28.11.2019 / Wort zum Tag

Am Ende?

Wende dich, HERR, und errette meine Seele, hilf mir um deiner Güte willen!

Psalm 6,5

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Sind Sie selbst oder jemand, der ihnen nahesteht, schon mal am Ende ihrer Kräfte gewesen?  Es gibt die harte Diagnose des Arztes:  Krebs im Endstadium. Nach menschlichem Ermessen sei da nichts mehr zu machen.  Oder Sie haben von heute auf morgen die Kündigung durch ihren Arbeitgeber erhalten. Der Betrieb wird ins Ausland verlagert. Oder Sie werden nachts wach, weil Sie ihr Gewissen plagt. Der Streit war eskaliert und das Tischtuch scheint zerschnitten. Wohin soll ich mich wenden?  Wo kommt mir Hilfe her?   Viele fragen sich in solchen Lebenssituationen, ob der lebendige Gott noch da ist, ob er sich nicht im Gegenteil in seinem berechtigten Zorn gegen uns gewandt hat. Diese Erfahrung hat auch König David gemacht. Wir wissen nicht genau, was ihn hier plagt und bis ins Mark aufschreckt und entmutigt. Aber er weiß, wohin er sich in und mit seiner Not wenden muss. Er ruft völlig erschöpft zu seinem Gott und Herrn: Wende dich, Herr, und errette meine Seele, hilf mir um deiner Güte willen.

Damit ist er an der richtigen Adresse. Bei ihm reden wir nicht ins Leere. König David erinnert Gott an sein Versprechen, das er seinem Volk Israel damals am Sinai gegeben hat: Ich bin der Herr dein Gott, der dich aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hat.  Immer wieder hat der lebendige Gott so in das Leben einzelner Menschen und auch seines Volkes eingegriffen. Ja, es wäre wirklich unser Tod, wenn sich der lebendige Gott von seinen Menschen abwenden würde. Wie gut, dass er sich in Jesus Christus noch einmal ganz neu  uns zuwendet. Der heilige Gott kommt in Jesus herunter und teilt unser Leben mit allen Höhen und Tiefen. Er kommt in einem geborgten Futtertrog und Stall zur Welt. Gleich nach der Geburt ist er mit seinen Eltern auf der Flucht. Am Höhepunkt seiner Wirksamkeit wird er von einem seiner Freunde verraten. Er wird gefangen genommen, verlacht, verspottet, gefoltert und schließlich stirbt er qualvoll am Kreuz draußen vor den Toren Jerusalems. Tiefer geht es nicht mehr. Die Todesart des Kreuzigens war die damals schlimmste Art. Die Römer als Besatzungsmacht hatten sie nur für Unmenschen, für Sklaven, für Menschen ohne Rechte vorgesehen. Aber auch am Kreuz hört Jesus nicht auf, sich zu uns zu wenden: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun, ruft er unter Schmerzen aus. Lass nicht ihr letztes Wort, Vater, dein letztes Wort sein. Der Vater im Himmel hört sein Rufen und er weckt ihn als ersten am Ostermorgen aus dem Grab auf, der nicht mehr stirbt. Damit ist die entscheidende Rettung und Befreiung geschehen. Jetzt rufen und schreien wir nicht mehr umsonst. Jetzt sind wir nie mehr allein, auch wenn es noch so knüppeldick in unserem Leben kommen mag. Jesus ist da. An ihn dürfen sie sich heute wenden. Mit ihm dürfen sie ringen auch in ihrer Not. Und vielleicht ganz ehrlich klagen: Herr ich kann nicht mehr. Ich bin erschöpft. Zu ihm dürfen wir auch kommen, wenn uns unsere Schuld in einer ruhigen Minute vor Augen steht und wir darüber erschrecken. Das gilt auch dann, wenn sie vielleicht lange Zeit gar nicht an Gott gedacht haben.

So wie König David dürfen wir beten: Wende dich, Herr, und errette meine Seele, hilf mir um deiner Güte willen. So erfahren wir neu: Gott hört unser Gebet.  Er hält uns fest, auch wenn wir keine Kraft mehr haben, uns bei ihm fest zu halten. Er wendet sich uns zu, auch wenn wir zur Zeit keinen Durchblick in unserem Leben haben. Er schenkt uns tiefen Frieden in die Unruhe unseres Lebens.

Autor/-in: Matthias Rapsch