14.06.2022 / Wort zum Tag

Alles umsonst

Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.

Psalm 127,1

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Bei einer Zeltplatzmission sitze ich mit einem jungen Mann zusammen.

Ich habe ihm das Evangelium erklärt und ihn eingeladen, sein Leben Jesus anzuvertrauen.Lächelnd winkt er ab. „Ich meistere mein Leben selber“, ist sein abschließender Kommentar.

Am nächsten Morgen begegne ich ihm wieder. Ganz geknickt erzählt er mir: „Heute Nacht hat mir jemand meine Geldbörse geklaut.“ Fast muss ich schmunzeln: Da spuckt einer große Töne, dass er sein Leben in der Hand hat. Und dann kann er nicht mal seine Geldbörse überwachen.

Eine Pilgerschar ist nach Jerusalem unterwegs. Auf dem Weg sind sie schon manchen Gefahren begegnet. Doch nun haben sie die gewaltigen Mauern der Stadt vor Augen. Und sie sehen die Wächter auf den Mauern, die Ausschau nach Feinden halten. Und sie atmen auf: „Nun kann uns nichts mehr passieren.“ Doch da kommt ihnen der Psalm 127 in den Sinn. Und sie singen die Strophe „Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“

Das ist so. Wir können mit viel Aufwand alle Vorsorge treffen, unser Leben zu sichern. Wir können eine Versicherung nach der anderen abschließen. Wenn Gott nicht sein „JA“ dazu sagt, ist alles umsonst. Wir können wohlüberlegte Pläne machen. Wir können uns auf alle möglichen Gefährdungen unseres Lebens vorbereiten. Wenn der große Gott uns nicht in Schutz nimmt, ist alles umsonst. Deshalb rät der Apostel Jakobus in seinem Brief: „Wohlan nun, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen, wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen, die ihr doch nicht wisst, was morgen sein wird…Stattdessen sollt ihr sagen: Wenn der Herr will und wir leben, wollen wir dies oder das tun.“

Auf diesen Rat will auch ich hören und ihn mir ins Stammbuch schreiben: Vor allen meinen Plänen und Vorsorgemaßnahmen will ich im Gebet nach Gottes Willen und Absichten fragen.

Paul Gerhardt wusste darum. Deshalb hat er in dem Choral zur Jahreswende den Vers gedichtet: „Ach Hüter unsres Lebens, fürwahr, es ist vergebens mit unserm Tun und Machen, wo nicht dein Augen wachen.“

Aber wenn ich vor allen Plänen und aller Vorsorge zuerst nach Gott und seinem Willen frage, dann werde ich mit dem unbekannten Nürnberger Dichter sagen können „Alles ist an Gottes Segen und an seiner Gnad gelegen über alles Geld und Gut. Wer auf Gott sein Hoffnung setzet, der behält ganz unverletzet einen freien Heldenmut“.

Sicher ist das eine altertümliche Sprache. Sie drückt aber die Erfahrung der Glaubenden aus: Wer sein Leben Gott anvertraut, ist wohl behütet, egal, was kommt. „Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.“ Nehmen Sie heute dieses Wort zum Anlass, Ihre persönlichen Anliegen, die Pläne Ihrer Gemeinde, die Entwicklung unseres Volkes, die Nöte dieser Welt unserem Gott anzuvertrauen. Er hat alle Macht, zu helfen, zu heilen, zu behüten. Auch unser Leben, denn Jesus hat versprochen: „Meine Schafe hören meine Stimme. Und niemand kann sie aus meiner Hand reißen.“ Ich befehle Sie der Obhut dieses Herrn an! Dieses Vertrauen ist nicht umsonst.

Autor/-in: Rainer Dick