08.09.2024 / Bibel heute

An Gottes Segen ist alles gelegen

Von Salomo, ein Wallfahrtslied. Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf. Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.

Psalm 127

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Psalm 127 ist einer von zwei Psalmen, die von König Salomo verfasst wurden. Und ein wenig erinnern die Formulierungen schon an die Sprüche Salomos.

Der Text ist in mehrere Abschnitte gegliedert, die vier scheinbar ganz unterschiedliche Themen behandeln. Doch wir werden feststellen, dass jedes dieser Themen uns ganz persönlich betrifft.

Im ersten Teil, dem ersten Vers, geht es um den Hausbau und um Schutz.

Der zweite Teil besteht aus Vers 2. Hier geht es um alltägliche Sorgen.

Im dritten Teil, der die Verse 3 – 4 umfasst, geht es scheinbar um Kinder, doch eigentlich um Sicherheit.

Hausbau, Schutz, Sorgen und Sicherheit sind die Themen dieses Textes. Faszinierend daran ist, dass sie heute genauso relevant sind wie damals. Salomo schrieb also vor etwa 3000 Jahren über Themen, die uns heute noch genauso betreffen.

Hausbau - Ob man nun ein Haus baut oder kauft oder eine Wohnung bezieht, ist hier nicht der Punkt. Hier geht es um das Zuhause, das wir erschaffen. Hier geht es um den Lebensraum, den wir selbst gestalten. Es geht um Entscheidungen, die wir treffen – darüber, wie wir unser Leben gestalten.

Wir selbst bauen ein Haus, kaufen ein Haus, mieten eine Wohnung und gestalten unseren Lebensraum und unser Leben so, wie wir das wollen.

Schutz – Dass wir geschützt sind, das ist uns wichtig. Aber wir haben keine hohen Stadtmauern mehr, auf denen Wächter patrouillieren und aufpassen, dass wir nicht von Feinden überrannt werden. Wir haben Systeme und Strategien, die uns schützen sollen. Da ist zum einen die Polizei, aber auch politische Abkommen, die unseren Schutz gewährleisten sollen. An der Autobahn haben wir Leitplanken, im Auto haben wir Sicherheitsgurte und Airbags, an den Schränken haben wir Kindersicherungen, wir haben ein Waschmittel mit Ultra-Farbschutz und natürlich haben wir auch noch die Datenschutzgrundverordnung.

Vor unseren Toren lagern aktuell keine Feinde. Die Feinde unseres Alltags sehen anders aus, und wir wissen sehr gut uns vor den Gefahren des Alltags zu schützen.

Sorgen - Sorgen kennt jeder. Die einen haben finanzielle Sorgen, andere machen sich Sorgen um ihre Beziehung, wir machen uns Sorgen um geliebte Menschen, wir machen uns Sorgen um die Zukunft und um unsere Familie. Die Liste der Dinge, um die man sich Sorgen machen kann, ist endlos lang.

Im Umgang mit Sorgen geht jeder anders vor. Wir besprechen sie mit Seelsorgern, Therapeuten und Psychiatern, betäuben sie mit Alkohol und Drogen, lenken uns ab mit Medien und Freizeitaktivitäten oder fressen sie ganz einfach in uns hinein.

Sicherheit – Zur Zeit Salomos bedeuteten Kinder Absicherung für die Zukunft. Wer viele Kinder hatte, war im Alter gut versorgt. Gleichzeitig beschreibt Salomo hier, dass Kinder, insbesondere Söhne, auch ganz praktisch Sicherheit boten. Wer mit einer ganzen Truppe starker Söhne zu einer Verhandlung erschien, hatte doch ziemlich schlagkräftige Argumente vorzubringen.

Diese Art von Sicherheit ist uns heute eher fremd. Rentenversicherung, betriebliche Altersvorsorge und Lebensversicherung sorgen dafür, dass es uns im Alter an nichts fehlt. Unfallversicherung, Rechtsschutzversicherung und Haftpflichtversicherung sichern uns gegen mögliche Probleme ab und sorgen dafür, dass wir auch ohne schlagkräftige Argumente auskommen.

Salomo beschreibt hier Themen des alltäglichen Lebens, und wir können beruhigt feststellen: Für jedes dieser Themen haben wir Strategien parat, wie wir damit umgehen. Das klingt doch großartig. Offensichtlich haben wir alles bestens im Griff.

Aber Salomo sieht das wohl anders. Er macht in diesem Psalm deutlich, dass eigentlich das Gegenteil der Fall ist.

Beim Hausbau, bei der Gestaltung des eigenen Lebensraums, geht es nicht nur darum, einen Stein auf den anderen zu setzen. Es geht darum, dass wir Gott bei der Gestaltung unseres Lebens und unseres Lebensraums mit einbeziehen. Wir entscheiden gerne selbst, wie wir unser Leben gestalten. Wie wir unser Lebenshaus bauen, das liegt ganz in unserer Hand. Und nur ungern lassen wir andere entscheiden, was für uns gut ist. Aber Salomo macht klar: Wer selbst sein Lebenshaus baut, baut umsonst. Nur wenn Gott der Baumeister eines Lebenshauses ist, dann hat es Bestand, dann hat es einen Wert.

Der Schutz, den uns Politik, Gesetze und Sicherheitsgurte bieten, ist nichts im Vergleich zu dem Schutz, den Gott uns zu bieten hat. Sie sind geistlich betrachtet nutzlos. Denn sie schützen uns nicht davor, falsche Entscheidungen zu treffen. Sie schützen uns nicht davor, die Gnade und Treue Gottes zu vergessen. Sie schützen uns nicht davor, Gottes Wege zu verlassen. Sie schützen uns nicht davor, unsere Seele mit den Angeboten dieser Welt zu belasten. Nur Gott kann unser Leben in der Weise schützen, dass unsere Seele gerettet und unser Leben mit der Liebe Gottes gefüllt wird.

Die Sorgen, die wir haben, sind in der Regel real. Sie sind nicht wegzudiskutieren. Wir alle machen uns Sorgen. Die Psalmen selbst sind ja eine Sammlung von Liedern und Gebeten. Und in vielen dieser Gebete hat David, der prominenteste Psalmdichter, seinen Sorgen Ausdruck verliehen. An Salomo als Sohn von David ist das sicher nicht spurlos vorbei gegangen. Er hat die Sorgen seines Vaters mitbekommen. Was noch wichtiger ist: Salomo hat auch mitbekommen, wie sein Vater mit diesen Sorgen umgegangen ist. Er hat sie zu Gott gebracht. Salomo drückt in diesem Abschnitt des Psalms aus, dass das viele Sorgen nichts bringt, denn Gott ist es, der für uns sorgt. Bei Gott sind auch Ihre und meine Sorgen gut aufgehoben.

Sicherheit ist uns ein großes Bedürfnis. Gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass dieses innere Bedürfnis nach Sicherheit niemals mit Konzepten, die in dieser Welt angeboten werden, befriedigt werden kann. Aber Gott kann dieses Bedürfnis stillen. Bei ihm gibt es Sicherheit.

Die Botschaft von Salomo in Psalm 127 war damals sicher aktuell, und sie ist es heute noch:

Autor/-in: Tanja Baum