10.02.2020 / Wort zum Tag

Behüt dich Gott

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Wenn ich an meine Kindheit denke, dann ist eine Erinnerung ganz präsent. Nämlich die, als unser Vater uns an jedem Morgen zuerst liebevoll weckt und dann ein leckeres Frühstück zubereitet. Jeden Tag gibt es Brötchen vom Bäcker um die Ecke - und manchmal sogar Nutella aus dem Westen. Das ist für mich eine besondere Zeit, weil er dann - meist für den gesamten Tag - in seiner Zahnarztpraxis verschwindet und uns erst zum Gute Nacht sagen wieder begegnet. Und immer gibts von ihm beim Verabschieden in die Schule den Abschiedswunsch: „Behüt dich Gott!“.

Behüt dich Gott – ein Segen, der für einen ganzen Tag mit mir geht. Zu meiner Kindheit gehört er einfach dazu. Später, als ich selber eine Familie habe, verabschiede ich unsere Kinder ebenfalls mit diesem Gruß. Und bis heute sage ich Kindern, Enkeln und guten Freunden beim Abschied dieses „Behüt‘ dich Gott“. Es ist keine Floskel, sondern ein Wunsch und eine Bitte an Gott.

Ähnlich ging es den Aposteln. Bevor sie eine Reise antreten, werden sie auch von den Christen der jeweiligen Städte gebührend verabschiedet. Mehrmals lese ich in der Apostelgeschichte in den Abschiedsberichten: Wir knieten nieder und beteten.

Was ist das Besondere an einem Abschied, dass dieser Wunsch: „Behüt dich Gott“ plötzlich so wichtig wird? Der Aufbruch in eine unbekannte Zukunft? Die Gefahren einer Reise mit allen Unwegsamkeiten? Vielleicht auch der Schmerz einer zeitlichen oder dauerhaften Trennung?

Bei den Reisen der Apostel sind alle Gründe denkbar. Sie haben viel vor. Dabei wissen sie wenig über das, was sie erwartet. Für sie ist der Heilige Geist ihr Navigationsgerät. Er führt sie zum nächsten Ziel ohne, dass sie vorher die Route berechnen können. Also eine ziemlich ungewisse Sache.

Wenn uns unser Vater verabschiedete, war der Tag sicher weniger gefährlich. So wird es wahrscheinlich bei den meisten von uns gehen. Und trotzdem ist es gut und wichtig, auch die kleinste Reise unter Gottes Segen zu stellen und dem Reisenden ein „Behüt dich Gott“ zu sagen. 

Etwas anderes wird mir dabei noch bewusst, wenn ich beim Abschied bete oder „Behüt dich Gott“ sage. Eigentlich mag ich keine Abschiede. Sie machen mich oft so hilflos. Ich gebe meine Verantwortung aus den Händen. Mein unmittelbarer Einflussbereich endet bei einem Abschied. Weg ist eben weg.

Dann ist für mich ein Segensgebet so etwas wie ein letztes Geschenk, was ich mitgeben kann. Ein Liebesdienst für den, den ich ziehen lassen muss. Mit meinem Gebet übergebe ich meine Lieben ganz bewusst in die Hände eines Größeren, von dem ich weiß: Er geht mit! Und das ist für mich beruhigend.

So ist nicht nur der, der geht, beschenkt. Sondern auch ich, die ich an Gott loslassen darf.

Und was ist dann, wenn etwas Unheilvolles auf dem Weg geschieht? Trotz Gebet und Segen?

Das ist zuerst einmal genauso schlimm, als wenn nicht gebetet wird. Da gibt’s nichts zu beschönigen. Und doch ist es anders. Weil diese Menschen unter Gottes Schutz stehen, dürfen wir sie auch dort wissen. Und das gilt in jeder Lebenssituation, egal, wie sie aussieht. Es macht das Schlimme nicht besser. Aber es ist gekoppelt an die Allmacht unseres großen Gottes. Und dieser allmächtige Gott verliert uns alle keinen Moment aus dem Blick. 

Darum: Behüt Sie Gott – an diesem Tag

Autor/-in: Silke Stattaus