17.01.2022 / Wort zum Tag

Das Pluszeichen vor dem Tag

Lobet den HERRN! Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding.

Psalm 147,1

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Wie starten Sie in einen neuen Tag? Es ist grausam genug, wenn das Klingeln des Weckers mich aus dem Schlaf reißt. Manche können dann gleich voll denken, andere brauchen erst einige Zeit, bis sich der Kreislauf und das Denken auf „wach“ einstellt. Wie dem auch sei – was sind Ihre ersten Gedanken am Morgen? Bei mir ist es häufig so, dass sich gleich viele Fragen, Aufgaben, Herausforderungen des Tages in meinen Gedanken vordrängen. Und damit auch Sorgen und Ängste. Aber sind solche Gedanken nicht wie ein Negativ-Vorzeichen vor meinem Denken, Fühlen und Handeln an diesem Tag?

In Psalm 147 Vers 1 finden Sie dazu ein ganz anderes Vorzeichen: „Lobe den Herrn! Denn unseren Gott loben, das ist ein köstlich Ding.“

Gott loben könnte wie ein Pluszeichen vor dem Tag sein. Lobe den Herrn – könnte meinen: Schau nicht auf das, was dich gleich wieder fesselt und beschäftigen wird, sondern schau auf den, der dich und deinen Tag kennt.

Gott loben – was heißt das eigentlich?

Gott loben schafft eine Blickänderung. Loben richtet den Blick weg von mir und meinen Umständen hin auf ihn. Auf Gott, dessen Möglichkeiten weitaus größer sind als meine Fähigkeiten. Und das macht mich unabhängiger von Menschen, Meinungen und Material. Gotteslob relativiert mein Leben. Relativieren bedeutet eine Sache in einen neuen Bezug setzen. Im Lob Gottes setze ich meine Probleme, Nöte und Schwierigkeiten in den Bezug der Möglichkeiten Gottes. Das gibt mir eine neue Sicht und lässt mich zuversichtlich in den Tag gehen. Und wenn etwas schiefgeht und mir mein Atem stockt, dann denke ich an den Psalmdichter David, der zu sich selbst sagte: „Lobe den Herrn, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan!“ (Psalm 103,2). Das Wort Seele meint im Hebräischen auch Kehle, Atem, Hals. Könnte bedeuten: Gerade wenn mir die Kehle zugeschnürt ist oder mir etwas in die falsche Kehle gerutscht ist, mir das Wasser bis zum Hals steht, mein Atem stockt und ich mit mir selbst beschäftigt bin. Gerade dann ist diese Blickänderung angesagt: „Lobe den Herrn meine zugeschnürte Kehle, lobe den Herrn, mein dicker Hals. Lobe den Herrn, mein heißer Atem. Lobe den Herrn. Du bist es doch, der mein Leben trägt und erhält. Und wenn du mir heute die Tür öffnest, dann gestaltest du auch den Raum, in den ich jetzt gehe.“

Aber auch dies klingt dabei an: "Lob sei dir auch unter Tränen, Lob sei dir, der dennoch liebt. Stille unseres Herzens Sehnen und erfreu, was noch betrübt. Lass dein Kreuz noch leuchtend stehen, mitten in der wirren Welt. Siegend lass dein Banner wehen, Christus, Heiland, Herr und Held."

Das überzeugendste Gotteslob kommt nicht von der Bühne, sondern von Menschen, die in großem Leid stehen und die in ihren Ängsten und Verzagtheiten Blickwechsel wagen und zitternd beten: „Wenn ich auch gar nichts fühle von deiner Macht, du bringst mich doch zum Ziel auch durch die Nacht.“

Ja, Gott loben ist wirklich ein „köstlich Ding“ – eine Kostbarkeit, die mir guttut und mich zuversichtlich leben und verwegen glauben lässt. Auch heute und deshalb setze ich gerne dieses Pluszeichen vor meinen Tag.

Autor/-in: Friedhelm Geiß