05.10.2010 / Wort zum Tag

5. Mose 32,10

Er behütet sein Volk wie seinen Augapfel.

5. Mose 32,10

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Unser Auge ist eine einzigartige Kostbarkeit. Wenn es einmal zerstört ist, bleibt es finster. Deshalb halten wir bei Gefahr unwillkürlich schützend die Hand vor‘s Gesicht. Denn wir wollen nicht, dass etwas ins Auge geht. Nun wird hier das Volk Gottes sein Augapfel genannt. Das ist ein fast unüberbietbares Bild für den Wert, den dieses Volk für Gott hat. Gehören Sie zum Volk Gottes? Sind Sie Christ? Dann geht es hier um Sie, um Ihren Wert, den Sie vor Gott haben.

Zunächst geht es hier um das Volk Israel. Das Schreckliche: Israel hat der unvergleichlichen Schutzzusage Gottes immer wieder misstraut, nicht geglaubt. Statt angstfrei unter der Zusage Gottes zu leben, hat es ständig ängstlich nach anderen Göttern geschielt und anderen Götzen gedient — als ob die stärker oder besser oder mächtiger wären.

Das Gute: Gottes Zusage bleibt gültig, auch wenn die Menschen sie nicht beanspruchen. Allerdings ist die Schutzzusage Gottes wirksam nur für den, der an Gott glaubt und ihm gehorcht. Wer ohne Gott bewusst in Sünde lebt, hat keinen Anspruch auf Gottes Verheißungen. Aber wer an ihn glaubt, kann damit rechnen, dass es stimmt: Er behütet dich wie seinen Augapfel. Das kann jeder beanspruchen, Gott daraufhin ansprechen, der zu seinem Volk gehört. Also auch der, der heute vor einer Prüfung steht oder einem entscheidenden Einstellungsgespräch, der im Krankenhaus einrücken oder durch das Tor des Todes gehen muss. Wir haben keinen Schlaraffenland-Tag vor uns. Uns wird nicht ein Leben ohne Pleiten, Schmerz und Tod vorgegaukelt. Aber auch in der Pleite, im Schmerz und im Sterben behütet uns Gott, sind wir in seiner Hand.

Was wollen wir mehr? Mehr an Trost und Geborgenheit gibt es doch gar nicht. Aber oft wollen wir Menschen eine Garantie, etwas Handfestes. Viele greifen dann zu einem Talisman, von dem sie erwarten, dass er sie schützt. Und dann trauen sie dem Herumgefummel an einem heiligen Stein in der Hosentasche mehr zu als einem Gebet zum allmächtigen Gott. Die Vorstellung, dass das silberne Glücksschweinchen am Handgelenkkettchen mich besser schützen kann als der Herr des Universums ist doch eine groteske Verirrung. Machen wir uns doch nichts vor: vor den Gefahren des Lebens schützt uns kein Schwein. Es ist deshalb wirklich vernünftiger, sich in Sachen Lebensschutz an den Erfinder und Geber des Lebens zu wenden.

Wenn ich ein Auto kaufen will, gehe ich doch auch nicht in ein Geschäft für Kinderfahrräder. Da gehe ich zum Autohändler. Wenn ich Schutz für mein Leben brauche, ist es doch sinnlos, sich einen Talisman um den Hals zu hängen. Sondern dann hänge ich mich an Gott, der mich behütet wie seinen Augapfel. “Herr, behüte mich an diesem Tag.“ Oder, wie Martin Luther uns empfiehlt, als Morgensegen zu beten: “Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich in dieser Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast und bitte dich, du wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, dass dir all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde.“ So beten heißt darauf vertrauen, dass Gott sein Volk behütet wie seinen Augapfel.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Dr. Theo Lehmann