15.01.2024 / Wort zum Tag

Auf Gott ist Verlass!

Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!

Römer 8,15

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Der Apostel Paulus breitet vor den Christen in Rom, die er wohl noch nicht persönlich kennt, den großen Wurf der göttlichen Heilsgeschichte aus. In seinem längsten Brief an eine Gemeinde geht er weit in die Tiefe und die Details. Im Zentrum steht die Rettung aus Gnade allein, das neue Leben aus dem Heiligen Geist, die göttliche Erwählung als Grund für unser Heil und die bleibende heilsgeschichtliche Bedeutung des Volkes Israel. Und immer wieder macht Paulus deutlich, dass es beim Evangelium nicht in erster Linie um eine Korrektur beziehungsweise eine Erweiterung der bisherigen jüdischen Dogmatik geht, sondern um eine wirksame und reale Lebensveränderung für diejenigen, die an den Messias Jeshua oder Jesus, den Retter der Welt, zum Glauben gekommen sind. Es geht nicht nur um eine neue Lehre, sondern um neues Leben!

Das wird besonders im Kapitel 8 deutlich:

„Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater (Römer 8,15)!“

Wer vom Geist Gottes bewegt wird, der ist nicht nur Anhänger der – damals ziemlich neuen – christlichen Bewegung in der römischen Welt: nein, er ist vielmehr Kind Gottes, gehört zu dessen Familie, hat den „Geist der Sohnschaft (Kindschaft)“ empfangen. Das ist eine ganz neue Dimension für Menschen, die es gewohnt waren, dem Göttlichen lediglich als Diener und Sklave gegenübertreten zu dürfen. Sie waren es gewohnt, mit allerlei religiösen Leistungen dessen Wohlwollen zu erreichen und zu erhalten. Nie wusste man, ob es reicht, was man anzubieten hatte. Es war immer die Furcht im Hintergrund, die auch einen Martin Luther dazu veranlasste, in seiner Gewissensnot und Unsicherheit die Frage zu stellen: „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“

Paulus antwortet in seinem Brief – und das hat Luther dann später auch aus dem Römer- und Galaterbrief verstanden: den gnädigen Gott haben wir schon! Er hat längst dafür gesorgt, dass wir ohne Angst vor ihn treten dürfen. Er lässt uns nicht mehr unter dem Geist der Knechtschaft inklusive der ständigen Furcht, sondern hat uns den Geist der Freiheit, der Kindschaft gegeben. Wir dürfen ihn „Vater“ nennen! Das hat uns ja Jesus selbst schon gezeigt, als er seinen Nachfolgern das „Vater Unser“ als Gebet ans Herz gelegt hat. Gott als liebender Vater, der sich um seine Kinder kümmert und der eine Beziehung zu ihnen sucht. Das schafft Geborgenheit und Gewissheit – Heilsgewissheit. Kinder gehören zur Familie. Sie verlieren ihren Stand nicht, auch wenn es mal schwierig wird und das Verhältnis kriselt. Wir sind als Christen nicht Gott gegenüber in einem Dienst- oder Angestelltenverhältnis, sondern gehören gnädiger Weise zur Familie unseres Vaters im Himmel.  Das kann uns niemand nehmen! In seiner Selbstvorstellung als „guter Hirte“ (Johannes 10) sagt Jesus von seinen Nachfolgern: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen.“ Darauf ist Verlass!

Autor/-in: Bernhard Heyl