10.02.2023 / Wort zum Tag

Ärzte, Propheten und Freudenboten

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!

Jesaja 52,7

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Schauen Sie gerne Arztserien? Ich muss zugeben, hin und wieder schalte ich gerne die Serie „Good doctor“ ein. Sie handelt von dem jungen autistischen Chirurgen Shaun Murphy, der ein genialer Arzt ist, aber im Bereich Einfühlungsvermögen und Kommunikation immer wieder an seine Grenzen stößt. Ihm zur Seite gestellt ist die Chirurgin Dr. Claire Brown. Sie zeichnet sich durch ein hohes Maß an Empathie aus und muss meist dann in die Bresche springen, wenn Shaun oder andere Kolleginnen sich davor drücken, Familienangehörige von Patienten schwierige Nachrichten zu überbringen. Dabei sehen die Angehörigen in der Regel an ihrem Gesichtsausdruck bereits, ob es schlechte oder gute Nachrichten sind, die sie bringt. Die Erleichterung bricht sich aber erst dann immer Bahn, wenn der erlösende Satz fällt: „Die OP ist gut gegangen!“.

An diese erlösende Freudenbotschaft muss ich beim heutigen Bibeltext aus dem Buch des Propheten Jesaja im Kapitel 52 denken. Dort heißt es: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!“ Auch hier ist es so, dass die gute Nachricht bereits erahnt wird, wenn der Freudenbote noch weit entfernt ist. An seinen Schritten, seinem Lauf kann man aber schon erkennen: Da kommen gute Nachrichten. Da schlurft keiner mit langem Gesicht die Straße entlang und drückt sich davor, eine schlechte Nachricht zu überbringen. Lauter Jubel bricht aber erst dann aus, wenn die Worte „Frieden“ und „Heil“ fallen und der erlösende Satz fällt: „Dein Gott ist König!

„Dein Gott ist König!“. Diese erlösende Botschaft spricht Jesaja in eine Zeit hinein, die alles andere als hell und hoffnungsvoll war: Das babylonische Exil. Also die Zeit, in der Jerusalem und das jüdische Reich zerstört waren. Vermutlich hat hier Jesaja den Wiederaufbau vor Augen. Aber seine Vision reicht weiter. Sie reicht in die Zeit hinein, in der der wahre König die Weltbühne betritt und Recht und Gerechtigkeit ankündigt und sie hat die Zeit im Blick, wo dieser König wiederkommen wird und ein für alle Mal sein Friedensreich aufbauen wird.

Im Buch der Offenbarung im Neuen Testament wird diese Hoffnungsvision wieder aufgegriffen. Johannes, ein Jünger Jesu, befindet sich im Exil auf der Insel Patmos. Und auch er sieht ein neues Reich, eine neue Welt. Es ist eine Welt, in der das Böse besiegt ist und in der es keinen Tod und keine Tränen mehr gibt.

Ich wünsche mir in diesen Tagen, wo so viel Leid und Krieg auf der Erde herrschen und es nicht danach aussieht, als ob es in diesem Jahr besser wird, einen Freudenboten. Einen der verkündet: Alles wird gut. Einen, der mit Überzeugung sagt: Jesus ist der HERR dieser Welt und er regiert, auch wenn es sich im Hinblick auf die Weltbühne oder im privaten Umfeld nicht so anfühlt. Ich wünsche mir diesen Freudenboten und ahne doch zugleich, dass ich es selbst sein soll. Jeder, der an Jesus als seinen HERRN und König dieser Welt glaubt, darf dieser Freudenbote sein.

1950, die Schrecken und Leiden des 2. Weltkrieges noch vor Augen, erwies sich der damalige Bundesinnenminister Gustav Heinemann auf dem 2. Deutschen Evangelischen Kirchentag als so ein Freudenbote. In seiner Abschlusspredigt machte er seinen Zuhörern mit folgenden Worten Mut:

„Lasst uns deutlich machen, dass es einen Weg gibt, um der Furcht zu entrinnen. Dieser Weg heißt: die Vergebung ergreifen, die Jesus Christus uns anbietet. Wer sich von ihm finden lässt, wird ein geretteter Mensch, wird sein Eigentum im Leben und Sterben und durch den Tod hindurch bis in sein himmlisches Reich. Lasst uns der Welt bezeugen, dass nichts diese Rettung zunichtemachen kann, weil Gott stärker ist als alle Menschengewalt. Unsere Freiheit wurde durch den Tod des Sohnes Gottes teuer erkauft. Niemand kann uns in neue Fesseln schlagen, denn Gottes Sohn ist auferstanden. Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt!

Autor/-in: Michael Gerster