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24.02.2009 / Wort zum Tag
5. Mose 4,10
Versammle mir das Volk, dass sie meine Worte hören und so mich fürchten lernen alle Tage ihres Lebens auf Erden und ihre Kinder lehren.
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Ich glaube, dass dies nicht umsonst am Anfang der Bibel steht. Denn es gehört zum Menschsein dazu, dass die Generationen in einem zwiespältigen Verhältnis zueinander stehen. Und wer jammert, heute sei alles viel schlimmer als früher, der möge wissen, dass ganz genau diese Klage schon zu allen Zeiten vorhanden war. Wahrscheinlich ist diese Klage nur ein Ausdruck für den schmerzhaften Prozess, den beide Seiten, die „Jungen“ und die „Alten“, durchzustehen haben. Wie gern möchten wir unseren Kindern doch ersparen, bittere Erfahrungen, die wir selbst gemacht haben, auch erleben zu müssen. Wir selbst leiden mit, wenn sie auf irgendeine „Herdplatte“, wie sie auch konkret aussehen mag, greifen. Und wir befürchten vielleicht, dass Situationen, in denen es bei uns „noch einmal gut gegangen ist“, nicht immer so enden werden. Es wäre doch gut, wenn wir unsern Kindern unsere Lebenserfahrungen wie ein Weihnachtspaket zur Anwendung überreichen könnten!
Umgekehrt erscheint es der nachwachsenden Generation notwendig, alte Zöpfe abzuschneiden. Das Schlagwort der Studenten 1968 war, der „Muff von 1000 Jahren“ soll unter den Talaren – ihrer Lehrer, aber auch der Geistlichen - weggepustet werden.
In dem Wort für heute geht es auch um „Traditionen“. Von Generation zu Generation soll daran erinnert werden, als Gott seine gute Lebensordnungen dem Volk gegeben hat, und – was sie besagen. Wodurch wird diese Ermahnung begründet? Weil die alte Generation zu ehren ist – einfach so? Weil sie mehr Lebenserfahrung hat und die Jungen doch, bitteschön, diese übernehmen sollen? Nein, das alles ist nicht gesagt! Noch nicht einmal die Begründung, gegen die eigentlich niemand etwas haben darf: „Gott will es so! Das muss ausreichen!“
Nein, Gott ist viel weniger autoritär als wir Menschen es manchmal sind! Es ist richtig erstaunlich, wohin der Blick des Volkes Israel gelenkt wird: Wenige Verse vorher steht nämlich folgende Begründung: Die Völker, die in der Nachbarschaft Israels leben, sollen sagen: „Ei, was sind das für weise und verständige Leute und was ist das für ein herrliches Volk!“ (Vers 6). Ich meine, das hat etwas mit Humor zu tun – und damit, dass Gott sein Volk zur Lebensfreude erziehen will! Seine Leute sollen sich freuen können, wenn sie weise sind und ihnen das Leben gelingt, wenn sie verständig sind und ihre Klugheit und ihren Verstand einsetzen. Sollte es denn so sein, dass wir Gottes Geschenk der Freude, auch der Freude an dem, was wir können und was uns gelingt, verschmähen, indem wir jedes Lob, jeden Applaus, der uns geschenkt wird, mit einem demütigen „Alles zur Ehre des Herrn!“ ablehnen? Gehört nicht vielmehr die Freude, die pure Lebensfreude zu den Geschenken des Gottes, der die Welt geschaffen hat – und sie darüber hinaus auch noch erlöst, befreit hat? Wenn über seine Kinder gesagt wird: „Ei, was sind das für verständige Menschen!“, dann ist dies auch ein Gotteslob! Könnte es da nicht viel leichter sein, das, was das Leben der Eltern bestimmt, an die Kinder weiterzugeben?