28.03.2019 / Wort zum Tag

Anders beten

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Matthäus 6,10

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Je älter ich werde, desto wichtiger ist es für mich, dass ich mir Zeit nehme zum Beten. Es tut einfach gut, mehrmals am Tag kurz innezuhalten, durchzuatmen, mich darauf zu besinnen, dass Gott jetzt da ist und mich hört. Gebet schafft Abstand zu den vielen kleinen und großen Problemen des Alltags und bringt sie mit dem lebendigen Gott in Verbindung.

Aber in letzter Zeit wird mir immer bewusster, dass viele meiner Gebete um mich und meine kleinen oder größeren Probleme kreisen. Z. B.:

Lieber Vater, Du weißt, dass ich gerade viel Arbeit habe. Gib mir Kraft, dass ich alles schaffe.

Lieber Vater, du kennst die Konflikte, die mir gerade zu schaffen machen. Gib doch bitte schnell eine Lösung.

Lieber Vater, Du kennst die Freunde von mir, die krank sind. Mach sie doch bitte ganz schnell gesund.

Ich ertappe mich dabei: In meinen Gebeten geht es oft um mich, um meine kleine Welt, um die Probleme, dich mich umtreiben. Und ich bitte Gott, dass er für mich zum Problemlöser wird – und wenn irgend möglich, sollen sich die Probleme doch bitte    s c h n e l l    lösen.

Ich instrumentalisiere Gott gewissermaßen als Problemlöser für mich und die Menschen, mit denen ich verbunden bin.

Jesus ist da ganz anders. Er lehrt seine Jünger das Beten. Er lehrt sie das Vater unser. Schon die Anrede macht deutlich: Gebet bedeutet in die Gegenwart Gottes treten, des Vaters, der seine Kinder liebt und dem sie wichtig sind. Das ist schon einmal das Wichtigste: Es geht beim Gebet nicht um mich und meine Probleme. Es geht um Gott, den Vater, um die Begegnung mit ihm. Und genau in dieser Spur betet Jesus weiter. Dreimal kommt das Wort Dein. Mit Dein ist Gott, der Vater, gemeint. Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme und schließlich: Dein Wille geschehe. „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“

Es geht also darum, dass ich innehalte und ihn bitte: Zeige mir Deinen Willen. Zeige mir, was Dir wichtig ist. Zeige mir, welche Anliegen zu hast für mich, für die Menschen mit denen ich verbunden bin. Deine Anliegen für unsere Gemeinde, unsere Stadt unser Land.

Und dann geht es um ein intensives Hinhören und Studieren der Heiligen Schrift. Vater, was ist Dir wichtig? Was ist Dein Wille? Was sind Deine Anliegen?

Wenn ich mir Zeit nehme, so zu beten, dann lenkt Gott oftmals mein Aufmerksamkeit auf seine Anliegen. Dann werde ich erinnert an den Kranken, der vielleicht schon lange auf einen Besuch wartet. Dann erinnere ich mich an den Schüler, der im Unterricht so desinteressiert wirkte und mit seinen Gedanken ganz  woanders war. Dann werde ich erinnert an den alten Mann, dessen Frau vor einigen Jahren gestorben ist und der einsam vor sich hin lebt.

Im stillen Gebet erkenne ich  Gottes guten Willen und werde daran erinnert, dass Gott diese Menschen liebt und dass er mich ermutigt, sie zu besuchen.

Dein Wille geschehe. Dieses Gebet möchte ich noch viel intensiver beten und dann still werden und genau hinhören, was Gott mir sagen möchte.

Autor/-in: Lothar Eisele