16.08.2023 / Wort zum Tag

Das Glück genießen

Wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten und bleibet nicht.

1. Chronik 29,15

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Das Glück pur genießen. Die Stunde des Erfolges auskosten. Innehalten und sich freuen. Ich wünsche Ihnen viele solche Erfahrungen. Das ist schön und gleichzeitig können wir weder Erfolg noch Glück festhalten. Wer das nicht wahrhaben will, fällt nach einer Hoch-Zeit in ein tiefes Loch. Ich habe das früher als Jugendlicher nach erlebnisreichen Sommerfreizeiten erfahren. Die Zeit war so schön gewesen. Doch das Hochgefühl schwand schnell. Die Realität von Elternhaus und Schule im Alltag war oft genug ernüchternd. Es gibt kein Konservierungsmittel und selbst die Urlaubsbilder vermitteln nur den Hauch einer Ahnung, wie es wirklich gewesen ist. Fest und Feier sind heute. Ist man ein Spiel- und Spaßverderber, wenn man an morgen denkt?

Es macht Sinn, ganz im Jetzt zu leben und sich zu freuen, wenn Anlass zur Freude ist. Aber es macht auch Sinn, das Morgen nicht auszublenden. Sich klarzumachen, dass es wieder anders werden kann, wahrscheinlich sogar wird.

In der Bibel wird eine eindrückliche Episode von David berichtet. Nein, nicht, was Sie jetzt vielleicht denken, nicht der sprichwörtliche Sieg über Goliath. Es geht um eine kommende Erfüllung seiner Träume, das Wahrwerden von Verheißungen. Er steht vor dem Beginn des Tempel-Baus, den sein Sohn Salomo ausführen wird. David übergibt die Bau-Pläne, das schon ganz ansehnliche Startkapital und er macht klar: hier wird kein Denkmal für ihn oder für Salomo errichtet, sondern ein Haus Gottes. Nicht dass Gott da wohnen würde, nein, der Tempel ist eine ständige Erinnerung daran, dass er, Gott treu ist und bleibt. Der Schöpfer und Erhalter des Weltalls ist die Konstante. Deshalb sucht David das Gespräch mit Gott. Das eindrückliche Gebet ist überliefert im 2. Buch der Chronik im Alten Testament.

Und an einer Stelle dieses Gebetes heißt es: „Wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden ist ein Schatten und bleibet nicht.“ Wir haben hier keine dauerhafte Bleibe. Wir können unser Leben nicht festhalten. Wir haben begrenzte Zeit.

Diese Erkenntnis klingt erst einmal banal, aber wenn wir sie wirken lassen in unserem Leben, dann hat das Konsequenzen bis in viele Bereiche unseres Alltags.

Im Neuen Testament greift Jesus diese Gedanken auf, als er von einem agilen Unternehmer erzählt, der eine Investition nach der anderen tätigt, aber sein „Leben“ vertagt auf später, weil Business Vorrang hat, und der seine Früchte letztendlich nicht ernten wird, weil er vorher stirbt. Er kann sein Leben nicht festhalten. Wo er von immer mehr träumt, wird ihm gesagt: „Du Narr, heute Nacht ist Schluss“. Du Idiot, sollte man besser sagen, weil Narr doch etwas zu harmlos klingt.

Wie viele vertagen ihr Leben… auf die Familienphase, dann auf die Zeit nach der Familienphase, auf die Karriere, auf den Ruhestand, auf die kommende Fitness, auf…ach setzen Sie hier ruhig ein, was Sie umtreibt.

Mein Tipp: Genießen Sie das Glück pur. Kosten Sie die Stunde es Erfolges aus. Halten Sie immer wieder inne und freuen Sie sich an kleinen und großen Dingen.

Ich wünsche Ihnen viele solche Erfahrungen. Das ist schön. Und gleichzeitig können wir weder Erfolg noch Glück festhalten.

Ja, es gibt ein Leben vor dem Tod. Genießen Sie das Glück jetzt, das Ihnen begegnet, dankbar. Warten Sie nicht auf das größere Stück, das vielleicht niemals kommt.

Und beten Sie das schönste, kurze Gebet öfter mal: Gott sei Dank!

Autor/-in: Pfarrer Hans-Georg Filker