02.09.2009 / Wort zum Tag

5. Mose 28,1.6

Wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen wirst: Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang.

5. Mose 28,1.6

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Heute möchte ich über etwas Ureigenes des christlichen Glaubens mit Ihnen nachdenken: über Segnung und Segen. Wenn Sie mich fragen, was mir das Wichtigste in meinem langen Pfarrerleben gewesen ist, dann ist es dies: die Weitergabe und Weiterleitung des Segens an Kinder - ob klein, ob groß, die Segnung von Erwachsenen, von Paaren und ganzen Familien, das Segnungszeichen und Segenswort über Kranke und auch Sterbende, die so genannte Aussegnung auch am Grabe, aber lieber noch die Segnungen bei Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Jubiläen und die Segnung auch bei manchem Gespräch unter vier Augen.

Segen ist z. B. die gute Kraft, die ausschließlich von Gott kommt und sich in allen Lebensbereichen auswirkt.
Ich habe mich umgeschaut, ob in Selbsthilfegruppen und Therapien - gleich, welcher Art, westlicher oder östlicher Prägung – Segnung und Segen direkt und bewusst einbezogen werden. Nichts dergleichen habe ich gefunden. Aber schon im so genannten „Alten Bund“ sind Segen und Segnung von großer Bedeutung: Die Erzväter segneten ihre Kinder, ihre Enkel und Urenkel; sie segneten auch ihr Hab und Gut. Bereits Mose stellt Segen in Aussicht. Das steht im Wort Gottes für heute: "Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang."

Von Jesus wissen wir, dass er Kinder zu sich gerufen und sie gesegnet hat. An dem Abend, als er mit den Seinen in einem Haus in Jerusalem das Passah feierte, segnete er den Becher Wein, wie jeder Hausvater in jener Stunde; er segnete auch das Brot und gab die Deutung dazu. Nach seiner Auferweckung schließlich, nach Karfreitag und Ostern heißt es: Jesus führte seine Jünger nach Bethanien, hob die Hände und segnete sie. Der Segen von Bethanien war die Übergabe eines Auftrags und ein Akt der Befähigung: Die Jünger übernahmen in jener Stunde ein wichtiges Amt. Jesus sagt von sich selbst: „Gott hat mich gesandt, verwundete Herzen zu verbinden, Gefangenen die Freiheit zu bringen und Blinden das Licht, Misshandelte zu erlösen und auszurufen: Gott will dies so.“ Jesus beschreibt damit den eigenen Auftrag und er gibt ihn weiter – an seine Leute.

Zu segnen und sich segnen zu lassen ist heute vielen Menschen fremd. Das ist ein bedauernswerter Verzicht. Wer segnet, der hilft, dass Gutes wächst und gedeiht. Segnen heißt, Gott vertrauen, dass er verborgen und doch mit großer Kraft handelt. Der Segen ist ohne Lärm in unserem Leben am Werk. Segnen heißt, diese Kraft, die Gott schenkt, weitergeben. Wer segnet, der zaubert nicht. Ihm sei auch aller suggestive Einfluss fern! Mose nennt freilich in dem Wort für heute noch die Voraussetzung für ein vielfältig und umfassend gesegnetes Leben: den Gehorsam gegenüber dem Willen und dem Gebot Gottes. Das klingt hart und wie eine Bedingung, aber wir sollten sie nicht überhören. Schleuderware ist Gottes Segen auf keinen Fall. Die Hauptsache bleibt: Segensströme weiterleiten – von Gott her – auf den Nächsten hin – das dürfen wir. Der Herr selbst ist die Quelle der Kraft, der Gesundung und Hilfe, der Bewahrung, der Reifung und schließlich der Erfüllung. Und man kann dessen nie zu viel haben und tun!

Gott segne Sie, wo immer Sie leben und arbeiten, wo Sie Erfolg haben oder versagen, wo Sie voll Freude sind oder ganz niedergeschlagen. Er schenke Ihnen Gesundheit und ausreichend Kraft, dazu ein frohes Herz und einen mutigen Glauben!
 

Autor/-in: Pfarrer i. R. Dietmar Hermsdorf