22.04.2018 / Wort zum Tag

Bewahrt werden

Jesus betet: Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.

Johannes 17,15

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Das Abschiedsgebet Jesu ergreift mich jedes Mal, wenn ich es lese. Es sind die letzten Worte Jesu bevor sein Leiden anfängt, die uns Johannes überliefert. Jesus betet nicht für sich selber, obwohl er genau weiß, was ihm bevorsteht. Er bittet für seine Jünger, er bittet damit für uns. Und wie er das tut!

Eine dieser Bitten bildet den heutigen Tagesvers. Es ist Jesus klar, dass wir mit dem Bösen konfrontiert sind. Wir sind passiv damit konfrontiert, indem wir darunter leiden, indem wir andere darunter leiden sehen. Wir sind aktiv damit konfrontiert, indem die Versuchung an uns herantritt, selber böse zu handeln.

Petrus schreibt in seinem ersten Brief: „Euer Widersacher, der Teufel, geht um wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“ (1. Petrus 5,18)

Und dieses „Verschlingen“ ist nicht abstrakte Theorie. Der Teufel kennt unsere Schwachstellen. Der brave Buchhalter unterschlägt Geld, der strahlende Gemeindeleiter bricht die Ehe usw.

Im Unser-Vater-Gebet lehrt uns Jesus beten: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ (Matthäus 6,13)

Wir machen die Bitte Jesu aus dem Abschiedsgebet zur unseren, indem wir das Mustergebet Jesu sprechen: Lass uns nicht in Gefahr geraten, dir zu misstrauen, sondern löse uns aus den Fesseln des Bösen. Dabei dürfen wir uns auf die Verheißung Gottes abstützen, von der Paulus schreibt:

„Gott aber ist treu: Er wird nicht zulassen, dass ihr über eure Kräfte versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausweg schaffen, dass ihr die Kraft habt, sie zu bestehen.“ (1. Korinther 10,13)

Jesus bittet nicht darum, dass wir aus der Welt genommen werden. Die „Welt“, das ist das ganze undurchschaubare Spiel von Kräften und Gegenkräften, das ganze Gemisch von Wunderbarem und Schrecklichem, das verwirrende Geflecht von Gut und Böse. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir kamen schon Gedanken an Weltflucht. Ach, könnte ich doch das alles hinter mir lassen! Zumal wir selber ja nicht einfach außenstehende Betrachter sind, sondern wir sind gezwungen, im ganzen Gemenge mitzumischen. Dabei gibt es so manches, das uns ins Schleudern bringt.

Jesus bittet seinen Vater im Himmel, dass er uns „vor dem Bösen bewahrt“. Nehmen wir das als Verheißung für den heutigen Tag. Stellen wir mutig unseren Mann, unsere Frau, mit Jesus im Herzen, der uns die Kraft geben wird, in der Welt zu bestehen.

Jesus, bewahre mich vor dem Bösen. Lass mich auf deinen Wegen gehen, damit ich nicht in die Fänge des Bösen gerate.

Autor/-in: Pfarrer Alexander Nussbaumer