02.03.2009 / Wort zum Tag

Apostelgeschichte 2,41

Die sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an dem Pfingsttage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.

Apostelgeschichte 2,41

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Nennen wir sie Gemeinde XYZ. Vor etwa zehn Jahren hatte diese Gemeinde einen sehr begabten und erfolgreichen Verkündiger, einen ausgesprochen geschickten Rhetoriker, zu ihrem Pastor berufen. Die Gemeinde sollte endlich wieder zahlenmäßig wachsen! Und in der Tat: Seine Predigten zogen viele Leute an. Die Kirche war voll. Mit seiner lebensnahen und Bibel-orientierten Verkündigung sprach er mitten hinein ins Leben und Sterben. Und es gab auch einzelne Bekehrungen.

Das aber war dem Leitungskreis der Gemeinde nicht genug. Bei einer Sitzung des Kirchenvorstandes sagte man dem Pastor: »Sie sind jetzt so und soviel Jahre Pastor „unserer“ Gemeinde – und noch immer ist das Gemeindewachstum recht mager. Wir haben uns von Ihnen mehr versprochen! – und weil Sie offenbar nicht in der Lage sind, die Situation nachhaltig zu verändern, möchten wir den Dienstvertrag mit Ihnen im kommenden Jahr beenden.« Punkt, fertig, aus! – als ob Gemeindewachstum - so mir nichts, dir nichts - machbar wäre!

Gemeindewachstums-Strategen empfinden den Satz in der Apostelgeschichte 2,41 als Herausforderung, es den ersten Christen nachzumachen. Immerhin: Ein Zuwachs von 25 Prozent an einem Tag – und das mit einer einzigen Predigt. Vor ein paar Wochen zählten sie etwa 120 Mitglieder – und jetzt gehörten zu ihrer Kirche auf einmal über 3000 Leute. Man könnte fast neidisch werden! Eine Predigt und über 3000 Bekehrungen! Jeder Evangelist in unserem Land kann davon nur träumen. Überspitzt gesagt: 300 engagierte Predigten bewegen vielleicht 100 seiner Hörer, die anfangen, ihr Leben der Führung Gottes anzuvertrauen.

Ich kann natürlich sagen: Das war einmalig, Ausnahme und nicht die Regel. Geburtsstunde der christlichen Kirche – und eben nicht wiederholbar. Aber wie erkläre ich dann das heutige rasante Gemeindewachstum außerhalb Europas wie zum Beispiel in Südamerika, Afrika und Asien? Was ist das Geheimnis dieser schnell wachsenden Kirchen?

Wenn ich mir die betreffende Predigt des Petrus etwas genauer anschaue (Vers 14-40), dann ist sie nicht besonders aufregend. Petrus bezeugt das Heilshandeln Gottes durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi und fordert seine Hörer zur Lebensumkehr auf. Der Inhalt seiner Predigt besteht aus etlichen Bibelzitaten und wenigen Grundaussagen des Evangeliums – und doch sind seine Hörer davon aufs Tiefste berührt, bis ins Innerste getroffen. "Es ging ihnen (wie ein Stich) durchs Herz", bezeugt der Verfasser der Apostelgeschichte.

Es war eine Predigt in der Kraft des Heiligen Geistes! Kein Evangelist, kein Pastor, kein Prediger kann Bekehrungen "machen" oder eine Erweckung – und sei seine Verkündigung methodisch und inhaltlich noch so hervorragend. Wenn und wo der Geist Gottes, der Heilige Geist, das bibelgebundene Wort des Predigers nicht selbst in den Herzen der Hörer lebendig macht, kommt dabei nicht mehr heraus, als höchstens ein zustimmendes Kopfnicken, aber keine Lebensumkehr. Das Entscheidende kann nur Gott tun, nämlich: "Es ging ihnen durchs Herz" (Vers 37). Wenn das geschieht, weil Gott es schenkt und bewirkt, dann können solche Verkündigungs-Wunder auch heute noch geschehen, wie es die Missionsgeschichte durch alle Jahrhunderte bis heute belegt. Gott ist es, der fragenden und suchenden Menschen das Herz für das Evangelium öffnet – und ihnen Umkehr gibt, die zum Leben führt. Allen, die Gottes Wort annehmen, weil sie seinem Wort Glauben schenken. Damals und heute.

Verkündiger sind und bleiben lediglich Werkzeuge in seiner Hand. Denn niemand verfügt über den Heiligen Geist – und darum auch nicht über Erfolg und Nicht-Erfolg seiner Predigt. Auch dann nicht, wenn wir um das Wirken des Heiligen Geistes beten.
Autor/-in: Pastor i. R. Manfred Bönig