17.12.2023 / Wort zum Tag

Darauf kannst du bauen!

Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue.

4. Mose 23,19

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… Ja, Gott ist Gott, wahrhaftig und zuverlässig für immer. Auf ihn ist Verlass! Er zieht seinen Plan durch – und das ist ein guter Plan!

So entdeckt es staunend Bileam, der diesen Satz sagt! König Balak hat ihm viel Geld geboten, damit er das Volk Israel verflucht; sie durchziehen Balaks Gebiet, das macht ihm Sorge! Bileam ist angetan von der Belohnung; er fragt Gott, was er tun soll - dabei ist Bileam gar kein Israelit, er ist ein moabitischer Zauberer, ein „Medium“, würde man heute wohl sagen. Gott sagt ihm: „Nein, du darfst die Israeliten nicht verfluchen!“ Bileam sagt dem Boten des Königs also „Nein! Tu ich nicht!“ Auf erneute Anfrage aber kommt er dann doch mit – vielleicht sagt Gott ihm ja unterwegs doch noch was anderes? Die Belohnung ist halt doch sehr verlockend… Er eiert wirklich herum, hin- und hergerissen vom klaren Wort Gottes - und dem Glück andererseits, das er haben könnte…

Und das kenne ich nur zu gut, dieses „Rumeiern“: Blöd, da hab ich zugesagt zu kommen; aber Lust habe ich nicht für 5 Cent, wie kann ich mich davor drücken? Eine Ausrede? Eine – naja wirklich nicht schlimme! - Notlüge?        

Da gab es doch mal den Versuch, ich glaube, es war zu der Fastenaktion: „7 Wochen ohne“ - da versuchte einer sogar, ein ganzes Jahr lang nicht zu lügen. Das Ergebnis: das geht gar nicht! Nicht mal einen Tag lang! Da fragt mich einer: „Wie geht es dir?“ – ich antworte „Danke, gut!“ – dabei geht es mir grade schlecht, aber das will ich dem nicht sagen, das geht ihn nichts an; am Ende fragt er mich aus; oder er will es gar nicht wissen und ich bringe ihn in Verlegenheit. Da zeigt mir eine Frau ihr neues Wohnzimmer, und ich sage: „Interessante Einrichtung“, denn ich finde es hässlich, es ist überhaupt nicht mein Stil. Wieder eine Lüge - ? Aus Selbstschutz, aus Höflichkeit – ist Liebe nicht noch wichtiger als die knallharte Wahrheit? Aus Liebe etwas freundlicher sagen – um den anderen nicht zu verletzen. Oder ihn nicht zu entmutigen, wie ein Schüler als Beurteilung bekommt: „Im Verhalten ist noch Luft nach oben“ - zu Deutsch: „er stört manchmal sehr und könnte rücksichtsvoller sein“. Manchmal müsste ein direktes und ehrliches Wort auch sein; aber was hilft es, dem anderen die Wahrheit um die Ohren zu hauen?

Ja, die Wahrheit hat es schwer, und ich bin entsetzt, wie auch in der Politik gelogen wird, dass sich die Balken biegen: Da wird aus „Krieg“ eine „Spezial-Operation“, und wer das K-Wort ausspricht, kann bestraft werden! Wem kann ich da noch vertrauen? Ist nicht Politik ein schmutziges Geschäft?

Auch im privaten Leben? Ich will sich das Leben leichter machen oder den anderen nicht verletzen. Doch: Vertrauen wird zerstört, wenn ich lüge und es kommt raus.

Bei Bileam geht es um ein ganzes Volk, das geschädigt werden soll. Bileam möchte Gott gehorchen, das ist für ihn heilig, und er lebt ja auch beruflich davon, genau Gottes Worte weiterzusagen. Er hofft darauf, dass Gott es „vielleicht nicht so gemeint hat“ und ihm doch erlaubt, wenigstens ein bisschen zu verfluchen und dann doch die Belohnung zu kriegen. Vielleicht hatte er sich auch verhört?

Und Gott geht mit: ihn tötet nicht auf der Stille ein Blitz. Ein Esel beginnt zu sprechen, ein Engel steht im Weg - und Bileam merkt: es ist Gott ganz ernst mit seinem Segen über Israel. König Balak ist zornig, weil er das Volk segnet. Und dann sagt Bileam diesen Satz: „Gott ist nicht ein Mensch, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereue.“

Schade für Bileam – er kriegt die Belohnung nicht, aber gut für uns – Gott hält sein Wort! Daran will ich denken, wenn ich mich schäme: ich habe etwas wieder nicht hingekriegt - aber Gott ist treu, das ist meine Grundlage, meine Freude. Unglaublich, aber wahr! Gnade, lauter Gnade über mir! In einem alten Lied heißt es:

„Darf ich wiederkommen mit derselben Schuld? Hast du nicht verloren, endlich die Geduld?

Nein, das ist unmöglich, du getreuer Gott, eher fällt der Himmel, eh mich täuscht dein Wort“.

Autor/-in: Pfarrerin Renate Schmidt