19.04.2009 / Wort zum Tag

Apostelgeschichte 8,18-19.20

Als Simon sah, dass der Geist gegeben wurde, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an und sprach: Gebt auch mir die Macht. Petrus aber sprach zu ihm: Dass du verdammt werdest mitsamt deinem Geld, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt.

Apostelgeschichte 8,18-19.20

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Der Lehrtext schließt mit den Worten des Petrus: “Dass du verdammt werdest mitsamt deinem Geld, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt.” "Na, na, na" - möchte ich sagen. Man kann doch nicht gleich von Verdammnis reden, nur weil ein Mensch eine falsche Meinung über Geld hat und meint, auch in der Kirche sei vieles käuflich. Natürlich ist das nicht richtig, was Simon da will, aber gleich Verdammnis?

Doch sehen wir uns die Geschichte näher an. Da hatte dieser Mann namens Simon mittels magischer Kräfte die Bevölkerung jahrelang in seinen Bann gezogen und besaß großen Einfluss bei den Menschen. Bei einer Evangelisation waren nun viele gläubig geworden und hatten sich auf den Namen Jesus taufen lassen. Auch dieser Simon - so wird ausdrücklich in der Apostelgeschichte gesagt - “wurde gläubig und ließ sich taufen”. Bis dahin war alles in Ordnung. Doch dann lief irgendetwas bei Simon aus dem Ruder.

Kurze Zeit später nämlich kamen Petrus und Johannes aus Jerusalem und legten diesen frisch Getauften die Hände auf, so dass sie die Gewissheit und Freude im Heiligen Geist erlebten. Ehrlicher Kopfglaube und Wassertaufe sind das eine, die Veränderung des Herzens durch Gottes Geist ist das andere. Das geschah offenbar erst jetzt bei der Handauflegung durch die Apostel.

Als Simon nun sah, wie die Apostel durch bloße Handauflegung den Menschen - wohlbemerkt den gläubig gewordenen Menschen! - die Gewissheit und Freude des Heiligen Geistes vermittelten, wollte er das auch können. Er dachte, es gäbe eine bestimmte erlernbare Methode der Handauflegung, durch die man den Heiligen Geist vermitteln könne. Dann hätte er auch wieder wie früher eine gewisse Macht und Einfluss bei den Menschen. Also bot er den Aposteln zum Erlernen dieser Methode Geld. Die Gabe und Vergabe des Heiligen Geistes aber ist nicht Sache einer menschlichen Methode, sondern allein des Herzens, das sich ganz und gar auf Jesus ausrichtet. Diese Freude des Heiligen Geistes und diese geistliche Veränderung meines Herzens darf ich mir im Gebet erbitten. Ich habe die Verheißung Jesu aus Lukas 11: “Wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten!” Aber ich kann mir Gottes Gabe nicht kaufen. Weder durch Geld noch durch gute Werke noch durch irgendetwas anderes.

Das hatte Simon bei allem ehrlichen Kopfglauben und trotz seiner Taufe noch nicht begriffen. Er dachte noch ganz in den alten menschlichen Kategorien: Ich muss mir alles im Leben selbst erwerben. Und was wollte er sich erwerben? Das Ansehen bei den Menschen, ein gutes Image. Und da ist Geld immer noch ein gutes Mittel.

Auch heute soll es das geben, dass jemand meint, in der Gemeinde Jesu könne man sich kirchliche Posten bzw. Ansehen und Einfluss erwerben. Es muss ja nicht durch Geld sein. Es gibt ja auch andere Möglichkeiten, Stimmen und Stimmung für sich zu sammeln. Andere, die das nicht schaffen, sind dann betrübt über ihre mangelnden Chancen und neidisch auf die, die das können. Sie denken also auch an ihr Image.

Genau diese Haltung, die auf das eigene Image aus ist, meint Petrus mit Verdammnis. Das ist die Hölle - auch schon auf Erden -, dass es uns um die eigene Ehre geht statt um die Ehre Jesu; dass man mehr überlegt, wie man sich selbst in den Vordergrund schieben kann, als wie man Menschen für Jesus gewinnt. Wie aber kann unser eigenes Herz in eine neue Richtung kommen? Petrus sagt dem Simon: Tue Buße und flehe zum Herrn! Diese Neuausrichtung beginnt im Gebet, dass der lebendige Gott uns doch befreie von dem ewigen Drehen um das eigene Ich und das eigene Ansehen bei den Menschen und in der Gemeinde. Stattdessen möge Gott durch seinen Geist uns ganz neu konzentrieren auf das, was Jesus und dem Reich Gottes nützt. Es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Mensch Ja sagen lernt zu der Platzanweisung, die Gott ihm in seinem Leben gegeben hat. Das ist der Himmel schon auf Erden.
Autor/-in: Pfarrer i. R. Jürgen Blunck