18.09.2022 / Wort zum Tag

„Alles“

Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Kolosser 3,17

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„Alles“ ist ein seltsames Wort. Wir können es ja kaum umschreiben, die Summe steckt dahinter, eben alle Einzelheiten zusammen, ein Ganzes, umfassend. Und doch nutzen wir dieses Wort, als wären die Ausnahmen, die herausgefallenen Bruchstücke schon mit eingerechnet: alles erledigt? Klar, alles. Alles gut? Ja, sicher. Alles in Ordnung? Ja, alles.

Und es ist eben nicht alles erledigt, sondern viel liegengeblieben, es ist nicht alles gut oder in Ordnung. Ein Füll-Wort, könnte man meinen. Und dann lese ich das neutestamentliche Bibelwort aus dem Brief an die Kolosser, Kapitel 3 Vers 17, habe sogar direkt eine Vertonung dieses Bibelwortes im Ohr und höre

Alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.“

Schon wieder alles, gleich zweimal. Alles, was ihr tut, das tut alles. Alles, was ihr mit Worten oder mit Werken tut. Im Klartext: was wir sagen. Was wir anpacken. Was still getan wird. Was laut getan wird. Eben alles. Klingt nach einer Aufzählung, die uns erst mal die Schultern hängen lässt. Und wenn ich im Kolosserbrief nachlese, was alles davorsteht, dann könnte ich ja auf den Gedanken kommen, dass Paulus hier eine Art Katalog erstellt: zieht herzliches Erbarmen an, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld, ertrage einer den anderen und so weiter und so fort.

Und was würde passieren? Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, wenn ich wieder mal die Geduld verliere, wenn ich jemanden an der Haustüre abfertige, wenn ich meine Freundlichkeit für diesen Tag schon verbraucht habe und auch sonst keine gute Gesellschaft für meine Umgebung bin. Und schon bin ich hereingefallen, meine Bibel wieder nur unter dem Aspekt zu lesen, was ich heute alles tun muss. Denn Paulus schreibt ja nicht: tut, und zwar alles! Sondern, alles was ihr tut, tut im Namen des Herrn Jesus. Um den geht es, wenn ihr überhaupt was tut. Weil der – schon alles für euch getan hat! Und diesmal stimmt sogar das umfassende „alles“.

Zu Beginn des Kapitels schreibt Paulus davon, dass Jesus Christus ihnen ein neues Leben geschenkt hat, das unter neuem Vorzeichen steht. Nicht mehr die Gier regiert oder alles, was uns von Gott wegbringt. Darum: alles im Namen des Herrn Jesus tun, und – wichtig! – Gott, dem Vater, durch ihn Dank sagen. Das bestimmt die Richtung. Bin ich dankbar, dann tue ich auch Dinge, die mir sonst schwerfallen würden. Oder anders, ohne Hintergedanken: wenn mir wirklich jemand am Herzen liegt, dann tue ich Dinge – und sage auch Dinge – die mir fast selbstverständlich vorkommen. Alles tun mit Worten und mit Werken. Weil es für Jesus getan wird. Nicht als ein Geben und Nehmen, ich nehme von Jesus Christus ja viel – sondern weil er mir wichtig ist. Weil umgekehrt ich ihm wichtig bin.   

Autor/-in: Pfarrer Dr. Siegfried Meier