05.09.2011 / Wort zum Tag

Apostelgeschichte 7,48

Der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit HÄnden gemacht sind.

Apostelgeschichte 7,48

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Ich habe, wie man so sagt, zwei linke Hände. Mir gelingt längst nicht alles, was ich zur Hand nehme. Und eigentlich stört mich das auch nicht. Dafür staune ich oft, was andere Menschen mit ihren Händen alles zustande bringen. Da entstehen filigrane, winzige Gegenstände und geniale riesige Bauwerke.

„Handarbeit“, „eigenhändig“ – das gilt auch heute noch als Qualitätsmerkmal. Und mancher Mensch arbeitet mit seinen Händen bewusst zu Ehren Gottes.

Doch auch geschickte Hände stoßen an Grenzen: „Der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.“ Dieser heutige Lehrvers steht in Apostelgeschichte 7,48. Stephanus sagt diese Worte und verurteilt sich damit quasi selber zum Tod: kurz darauf wird er gesteinigt. Stephanus wurde vorgeworfen, er habe bezüglich des Tempels gesagt: „Jesus wird diese Stätte zerstören und die Ordnungen ändern, die uns Mose gegeben hat.“

Menschen versuchen, es sich im Leben gut einzurichten … auch mit Gott. Ein Tempel, Gebote, Ordnungen … das alles macht Gott berechenbarer. Da weiß man, was man zu tun und zu lassen hat. Darum war es gefährlich, wenn einer den Tempel zerstören und die Ordnungen ändern wollte. Jesus aber hatte in seinem Leben die Bedeutung des Tempels relativiert und manche Gebote und bestimmte Auslegungen in Frage gestellt. So sahen es jedenfalls gewisse jüdische Kreise. Für sie war Jesus Christus nicht berechenbar. Die Gleichung von Gottes unbedingter Liebe und Gnade können wir nicht nachvollziehen. Und sie erschüttert manch wohlkonstruiertes Glaubenshaus. Deshalb waren Jesus und seine Nachfolger für manche suspekt oder gar gefährlich.

Stephanus hielt trotzdem an Jesus Christus fest. Dieser hatte sein Herz berührt. Dabei wusste Stephanus  dass auch seine eigene Beziehung zu Gott nicht von ihm selbst, also menschgemacht war. Aber Gottes Berührung, sein Geist bewegte viel.

Das machte ihn sicher. An der Liebe Jesu Christi und an der Liebe Gottes zweifelte Stephanus nicht. Er brauchte nicht goldene Kälber, prunkvolle Bauten oder fromme Werke, um sich Gottes Zuwendung gewiss zu sein.
Denn, was können fromme Worte und gute Werke schon bewirken, wenn Herz und Ohren „unbeschnitten“ bleiben und sich die Menschen nicht auf Gottes Gnade einlassen?

Auch Saulus war dabei und hörte die Verteidigungsrede des Stephanus. Und er hatte Gefallen an seinem Tod. Doch nach dem Tod von Stephanus erschien ihm Jesus. Und nach Apg. 17, 24-25 brauchte Paulus selbst später in Athen ganz ähnliche Worte: Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.
 
Deutlicher kann man es nicht sagen. Gott hat uns und unsere selbst gebauten Tempel nicht nötig. Aber wir ihn. Und wenn wir ihn einladen, kann unser Leben zu seinem Tempel werden.
 

Autor/-in: Andreas Schenk