von dem, was sie damals taten, zumindest meistens.

Ab Vers fünf werden Handlungen angesprochen, die Gott nicht gefallen: Israel weicht von Gott ab, und sie nehmen sich stattdessen Götzen, die sie anbeten und von denen sie sich Hilfe erhoffen.

In Vers sechs wird berichtet, dass sie nicht mehr an Gott denken und an das, was er ihnen Gutes tat. Das ist in der Tat eine Gefahr, wenn das Leben, das Besitzen von Dingen, die Gesundheit, die funktioniert, oder anderes eine Selbstverständlichkeit werden. Deshalb ermutigt die Bibel in Psalm 103 mit den Worten: Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! (Psalm 103,2)

Wir können so schnell vergessen. Wir sind so schnell dabei, uns nicht mehr zu erinnern und spielen somit das göttliche Geschenk zu einer Selbstverständlichkeit herunter.

Die Folge ist, dass Israel aufhört zu danken. Danken kommt von Denken. Und wenn der Mensch nicht mehr an Gott denkt und ihn vergisst, hat der Dank gegenüber Gott keinen Raum mehr.

Es ist immer wieder wichtig, sich hinzusetzen und wahrzunehmen, was ich haben darf. Und dann darf ich danken. Die Bibel beschreibt das auch im Neuen Testament, im Kolosserbrief: Seid beharrlich im Gebet und wacht in ihm mit Danksagung! (Kolosser 4,2).

Das ist wichtig, wach zu bleiben, die Dankbarkeit gegenüber Gott nicht einschlafen zu lassen.

Zurück zu Jeremia. Er erklärt dann, dass das geistliche Leben in Israel leidet. Die Verse acht und neun berichten davon. Hier wird nicht das Volk als Ganzes angesprochen, sondern die Priester, die Hüter des Gesetzes, die Hirten des Volkes und die Propheten. Letztere prophezeien nicht mehr im Namen Gottes, sondern im Namen von Baal. Was für eine negative Entwicklung!

Da ich selbst Pastor bin und die Verantwortung habe, das Wort Gottes zu predigen, spricht mich dieser Teil besonders an. Gerade in der heutigen Zeit gibt es so unendlich viele Strömungen, Meinungen, Perspektiven, dass es manchmal ganz schön schwierig sein kann, einen klaren Blick zu behalten. Es gibt in der Kirchengeschichte die Entwicklung, dass man z.B. sagt, dass Jesus nicht für unsere Schuld sterben musste. Oder dass er nicht wirklich auferstanden ist, sondern nur seine Werte und Ideen. Gerade in jüngerer Zeit wird das Thema des Sühnetodes von Jesus heiß diskutiert, und so mancher kommt zu der Erkenntnis und verkündigt sie auch: Gott hat es nicht nötig, dass jemand für Sünde sterben muss. Er braucht kein Opfer.

Schau ich in die Bibel, lese ich Sätze wie: Siehe, das ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt. (Johannes 1,29) Und dann denke ich, wie sehr führen wir die Menschen in die Irre, wenn wir ihnen nicht mehr anbieten, dass Christus für sie kam, um für ihre Schuld zu sterben. Aber das ist nur ein Beispiel.

Wer Gottes Wort verkündigt, eine Leitungsaufgabe hat, Prediger, Pastor oder Pfarrer ist, hat eine große Aufgabe und viel Einfluss, Menschen auf den Weg hin zu Gott zu führen. Und im schlimmsten Fall kann es auch so sein, dass er weg von Gott führt.

Gott erinnert Israel an die Heidenvölker. In Vers zehn und elf fragt er das Volk, ob die anderen Völker, die um Israel herum leben, auch ihre Götter verlassen. Offensichtlich taten sie es nicht. Nun, sie hatten vielleicht den scheinbaren Vorteil, etwas Handfestes zu haben. Sie hatten eine Statue, die sie sehen und anfassen konnten. Der Gott Himmels und der Erde sollte nicht abgebildet werden, obgleich wir sein Wesen und seine Person wahrnehmen können, z.B. in der Schöpfung. Wie schön ist alles gemacht! Wie wunderbar und kreativ hergestellt! Ein Gang durch Gottes Natur kann helfen, Gott ganz neu zu sehen, ins Staunen und in die Anbetung hineinzukommen.

Gottes Rede endet mit einem Vergleich: Er sagt, dass er die eigentliche Quelle des Lebens ist. Er ist echte Hilfe und Hoffnung. Er ist das Leben und der Beistand schlechthin. Israel hatte entschieden, sich Baal-Statuen in den Vorgarten zu stellen und tauschte somit die Herrlichkeit Gottes ein gegen einen Steinhaufen, der weder hören, reden noch helfen konnte.

Worauf setzen Sie Ihre Hoffnung? Wer ist Ihr Helfer? Das Materielle kann uns schon glücklich und vermeintlich zufrieden machen. Aber es ist rissig, hinfällig und vergänglich. Bleiben Sie bei Gott. Danken Sie ihm täglich für alles, was Sie haben. Bleiben Sie an seinem Wort und lesen Sie darin, um mehr und mehr die Güte Gottes und seinen Willen kennenzulernen.

Wie gut, dass Gott so mit Israel redet. Sie haben sich verlaufen, und er ruft sie zurück in seine Gegenwart. Das möchte er heute auch bei Ihnen tun.

Er ruft Sie zurück, in seine Nähe und spricht Ihnen zu:

Ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. Jesaja, Kapitel 41,10

Autor/-in: Benjamin Gies