21.01.2020 / Wort zum Tag

Befreit

Ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat, dass ihr nicht ihre Knechte bleibt, und habe euer Joch zerbrochen und habe euch aufrecht einhergehen lassen.

3. Mose 26,13

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Sie hatte sich befreit. Von dem narzisstischen Gewaltherrscher, der sie einmal verzaubert hatte. Der sie auf Händen getragen hatte. Aber nur, damit sie ihn bewunderte. Überhaupt war es wohl das, was er immer und überall und von jedem einforderte: Bewunderung. Als ihre Bewunderung kleiner geworden war, weil mehr und mehr die dunklen Seiten seiner Persönlichkeit zum Vorschein gekommen waren, hatte er sie mit denselben Händen, mit denen er sie früher getragen hatte, geschlagen. Endlich hatte sie sich befreit. Oder besser: Hatte sie sich befreien lassen. Denn alleine kommt man aus einem solchen Gefängnis nur selten wieder raus. Sie hatte menschliche Hilfe. Weise Berater. Beherzte Freunde. Und sie hatte Gott. Den Befreier.

Dann hatte sie ihn getroffen. Der war so wie er, von dem sie sich befreit hatte, auch gewesen war in den ersten Monaten ihrer Beziehung. Charmant. Gewinnend. Verführerisch. Er hatte sie auf Händen getragen. Bis - sie eines Tages merkte, dass sie auf dasselbe böse Spiel herein gefallen war. Sie hatte das eine Gefängnis verlassen, um in einem anderen zu landen.

So geht das oft und leider immer wieder. Weil die alten Muster sich tief in unsere Seele eingebrannt haben und wir meist gar nicht anders können als uns nach ihnen zu richten in unseren kleinen und großen Entscheidungen. Sind wir frei? Wollen wir überhaupt frei sein? Können wir‘s? Darüber streiten die Gelehrten seit Jahrhunderten. In der Bibel lese ich: Nein, wir sind es nicht. Jenseits von Eden sind wir versklavt an tausend Herren, nicht zuletzt an uns selbst.

Augustinus hat einmal beklagt, die angebliche menschliche Freiheit sei nichts als ein Rasseln mit unseren Ketten. Was wir jeden Tag erleben können. Der amerikanische Theologe William Willimond schreibt: „Im Supermarkt des Verlangens ist es unser Schicksal, endlos zu konsumieren und nie wirklich zufrieden zu sein.“

Gott weiß das. Gott kennt uns. Und er liebt uns. Eine Schlüsselgeschichte dazu erzählt die Bibel.

Gott hatte Israel, sein geliebtes Volk, in einem wirklich aufwändigen Prozess aus der Gefangenschaft in Ägypten heraus geholt. Um nur wenig später sehen zu müssen, wie sich eben dieses Volk allzu bereitwillig anderen Herren unterwarf. Sogar einem menschengemachten Goldenen Kalb. „Ich habe euch doch befreit!“ lässt er den Menschen sagen. „Ich habe euch doch ermöglicht, dass ihr in wirklicher Freiheit leben könnt! Ich habe doch dafür gesorgt, dass ihr wieder aufrecht gehen könnt, dass euch nichts und niemand mehr beugen kann. Nun unterwerft euch doch bitte bitte nicht neuen Sklavenhaltern!“

Paulus schreibt später an die Galater und damit auch an uns: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“

Was ist der Ausweg?

Wirkliche Freiheit gibt es nur in der Bindung an Jesus Christus. Heißt: Wer nicht von anderen Herren versklavt werden möchte, auch nicht von sich selbst, auch nicht von den Mustern, die sein Leben bestimmen, der muss sich an Jesus binden. Da ist Freiheit. Aber auch nur da. Ein anderes Bild: Wer seine Knie vor Jesus beugt, muss sich von Menschen nicht mehr beugen lassen, er kann aufrecht stehen, aufrecht gehen, aufrecht leben.

Ich will das lernen. Immer wieder neu. Ich will das einüben. Jeden Tag.

Autor/-in: Jürgen Werth