13.07.2023 / Wort zum Tag

Alle Anstrengung wert

Jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann.

1. Thessalonicher 5,15

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Es gibt erfreuliche Dinge im Leben, die uns unerwartet in den Schoß fallen, ohne dass wir uns im Geringsten darum bemüht hätten. Wenn Christen dann von einem glücklichen Zufall reden, wollen sie damit zum Ausdruck bringen, dass ihnen etwas Gutes aus Gottes Güte oder der Freundlichkeit von Menschen zugefallen ist. Solcher Zufall konnte manchen Älteren während der Corona-Pandemie widerfahren, wenn etwa ein freundlicher Nachbar sich bereit erklärte, für sie die nötigen Besorgungen im Supermarkt zu übernehmen. Oder wenn unverhofft ein Enkel auftauchte, um den Großeltern bei der Obsternte im Garten zu helfen.

Leider besteht unser Leben aber nicht nur aus solchen glücklichen Zufällen, die wir dann dankbar annehmen. Es gibt anderes im Leben, um das wir uns ernsthaft abmühen müssen, um es zu erreichen. Davon redet auch unser heutiges Bibelwort, in dem der Apostel Paulus die Christen in Thessaloniki auffordert: „Jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann“ (1. Thessalonicher 5,15).

Einer Sache nachjagen setzt höchste Konzentration und ganzen Einsatz voraus. Das kann man nicht eben so mit links erledigen. Das hier im griechischen Urtext des Bibelwortes stehende Verb bringt höchste Aktivität und leidenschaftliche Intensität zum Ausdruck. Übrigens geschieht es immer wieder in der Bibel, dass wir zum Nachjagen aufgefordert werden. Vor allem dem Frieden und der Gerechtigkeit sollen wir nachjagen.

Zugegeben: Wir sind nicht immer motiviert und manchmal wohl auch zu gleichgültig und müde, dem Guten in Gestalt von Gerechtigkeit und Frieden nachzujagen. Oft sind wir mehr um das eigene Wohlergehen als um das Wohl anderer besorgt. Auch stellt sich nicht immer gleich der erhoffte Erfolg bei dieser Jagd ein, und wir müssen lernen, bei allem Einsatz für das Gute Enttäuschungen und Rückschläge in Kauf zu nehmen, ohne uns davon lähmen zu lassen.

Einer, der für mich in dieser Hinsicht ein leuchtendes Vorbild ist, war der englische Parlamentsabgeordnete William Wilberforce. Sein ganzes politisches Leben lang kämpfte er für die Abschaffung des Sklavenhandels und der Sklaverei. Immer wieder musste er bei den Abstimmungen im englischen Parlament Niederlagen einstecken und sich den Spott seiner politischen Gegner gefallen lassen.

Doch trotz Morddrohungen und Selbstzweifeln gab er seinen Kampf nie auf. Vor allem auch die Begegnungen mit dem Ex-Sklavenschiff-Kapitän John Newton, dem Dichter des berührenden Spirituals „Amazing grace“ („Wunderbare Gnade“) beeindruckten ihn so nachhaltig und spornten ihn an, dass der Kampf gegen die Sklaverei zu seinem Lebensinhalt wurde.

Nachdem er nach etlichen Jahren als ersten Erfolg die Abschaffung des Sklavenhandels durch Parlamentsbeschluss verbuchen konnte, erreichte ihn erst 3 Tage vor seinem Tod am 26. Juli 1833 die Nachricht, dass das britische Parlament auch die Sklaverei nun endgültig für ungerecht erklärte und abschaffte.

Wir müssen kein William Wilberforce sein, um uns in einem lebenslangen Kampf für das Gute – in diesem Fall: die Abschaffung der Sklaverei – zu verausgaben. Manchmal wäre schon viel gewonnen, wenn wir die Komfortzone des Glaubens verlassen, um mit unseren Möglichkeiten einem andern etwas Gutes zukommen zu lassen. Gott schenke Ihnen auch heute für diesen Kampf seinen guten Geist und die nötige Sensibilität, wem sie gerade an diesem Tag mit einem Mut machenden Wort oder einer helfenden Tat zur Seite stehen können.

Autor/-in: Pastor Klaus Jürgen Diehl