16.01.2015 / Wort zum Tag

5. Mose 7,7-8

"Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker - denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat er euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten."

5. Mose 7,7-8

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„Klein, aber fein!“ Das wär’s doch. Die Kleinen werden groß heraus kommen. Die Schwachen werden vor Kraft strotzen. Die Behinderten werden über Mauern springen. Doch das Gegenteil erleben wir fast täglich. Die Kleinen werden übersehen. Sie werden gemobbt, ausgesondert und zieren das Schlusslicht. Die Schwachen werden vom Arbeitgeber nicht eingestellt. Sie fallen durchs Bewerbungsraster. Und Behinderte haben noch weniger Chancen im Leben. So gehen Menschen mit den Kleinen um. Aber nicht Gott. Das ist der Unterschied.
Bei Gott zählen nicht die Großen, die Starken und die Gesunden. Bei Gott kommen die Kleinsten ganz groß raus. Klein, aber fein. Als Gott sich überlegte, an welcher Stelle er seinen Fuß auf die Erde setzen wollte, entschied er sich für eines der kleinsten unter allen Völkern. Gott hätte seine Geschichte beginnen können mit großen Völkern wie den Römern oder den Ägyptern. Nein, er hat sich für das kleine Israel entschieden. Dorthin schickte er seinen Sohn. Dort ist Jesus geboren. Dort hat Jesus von seinem himmlischen Vater erzählt, dass er alle Menschen liebt. Diese Liebe ist auch der einzige Grund, warum Gott die Kleinen annimmt und sie erwählt. Das gilt bis heute. Ein schönes Beispiel, wie Gott auch Behinderte groß macht, ist Margarete Steiff. Diese Gründerin der Firma Steiff in Giengen war ein behindertes Kind. Sie konnte nicht gehen und musste zusehen, wenn die anderen Kinder spielten. Ihre Hände waren schwach. Jeder dachte, dieses Kind kann niemals mit ihren Händen arbeiten oder gar einen Beruf ausüben. Aber sie hatte einen regen Geist, und sie haderte nicht mit ihrem Schicksal.
Ihr Konfirmationsspruch lautete: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Bei der Fahrt mit anderen Kindern in einem Leiterwagen erlitt sie einen Unfall. Mehrere Wochen musste sie das Bett hüten. In dieser Zeit dachte sie viel über ihr Leben nach. Ihr Vater wollte sie in die Kur schicken. Sie lehnte ab und sagte: „Das ist nicht nötig, mir ist klar geworden, dass ich Gott am besten mit meinen Begrenzungen dienen kann.“
Sie versuchte, sich im Nähen zu üben. Mit großer Ausdauer stellte sie Elefanten aus Samt her, die als Nadelkissen verwendet werden konnten. Es folgten Spielzeuge für Kinder, allen voran der berühmte Teddybär. Die Bestellungen nahmen zu. Sie stellte immer mehr Näherinnen ein. Das war der Anfang des weltbekannten Unternehmens Steiff. Es ist Gottes Art, aus Kleinem Großes zu machen. Seine Kraft erweist er bei schwachen Menschen, das zeigt das Leben der Margarete Steiff.
Vielleicht kommen Sie sich heute klein, schwach und unbedeutend vor. Gott sieht Sie heute an. Er nimmt Sie an. Er richtet Sie auf. Sie müssen nicht gebückt und niedergeschlagen in den heutigen Tag gehen. Erhobenen Hauptes dürfen Sie sich von Gott gebrauchen lassen. Er richtet Sie auf. Aufrecht dürfen Sie ins Angesicht von Jesus schauen. Vom Kreuz herab sieht er Sie an. Das Kreuz ist das größte Zeichen seiner Liebe. Stellen Sie sich vor, das Kreuz steht über Ihrem Haupt und weicht nicht von Ihnen. So sehr liebt Sie Gott, dass er Sie heute annimmt, erwählt und gebraucht. Ob Sie groß sind oder klein. Denn bei Gott heißt es: klein, aber fein.
 

Autor/-in: Pfarrer Johannes Hruby