26.01.2011 / Wort zum Tag

Apostelgeschichte 2,37

Als die in Jerusalem versammelten Menschen dies hörten, traf es sie mitten ins Herz, und sie fragten Petrus und die übrigen Apostel: Was sollen wir tun, Brüder?

Apostelgeschichte 2,37

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Es gibt zwei gegensätzliche Zeiterscheinungen, die sicher auch viele von Ihnen beobachten. Zum Einen ist das die ungeheure Empfindlichkeit vieler Menschen: sie sind schnell verletzt, das Selbstbewusstsein ist leicht angekratzt, seelische Verstimmungen sind häufig. Zum anderen erleben Sie sicherlich auch eine merkwürdige Unempfindlichkeit vieler Zeitgenossen gegenüber dem christlichen Glauben: man blendet Gott aus, er lässt einen gleichgültig, kann man vielleicht später mal drüber nachdenken. Da wünsche ich mir manchmal so eine tiefe und echte Betroffenheit, wie sie die Menschenmenge in Jerusalem nach der Pfingstpredigt des Petrus zeigte: „Als die in Jerusalem versammelten Menschen dies hörten, traf es sie mitten ins Herz, und sie fragten Petrus und die übrigen Apostel: Was sollen wir tun, Brüder?“

Wie kam es dazu? Jesus war grausam und schändlich am Kreuz gestorben. Die Jünger und mehr als 500 weitere Zeugen hatten ihn ab dem dritten Tag danach als den Auferstandenen leibhaftig gesehen. Jesus hatte bei seinem Abschied die Jünger angewiesen, auf die Ausrüs-tung mit dem Heiligen Geist zu warten: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein.“, sagte er. Dies geschah tatsächlich am Pfingstfest unter auffälligen äußeren Umständen und mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit. Tausende kamen zusammen. Im Namen der Jünger hielt Petrus vor ihnen spontan eine Rede, in der er die Geschichte von Jesus bis zu seiner Himmelfahrt erzählte.

Genau dies löste offenbar tiefe Betroffenheit unter den Zuhörern aus. Die Apostelgeschichte sagt, dass es sie mitten ins Herz traf, so dass sie ratlos fragten: „Was sollen wir denn jetzt tun?“ Eine Predigt also, die in großer Vollmacht viele Menschen berührt; nicht nur gefühlsmäßig, nicht nur intellektuell, sondern in der Mitte ihrer Person. Das hat der zuvor ausgegossene Heilige Geist bewirkt. So etwas kann nur der Heilige Geist bewirken. Aber Menschen sind seine Sprachrohre. Oder Werkzeuge, Boten, Beauftragte. Ein Wunder für sich, dass Gott sich für die Vermittlung seines Wortes an schwache, unzulängliche Menschen bindet. Aber so war es Pfingsten, so ist es seitdem durch die Jahrtausende. Dass die Botschaft von Jesus als Retter Menschen mitten ins Herz geht, das kann keiner von uns machen, auch nicht der begabteste Evangelist. Wohl sollen sich die Überbringer um die Form und den Inhalt der Verkündigung alle Mühe machen, damit sie biblisch und zeitgemäß, verständlich und zupackend ist. Das gilt für die öffentliche Predigt genau so wie für das schlichte Glaubenszeugnis im Gespräch. Die Vermittlung der kostbaren Botschaft, so, dass sie unser Gegenüber in seiner Sprache und Lebenswelt versteht, ist aller Mühe wert. Aber dass sie ankommt und einen Menschen mitten ins Herz trifft, das ist nicht unsere Sache. Das macht der Heilige Geist. Wir können darum beten.

Was folgt nun auf diese Herzensbetroffenheit als nächster Schritt? Ich lese, was Pfingsten geschah: Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes. Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. (Vers 38)

Der Kern der christlichen Botschaft über die Jahrhunderte also: die Lebensrichtung um 180 Grad ändern – Bekenntnis der bisherigen Blindheit für Gott – Vergebung empfangen - das eigene Leben Jesus anvertrauen – und dadurch selber den Geist Gottes empfangen.

Haben Sie den letzten Satz des Petrus noch im Ohr? Denn der hat unmittelbar mit Ihnen zu tun: Euch und euren Kindern gilt diese Verheißung - und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Diese Bewegung setzt sich bis heute fort, bis in diesen Augenblick, wo Sie dies hören. Sie sind gemeint. Der Graben der Jahrtausende ist plötzlich überwunden, weil der Heilige Geist heute wirkt. Wenn Sie es zulassen, geschieht in diesem Augenblick das Wunder, dass Gottes Wort und sein Geist mitten ins Herz trifft.

Autor/-in: Pfarrer Axel Nehlsen