27.11.2012 / Wort zum Tag

5. Mose 5,32

"So habt nun Acht, dass ihr tut, wie euch der Herr, euer Gott, geboten hat, und weicht nicht, weder zur Rechten noch zur Linken"

5. Mose 5,32

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An vielen Stellen unseres Lebens ist Kreativität gefragt. Wer diese Gabe besitzt, kann oft erstaunliche Dinge zustande bringen. Manche Hausfrau schafft es, mit einigen speziellen Zutaten und außergewöhnlichen Gewürzen einem Essen einen besonderen Pfiff zu verleihen. Aus einem schlichten Gericht ist so auf einmal eine extra schmackhafte Kreation geworden.
Aber nicht überall bringt die eigene Experimentierfreude weiter. Wer einen komplizierten Modellbausatz richtig zusammenfügen will, der hält sich besser genau an die Anleitung. Sonst kann es passieren, dass auf einmal Teile übrig sind oder das Modell sich gar nicht zusammenbauen lässt.
Im 5. Mosebuch in Kapitel 5 erinnert Mose seine Landsleute an alle Anweisungen, die Gott ihnen am Berg Sinai gegeben hat. Die gesamten 10 Gebote werden noch einmal aufgezählt und die Israeliten darauf hingewiesen, dass sie dies Gesetz auch befolgen sollen. 5. Mose 5, Vers 32 ist dann so etwas wie eine Zusammenfassung all dieser Anweisungen: Weicht nicht von diesen Anordnungen ab, weder zur Rechten noch zur Linken.
Weicht nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken. Für mich bedeutet das als Erstes, dass ich die 10 Gebote wirklich ernst nehme und nicht wie Überbleibsel aus alter Zeit behandele. Wahrscheinlich werden mir viele darin zustimmen und sagen: Ganz klar, so sollen wir es tun! Aber es ist nicht allein das. In diesem Vers steckt auch drin, dass ich den ganzen Komplex der Gebote nicht auseinanderreißen kann. Ich kann mir nicht ein oder zwei Lieblingsgebote aussuchen und andere vernachlässigen, oder gar einzelne Anweisungen gegeneinander ausspielen. Alle 10 Gebote gehören untrennbar zusammen. Keins darf unter den Tisch fallen.
Manchmal erlebe ich, dass Menschen sich damit brüsten, dass sie nie jemanden bestohlen oder umgebracht haben. Bei näherem Hinsehen aber beobachte ich vielleicht ein sehr loses Mundwerk bei ihnen. Wie und was sie über andere reden, damit nehmen sie es nicht so genau. Spricht man sie daraufhin an, kann man oft kaum mit ihnen darüber reden, denn sie haben ja nie jemanden umgebracht. So fühlen sie sich ganz und gar im Recht. Weil sie sich an eine Anweisung Gottes besonders strickt halten, meinen sie, sie könnten andere Gebote dann schon einmal kreativ umgestalten und für ihre eigenen Bedürfnisse zurechtschneiden. Es ist schon erstaunlich, wie schizophren wir Menschen manchmal denken und handeln können.
Ich habe begriffen, Gott hat uns die Gebote gegeben, um unser ganzes Leben rundherum zu schützen. Darum gibt er sie als eine Einheit, die wir niemals auseinanderreißen dürfen. Das wäre nicht gut für uns. Gott reicht es nicht aus, wenn nur einzelne Bereiche unseres Lebens unter seinem Schutz stehen. Wer aber die Gebote auseinanderreißt, einzelne Anweisungen besonders herausgreift, andere jedoch vernachlässigt, der bricht in diesen Schutzwall gefährliche Löcher hinein. Dann ist er kaum mehr wirksam für unser Leben.
Weicht nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken. Ich spüre, dass mir das nicht gelingt. Die Kraft, das umzusetzen, fehlt mir. Darum wende ich mich an meinen Herrn. Ich bitte ihn, dass er das wahr macht, was er im Propheten Hesekiel angekündigt hat: „Ich will ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“ (Hes. 36, 26-27)
 

Autor/-in: Pastor Rolf Herrmann