13.02.2022 / Wort zum Tag

Christus stört bei uns nie?!

Gebt acht, ich stehe vor der Tür und klopfe an! Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich bei ihm einkehren. Ich werde mit ihm das Mahl halten und er mit mir.

Offenbarung 3,20

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Ich stehe vor einer Haustür. Angemeldet habe ich mich nicht. Ich möchte mich einfach erkundigen, wie es den Leuten geht. Als Pfarrer interessiert mich das.

Doch, werde ich willkommen sein oder «störe ich gerade»? Soll ich anklopfen?

Ja, bei manchen Bauernhäusern in unserer Landgemeinde wird tatsächlich noch an die Türe geklopft. Ich tue das meist kräftig. Das ist nötig. Trotzdem werde ich längst nicht immer gehört. Und wenn doch, wechseln wir manchmal einfach ein paar Worte draußen vor der Tür. Gerade in der Coronazeit. Das ist für mich selbstverständlich in Ordnung. Ich wurde ja nicht gerufen und will mich nicht aufdrängen.

Erstaunlich oft aber werde ich hereingebeten. Was wird diese Begegnung wohl bringen?

Der heutige Tagesvers aus Offenbarung 3,20 schildert eine ähnliche Situation:

„Gebt acht, ich stehe vor der Tür und klopfe an! Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich bei ihm einkehren. Ich werde mit ihm das Mahl halten und er mit mir.“  (Offenbarung 3,20)

Es ist Jesus Christus, der da spricht und anklopft. Er tut es hier nicht ungefragt und auch nicht bei einer Einzelperson. Die Worte sind an die Gemeinde in Laodizea gerichtet. Diese Gemeinde im Gebiet der heutigen Türkei ist wohl mancher unserer Kirchgemeinden recht ähnlich.

Die Mitglieder dieser Gemeinde sind einigermaßen zufrieden. Geistlich und materiell scheint sich die Gemeinde in der Komfortzone zu bewegen. «Bei uns alles in Ordnung.», etwa so lautet die Selbstwahrnehmung.

Bei dieser Gemeinde also klopft Christus an. So sollte es sein. Um ihn geht es ja in christlichen Gemeinden. Ob er eingelassen wird, wissen wir aber nicht. Vielleicht «stört» Christus gerade. Es läuft doch alles einigermaßen rund.

«Wir feiern Gottesdienst, bitte nicht stören.» - Das steht gelegentlich an Kirchentüren.

In meiner vorherigen Gemeinde haben wir stattdessen geschrieben: «Wir feiern Gottesdienst, bitte leise eintreten.» Und das «leise» könnte man gut streichen.

Erst recht gilt das für Christus: «Wir feiern Gottesdienst, bitte eintreten.»

Oder: «Ich lese in der Bibel – Störung erwünscht.».

Als Kirche, als Gemeinden können wir es uns nicht leisten, Christus zu überhören und außen vor zu lassen. Wie schnell richten wir uns sonst in der Komfortzone ein und drehen uns um uns selbst. Wir bleiben zwar bemüht, aber doch auch irgendwie lau, weder warm noch kalt. 

«Achtgeben» und offen bleiben für Christus ist gefragt. Dazu fordert diese Bibelstelle uns eindringlich auf.

Das Ermutigende daran ist, dass Christus weder die Gemeinde in Laodizea noch uns abgeschrieben hat oder verloren gibt: Gebt acht, ich stehe vor der Tür und klopfe an! Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, werde ich bei ihm einkehren.

Autor/-in: Andreas Schenk