12.01.2015 / Wort zum Tag

Apostelgeschichte 15,11

Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus selig zu werden, ebenso wie auch sie.

Apostelgeschichte 15,11

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Sie sind Christ? Sie bezeichnen sich selbst vielleicht als „gläubig“? Was wäre, wenn sie heute unterwegs sind und fremden Menschen begegnen – beim Einkaufen, im Bus, auf der Straße. Und was wäre, wenn sie unterwegs von jemand Fremdes angesprochen würden. „Hallo“, fragt der Fremde, „bist du ein Christ?“ „Ja“, sagen sie – „warum fragen sie?“ „Na, ja“, sagt der Fremde – „ich würde gerne wissen, was einen Christen zum Christen macht? Was unterscheidet ihn von Menschen, die sich nicht als Christen bezeichnen?“ Eine schwere Frage für viele, die der Fremde da stellt. Und da die meisten davon ausgehen, dass ihnen ohnehin niemand diese Frage stellt, machen sie sich auch kaum Gedanken über die Beantwortung dieser Frage…

Erlauben sie mir einen Zeitsprung. Vor rund zweitausend Jahren fand in Jerusalem eine Versammlung von Vertretern der jungen christlichen Gemeinde statt. In der Bibel wird von dieser Versammlung in der Apostelgeschichte, in Kapitel 15, berichtet. Diese Versammlung wird in der Bibel auch „Apostelkonzil“ genannt. Eine Runde von gewichtigen und gestanden Persönlichkeiten war dort zusammengekommen: Petrus, Paulus, Jakobus und viele andere. Dieses Apostelkonzil war spannungsgeladen. Ging es doch um die Frage, was einen Christen zu einem Christen macht. Was muss ich tun, um Christ zu werden? Es ging also genau um die Frage, die Ihnen heute vielleicht ein fremder Mensch auf der Straße stellen wird. Es standen damals beim Apostelkonzil ehrenwerte Leiter auf, die behaupteten, dass man verschiedene jüdische Gesetze halten müsse, um ein richtiger Christ zu sein. Da stand die Forderung im Raum, dass ein richtiger Christ sich beschneiden lassen müsse, um Gott zu gefallen. Ein zähes Ringen begann. Die Apostelgeschichte berichtet von einem „nicht geringen Streit“ – eine nette Formulierung. Man könnte auch sagen: Da hat es richtig geknallt! Wahrscheinlich wurde laut gestritten.

Was macht einen Christen zum Christen? Wie haben wir vor Gott Bestand? Wie kommt es zu einer Begegnung mit Gott?

Petrus sprach damals ein befreiendes Wort und formulierte in einem Satz, was einen Christen zum Christen macht. Es ist das Lehrtext für den heutigen Tag: „Wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus selig zu werden.“ Das ist es. So werde ich Christ. So bleibe ich Christ. „Wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus selig zu werden.“ 

Hm – denken sie vielleicht. „Wenn mich ein fremder Mensch fragt, was einen Christen zum Christen macht, dann kann ich ihm doch nicht so antworten. Das versteht doch keiner.“ Ok, das mag so sein. Deshalb möchte ich gerne mit Ihnen überlegen, wie man den Satz in die heutige Sprache übertragen kann. Dabei ist es mir aber wichtig, dass ich den Sinn, den Gehalt des Satzes nicht verändern möchte: „ Wir glauben, durch die Gnade des Herrn Jesus selig zu werden.“ Darum geht es beim Christsein. Ich würde es heute so ausdrücken: „Ich bin Christ, weil Jesus da ist. Er ist gestorben und auferstanden. Weil er lebt, ist er mir heute nah. Er nimmt mich an und durch Jesus habe ich Zugang zu Gott. Ich bin nicht Christ, weil ich so  wunderbare Dinge tue, oder ganz besonders gut bin. Ich bin Christ, weil Jesus gnädig ist. Gnade bedeutet, dass Jesus sich mir zuwendet. Er beugt sich herab zu mir und reicht mir seine freundschaftliche Hand.“

Vielleicht haben sie ja noch andere und bessere Ideen, den Bibelvers in die heutige Sprache zu übertragen. Ich wünsche Ihnen viel Kreativität und gute Ideen bei der Übertragung des Bibelverses in die heutige Sprache.

Autor/-in: Pfarrer Andreas Hannemann