02.02.2022 / Wort zum Tag

Anhaltender Dank gibt Halt!

Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen.

1. Thessalonicher 5,16–18

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Zunächst die schlechte Nachricht: Zwölf Ermahnungen des Paulus stehen im letzten Kapitel seines 1.Thessalonicherbriefes. Jetzt die gute Nachricht: Nur aus drei von ihnen besteht unser heutiges Bibelwort: „Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen." 

Fröhlichkeit, Gebet, Dankbarkeit. Das klingt gut, aber kaum machbar. Eher lebensfremd! Wer kann denn immer fröhlich sein? Das ist oft nur eine Maske, hinter der sich Enttäuschung oder Frust verstecken. Und wer kann ständig beten? Familie und Beruf fordern doch auch ihre Zeit! Und wer kann in jeder Lebenslage dankbar sein? Kranke, deprimierte oder einsame Menschen wohl kaum! So denkt und widerspricht manches menschliche Herz. 

Wir sollten aber die Paulusworte: "Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen" nicht als Ermahnungen, sondern als Ermutigungen verstehen! Ermutigung brauchen wir alle. Sie tut uns gut. Sie hilft uns. Wir können „allezeit fröhlich“ sein, weil Gott uns mit Weihnachten, Karfreitag und Ostern gnadenbringende Zeiten geschenkt hat. Vor allem die Gnade, in seiner Gegenwart zu leben: Wir können „beten ohne Unterlass", weil wir jederzeit mit Gott reden, uns bei ihm aussprechen und ausweinen und ihn um Hilfe bitten dürfen. Und wir können „dankbar in allen Dingen“ sein, weil wir in seiner Hand sind, bis er uns in seine neue Welt gebracht hat, wo wir das volle, das ewige Leben haben werden. 

„Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen!" Wenn ich diese Ermutigungen des Paulus höre, denke ich an eine ältere Frau, die schon sechs Jahre lang gelähmt und bettlägerig und doch ausgeglichen, zufrieden und getrost war, auch gerne lachte. Wie ihr das möglich war? Bei einem Besuch verriet sie mir: „Immer, wenn es Abend wird, Herr Pfarrer, überlege ich mir: Wofür kannst du Gott heute wieder danken? Und dann kriege ich jedes Mal viel zusammen!“ Was sie dann aufzählte, waren Allerweltsfreuden, die sie erlebte, die gesunde Menschen oft für alltäglich halten. Die schwerbehinderte Frau aber konnte Gott für alles danken, was sie tagsüber von ihm oder auch von Menschen zu hören und zu sehen, zu schmecken und zu spüren bekam. Das gab ihrem Leben Halt. 

Fangen Sie doch einmal an, täglich abends an den fünf Fingern Ihrer Hand fünf Dinge aufzuzählen, wofür sie Gott danken können! Sie werden die Erfahrung machen: Anhaltender Dank schenkt Halt.

Pfarrer Bodelschwingh, der Gründer von Bethel, sagte einmal: „Wer danken kann, ist gesund, selbst wenn er krank ist.“ Und fügte noch hinzu: „Bleiben wir am Danken, dann bleibt Gott am Segnen." Nichts tut er lieber!

Autor/-in: Pfarrer i. R. Gerhard Weinreich