09.08.2013 / Buchrezension

„Außergewöhnlich“ – Kinder mit gewissem Extra

Conny Wenk veröffentlicht ein Buch über Kinder mit Down-Syndrom.

Wer ein Herz für Kinder hat, wird auf jeder Seite dieses Buches mindestens eine Träne vergießen. Nicht, weil dort traurige Schicksale beschrieben werden, sondern weil Conny Wenk in „Außergewöhnlich“ auf berührende Art und Weise viele glückliche Familien vorstellt, die sich von der Diagnose Trisomie 21 nicht haben unterkriegen lassen.

Wenk’s eigene Tochter wurde vor elf Jahren mit dem Down-Syndrom geboren. Diese unveränderbare genetische Besonderheit ist auch als Trisomie 21 bekannt – weil das Chromosom Nr. 21 dreimal statt zweimal in den menschlichen Zellen vorhanden ist. In dem großformatigen Buch berichtet Wenk auf 128 Seiten von ihren positiven Erfahrungen mit ihrem eigenen und anderen Kindern mit Down-Syndrom. Sie beschreibt diese Kinder liebevoll als „Kinder mit gewissem Extra.“

Glückliche Familien mit Trisomie 21?

Das Buch handelt dabei nicht nur von ihrer Tochter Juliana. Wenk lässt dreizehn Mütter zu Wort kommen, die in kurzen Erzählungen von ihren Kindern berichten, die alle eins verbindet: das Down-Syndrom. Die Frauen beschreiben in diesen Beiträgen, wie sie die Diagnose erfahren haben und sich auf das Leben mit einem behinderten Kind einließen. Man könnte meinen, dadurch wäre das Buch eine Sammlung trauriger Geschichten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Alle Berichte aus den Familien machen Betroffenen Mut und berühren und beeindrucken Außenstehende. Denn die Botschaft der Frauen ist: Das Down-Syndrom macht nicht unglücklich, sondern es bereichert das Leben der ganzen Familie.

Wenk liefert nicht nur ein Ermutigungsbuch für Betroffene, sondern macht deutlich, dass „normale“ Menschen viel davon lernen können, wie selbstbewusst und einfühlsam Kinder mit Trisomie 21 durchs Leben gehen. Neben den ehrlichen und zugleich fröhlichen Lebensberichten beinhaltet das Buch einige vertiefende Kurzgeschichten. Als besonderes Highlight sind die vielen Farbfotos zu nennen. Conny Wenk ist nämlich auch leidenschaftliche Fotografin und bringt die Botschaft des Buches nicht nur durch den Text, sondern auch durch viele Bilder zum Ausdruck. Jede Mutter, die ihre Geschichte in „Außergewöhnlich“ erzählt, ist darauf mit ihrer Familie zu sehen. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Kleinen mit dem gewissen Extra.

Keine Berührungsängste mehr mit dem Down-Syndrom

Ein Buch von Müttern über ihre Kinder: Für wen ist „Außergewöhnlich“ interessant? Die Leser erwartet ein Potpourri aus wahren und dadurch äußerst berührenden Geschichten von Menschen, die es nicht leicht haben und trotzdem glücklich und lebensfroh sind. Hinzu kommen viele professionelle Bilder, die den bewegenden Lebensberichten wortwörtlich ein Gesicht geben. Das Buch ist ein Muss für Menschen, die in ihrem Umfeld unmittelbar mit dem Down-Syndrom konfrontiert sind. Alle anderen ermutigt es, über den Wert ihres Lebens nachzudenken und es dankbar anzunehmen. Es geht außerdem einer unterschwellig ständig präsenten Frage nach:  Wann gilt ein Mensch eigentlich als „normal“?

Des Weiteren schafft Conny Wenk es, Berührungsängste abzubauen und über ein Thema aufzuklären, das zu Unrecht für viele Menschen ein Tabu darstellt. Das Buch ist 2004 bereits erschienen, wurde nun aber mit neuen Geschichten und Fotos ausgestattet. Dadurch ist es auch für Leute interessant, die bereits Bücher der Autorin kennen. Wie passend für den Ausklang der Sommerferien: „Außergewöhnlich“ ist unterhaltsam und vermittelt Lebensfreude.