23.10.2022 / Wort zum Tag

Angesprochen fühlen

Gott spricht zum Frevler: Was redest du von meinen Geboten und nimmst meinen Bund in deinen Mund, da du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich?

Psalm 50,16–17

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Es kommt etwas zur Sprache, von dem ich nur sagen kann: Das betrifft mich eigentlich nicht.

Ausgelöst durch die Losung der Herrnhuter Brüdergemeine des Tages.

Gott fragt den Frevler – und er fragt ihn auf den Kopf zu: „Was redest du von meinen Geboten und nimmst meinen Bund in deinen Mund, da du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich?“

Das muss ich erst mal Stück für Stück verstehen. Von den Geboten reden, meint vom jüdischen Glauben her, die Gebote aufzusagen. Wieder und immer wieder. Im ersten Psalm wird das treffend beschrieben, wenn es heißt: „Wie glücklich ist ein Mensch, der Freude findet an den Weisungen des Herrn, der Tag und Nacht in seinem Gesetz liest und darüber nachdenkt.“ (Ps 1,2)

Das ist die positive Variante. Auf der anderen Seite steht der Mensch, der Zucht hasst und Gottes Weisungen in den Wind schreibt.

Zu ihm, dem Frevler, spricht Gott. Er redet den Ungehorsamen an. An ihm hat er, der Allmächtige und Höchste keinen Gefallen. Der Frevler, der Gottlose - vielleicht denken Sie wie ich an einen Atheisten - verhöhnt das Wort des Herrn. Oder er ignoriert es. Er setzt sich darüber hinweg.

Sind wir uns einig, liebe Zuhörer, dass es uns nicht betrifft? Aber unangenehm ist die Gottesfrage trotzdem, oder? Ich empfinde es so.

Der hier angesprochene Frevler führt allerdings die Gebote im Munde und beruft sich darauf, mit Gott im Bunde zu stehen. Der ist offenbar fromm. Jedenfalls kein Ahnungsloser hinsichtlich von Schriftkenntnis und Glaubensinhalten.

Folglich passt er mir nicht ins Schema, das ich mir über einen Gottlosen zurechtgelegt hatte. Aber weiter im Text!

„Zucht“ weckt in mir die Redewendung von „Zucht und Ordnung“. Sie hat wenig mit der von Jesus geforderten und erklärten Liebe zu tun. „Zucht“ meint in diesem Zusammenhang die „Ermahnung“, die „Erziehung“ zum Guten. Einzig in Güte.

Aus Gottes Frage spricht Enttäuschung. Denn den Ungehorsamen, dem, der nicht hinhört, sagt Gott:„Was sprichst du ständig von meinen Geboten und berufst dich auf meinen Bund? Du lässt dir ja nichts von mir sagen, jede Mahnung schlägst du in den Wind.“

Plötzlich fühle ich, wie mich das trifft. Sich auf den Herrn berufen, aber im Eigensinn und zum persönlichen Vorteil seine Gebote auslegen, das ist Frevel. Und mir passiert das.

Wenn´s Ihnen auch so geht, dann sind wir schon zwei, die wissen: Ohne die Bitte um Vergebung kommen wir nicht durch in unserem Leben.

Kyrie eleison – Herr, erbarme dich. Weil wir so manches, was Gott uns vor Augen führt, nicht sehen wollen. Weil manches Herrenwort sehr unbequem ist und wir ihm ausweichen. Mir fällt spontan das erste Gebot ein. Das beste Angebot, das wir haben. Der Allmächtige reicht uns seine Hand. „Ich bin der Herr, dein Gott!“ Mehr geht nicht. Denn wie wird denn dieses Angebot konkret?

Durch Jesus Christus, unseren Bruder. Aus Liebe und Barmherzigkeit zu unserem Leben ans Kreuz gegangen. Um unseres Lebens willen auferstanden. Und wir? Andere Götter binden unsere Kräfte.

Wir freveln. Schlagen die Rettung in den Wind, wenn uns die Gegebenheiten gefangen nehmen. Wie geht’s uns mit dem Blick auf die Kriegsgefahr, quasi vor unserer Haustür?

Hinsichtlich der steigenden Heizkosten und Spritpreise? Wie geht’s uns mit der immer noch nicht überwundenen Corona- Pandemie?

Themen, die bedrücken und nicht klein zu reden sind. Wer sich aber auf den Bund mit Gott beruft, auf den Bundesschluss mit Jesus Christus, der kennt das Gebot jeder Stunde. Und es lautet: „Fürchte dich nicht!“

Es genügt nicht, das zu wissen und auszusprechen. Wir müssen dem Ruf trauen und ihn mit unserem Leben füllen.

„Was redest du von meinen Geboten und nimmst meinen Bund in deinen Mund, da du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich?“ - spricht Gott, der Herr. Fühlen wir uns also angesprochen, auch wenn´s unangenehm ist.

Lassen wir´s uns gesagt sein. Kehren wir um. Vertrauen wir ihm, dem Herrn des Lebens. Er wird’s wohlmachen.

Autor/-in: Karsten Loderstädt