09.07.2021 / Wort zum Tag

Barmherzigkeit gefragt

Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.

Psalm 103,8

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Das Wort der Herrnhuter Losung für heute steht im Gesang- und Gebetbuch der Bibel, in den Psalmen. Psalm 103, Vers 8: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.“

Barmherzig – da klingt bei mir die Jahreslosung an, die für dieses Jahr 2021 herausgegeben wurde. „Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36) Wir sind also aufgefordert, barmherzig zu sein – und das schon ein halbes Jahr lang.

Und wie sieht es aus mit der Barmherzigkeit? Ich beklage eine zunehmende Unbarmherzigkeit unseren Politikern gegenüber und eine Gereiztheit gegen Menschen, die eine andere Meinung haben. Demonstranten brüllen ihren Hass in die Mikrofone der Reporter und das Internet ist zur Waffe geworden gegen alle, die nicht der Meinung des Verfassers sind. Hassmails mit Drohungen kommen bei vielen an, die sich oft bis zur Erschöpfung für andere einsetzen. Ist uns der Maßstab für ein konstruktives Miteinander verlorengegangen?

Klar, die Coronapandemie nervt uns alle, aber wo bleibt die Barmherzigkeit gegenüber denen, die sich mit viel Verantwortung um den Gesundheitszustand unsers Volkes bemühen? Es geht um mehr als um Friseurtermine, Partys und geöffnete Schuhgeschäfte. Es geht darum, dem unheimlichen Virus das Handwerk zu legen und auf den Intensivstationen geht es um Leben und Tod.

Was ist der Maßstab in so angespannten Situationen: Die Losung von heute zeigt eine Richtung an: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.“

Von ihm können wir lernen. Wie geht er denn mit uns Menschen um? Er haut nicht gleich drauf, wenn wir anderer Meinung sind, er kündigt uns nicht die Freundschaft, wenn wir mit unseren Versuchen Gutes zu tun scheitern. Unser Gott sieht, wo wir uns in eine Sache verrannt haben und hilft uns geduldig wieder zurück auf einen gangbaren Weg. Seine Gnade ist es, dass er uns nicht fallen lässt, wenn wir ihm gegenüber bockig und ablehnend gewesen sind. Barmherzig heißt: Er hat ein großes Herz gegenüber seinen geliebten Menschen, auch wenn sie ihn und seine Gebote ablehnen. Er will uns nicht durch Zwang und Strafen zu sich zurückbringen, sondern durch seine Liebe, die uns nachgeht, zumindest auf uns wartet, bis wir zur Vernunft gekommen sind.

Und dann zahlt er sogar noch für das, was schiefgelaufen ist. Sein Sohn Jesus zahlt mit seinem Blut für unsere Schuld, für unseren Hass und für unsere Unbarmherzigkeit – wenn das nicht ein barmherziger Gott ist?

Übrigens hat Jesus einen Satz zum Thema gesagt, der weit über unsere Einstellungen und unser Verhalten hinausgeht: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ (Matthäus 5, Vers 7)

Das ist eine Zielangabe, ein Maßstab für unser Verhalten in dieser schwierigen Zeit. Mit der Jahreslosung bleibt uns noch ein halbes Jahr, die Barmherzigkeit unseres Gottes in kleiner Münze auszuteilen.

Autor/-in: Albrecht Kaul