19.07.2019 / Wort zum Tag

„Achtung Lebensgefahr!“

Mein Leben ist immer in Gefahr; aber dein Gesetz vergesse ich nicht.

Psalm 119,109

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„Achtung Lebensgefahr!“
Schilder mit dieser Aufschrift begegnen mir immer wieder, wenn ich unterwegs bin:
Am Zaun der Tranformatorenstation, wo vorm Überklettern des Zauns angesichts der herrschenden elektrischen Hochspannung gewarnt wird.
Bei der Wanderung in den Bergen an Stellen, an denen Absturzgefahr besteht.
Aber Gefahr besteht ja nicht nur an solchen herausgehobenen Stellen.
Das Leben ist immer in Gefahr:
Bei der Hausarbeit in der Wohnung, wenn ich das Haus verlasse und die Straße betrete, wenn ich aufs Rad, ins Auto oder ins Flugzeug steige.
In einem Gesangbuchlied heißt es:
„Es kann vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war;
solang ich leb auf dieser Erden, bin ich in steter Todsgefahr.“
Krankheit, Unfall und Tod können uns jederzeit betreffen.
Auch der Beter des 119. Psalms weiß um diese Gefahr.
Er will uns davor bewahren, einfach nur in den Tag hineinzuleben.
Er schreibt in Vers 109: Mein Leben ist immer in Gefahr.
Was hilft uns in dieser Gefahr?
Der Beter kennt auch  die Hilfe:
Mein Leben ist immer in Gefahr, aber dein Gesetz vergesse ich nicht.
Dass nun gerade das Gesetz Gottes eine Hilfe sein soll in dieser Situation, mag für manchen zunächst nicht einleuchtend sein.
Beim Gesetz denken die meisten zuerst an Vorschriften und Paragraphen.
Aber darum geht es dem Beter des 119. Psalm nicht.
Gesetz ist für ihn die gute Weisung Gottes, die zur Bewältigung des Lebens hilft.
Es ist Gottes Wort, das er hört und liest.
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege, heißt es einige Verse vorher (Vers 105).
Gottes Wort gibt Orientierung auch in schwierigen und gefährlichen Situationen.
Es ist auch ein kostbares Heilmittel gegen die Angst, heißt es in einer Auslegung des Psalms.
Ein solches Heilmittel gegen die Angst ist für mich auch die Geschichte von der Stillung des Seesturms, die die Bibel erzählt.
Alles geht in jener Geschichte seinen normalen Gang an jenem Abend.
Jesus steigt mit seinen Jüngern ins Boot, sie sollen ihn über den See Genezareth fahren.
Alles ist ruhig, kein Wölkchen ist am Himmel.
Jesus legt sich schlafen im Boot.
Aber dann schlägt das Wetter um.
Ein schwerer Sturm zieht auf.
Windwirbel peitschen über den See. Das Boot läuft voll.
Ganz schnell wird die Situation lebensbedrohlich.
Die Jünger packt die nackte Angst.

Das kleine hin und her geworfene Boot ist ein Bild für unser Leben.
Die Wellen rollen über einen hinweg und man weiß nicht, wie es weitergehen soll.
Hilflos und ausgeliefert fühlt man sich, allein auf der Fahrt durch das lebensbedrohliche Meer.
Was kann ich tun in einer solchen Situation?
Die Jünger wecken Jesus auf und bitten ihn um Hilfe.
Alles andere hätte nicht geholfen.
Martin Luther hat es so beschrieben:
„Die Jünger greifen nicht nach den Rudern,
sie schöpfen nicht das Wasser aus dem Schiff oder tun sonst etwas,
das wäre alles umsonst gewesen,
nein, sie ergreifen das Wort und rufen: Herr, hilf uns!“
Und Jesus lässt sich rufen.
Woher kommt solches Vertrauen?
Erinnern Sie sich: Der Psalmbeter zeigt uns den Weg:
Aber dein Gesetz vergesse ich nicht.

Autor/-in: Pfarrer Werner Schmückle