28.05.2011 / Wort zum Tag

Apostelgeschichte 5,29

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Apostelgeschichte 5,29

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Die Apostel hatten die staatlichen Anordnungen missachtet. Die Staatsvertreter hatten ihnen zwar nicht den privaten Glauben, wohl aber das öffentliche Verkündigen der Botschaft von Jesus verboten. Die Apostel hatten sich nicht an das Verbot gehalten. Jetzt waren sie angeklagt. Zu ihrer Verteidigung sagen sie: “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, also auch mehr als der Staatsmacht.

Nun gehört Gehorchen nicht gerade zu den Lieblingswörtern in unserer Gesellschaft. Es hat in unserer auf Selbstbestimmung pochenden Gesellschaft sogar einen ausgesprochen negativen Klang. Vielleicht lohnt es sich gerade deswegen, einen Moment über das Gehorchen nachzudenken.

Ich behaupte: wir alle ohne Ausnahme leben so, dass wir handeln, nachdem wir gehorcht haben. Wir horchen auf eine Stimme und gehorchen dieser Stimme. Die Frage ist nur: auf welche Stimme horchen wir und welcher Stimme gehorchen wir dann?
- die einen horchen auf die Stimme ihrer Eltern, Lehrer oder Vorgesetzten. Vielleicht gehorchen sie aus Liebe und Respekt zu ihnen, vielleicht murren sie auch, aber sehen keine andere Möglichkeit als zu gehorchen.
- andere horchen auf das, was in ihrer Clique oder in der Gesellschaft gerade üblich ist. Sie wollen nicht Außenseiter sein und gehorchen also dem Trend ihrer Zeit.
- die dritten fühlen sich sehr frei von anderen Menschen und horchen nur auf sich selbst, auf das, wozu sie gerade Lust haben. Sie gehorchen ihren Gefühlen oder gar ihren Trieben. Und merken am Ende gar nicht mehr, wie süchtig, wie selbstsüchtig sie geworden sind.

Jetzt kommen die Apostel und sagen: Es gibt noch eine ganz andere Möglichkeit des Gehorchens, denn es gibt in dieser Welt noch eine ganz andere Stimme, nämlich die Stimme des lebendigen Gottes. Dieser Stimme zu gehorchen, bedeutet für uns keine Unterdrückung, sondern macht uns im Gegenteil erst richtig frei. Frei von den Trends der jeweiligen Zeit, frei von den vielfältigen Ego-Trips, frei aber auch von der Angst um das eigene Image und das eigene Leben.

Rückzug auf den privaten Glauben lautete die Stimme der öffentlichen Meinung - Verkündigung der Botschaft Jesu in aller Öffentlichkeit, lautete die Stimme Gottes. Auch wenn ihr eigenes Leben dabei in große Gefahr gerät, die Entscheidung der Apostel ist sonnenklar: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Dies hat uns ein junger Afrikaner vor über 20 Jahren auf einer Weltkonferenz eindrucksvoll bezeugt. Von einer Insel vor Afrika war er aufs afrikanische Festland gekommen. Dort war er Christen begegnet und selber Christ geworden. Nun sah er seinen Auftrag darin, auch seiner Heimat, in der alle Muslime waren, das Evangelium zu bezeugen. Kaum hatte er damit begonnen, wird er ins Gefängnis gebracht. Dort wird er vor die Wahl gestellt: entweder wirst du wieder ein Muslim oder du wirst einen Kopf kürzer gemacht. Was tut der junge Christ? In Gegenwart der beiden Polizeioffiziere fällt er auf seine Knie und fängt laut an zu beten: “Herr Jesus, du hast gehört, was diese beiden von mir verlangen. Du hast mich doch beauftragt, meinen Leuten dein Evangelium zu bringen. Das geht doch aber nicht, wenn ich wieder ein Muslim werde oder wenn ich getötet werde. Was soll ich denn tun, Herr Jesus?” Die beiden Offiziere sehen sich gegenseitig an und sagen: “Der ist verrückt. Lass ihn laufen.” So entstand auf dieser Insel in den nächsten Jahren eine gar nicht so kleine Gemeinde Jesu, weil ein Christ - noch dazu ein im Glauben sehr junger Christ - der Stimme Gottes mehr gehorchte als der Stimme von Menschen. Und dies, obwohl er in Lebensgefahr war.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Jürgen Blunck