25.10.2014 / Wort zum Tag

5. Mose 15,11

"Ich gebiete dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist."

5. Mose 15,11

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Immer mal wieder steht im Herbst eine kleine Kiste vor unserer Tür: mit frischen Äpfeln, leckeren Trauben oder Nüssen. Menschen aus der Kirchengemeinde haben geerntet und an ihre Pfarrfamilien gedacht. Das freut uns sehr. Es ist schön, dass wir etwas von der guten Ernte abbekommen. Aber bekommen auch die etwas davon, die es viel nötiger brauchen als wir? Wie frisch und gesund ist das Obst, das in den Tafelläden angeboten wird? Und was bekommen die Menschen auf unserer Erde geschenkt, die gerade hungern?
Natürlich ist mir klar, dass es keinen Sinn ergibt, ein Paket mit Trauben zu packen und irgendwo nach Afrika zu verschicken. Aber wie dann? Arme und bedrängte Menschen liegen Gott ganz besonders am Herzen. Und sie sollen auch uns am Herzen liegen. Schon Mose hat das Volk Gottes eindringlich darauf hingewiesen:
„Ich gebiete dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist.“
Die Hand für den Bruder auftun, der bedrängt und arm ist. Was hat Mose damit gemeint? Nun, eine geschlossene Hand – das können Sie gern nebenher ausprobieren – eine geschlossene Hand ist hart, ist eine Faust. Wer die Faust reckt, der ist aggressiv. Er hält sich selbst für den Stärkeren und Überlegenen. Für Mitleid oder gar Liebe für andere ist da kein Platz. Wenn Sie jetzt die geschlossene Hand, die Faust, langsam öffnen, können Sie spüren, wie sich der ganze Arm entspannt. Eine geöffnete Hand kann geben, aber sie kann auch empfangen. Eine geöffnete Hand kann einladen und Menschen heranwinken.
Übertragen heißt das: Wir sollen nicht hart gegenüber unseren Mitmenschen sein. Wir sollen uns nicht für die Stärkeren und Überlegenen halten und über die Lage der anderen urteilen. Natürlich ist ein Alkoholiker in gewisser Weise selbst schuld, wenn er seine Arbeit verliert. Aber was ist passiert, dass er dieses Leben nur noch mit Alkohol ertragen kann? Und wie er sich wohl fühlt, wenn er jetzt in den Tafelläden das bekommt, was andere wegwerfen wollen? Auch als etwas Überflüssiges, das die anderen nicht mehr wollen?
Viele Christen öffnen schon für andere ihre Hände. Das kann ganz unterschiedlich aussehen: Manche winken arme und bedrängte Menschen heran, geben ihnen das Gefühl, wertvoll und wichtig zu sein. Andere laden sie sogar zu sich nach Hause ein. Vor Kurzem habe ich eine Reportage über einen syrischen Christen gesehen, der in deutschen Asylbewerberheimen als Christ zu leiden hatte. Gott sei Dank haben ihn deutsche Christen zu sich nach Hause aufgenommen, damit er nicht mehr unter den Anfeindungen leiden musste.
Schließlich öffnen manche Christen ihre Hände, indem sie ihren Kopf einsetzen. Ihren Kopf? Ja. Viele Menschen auf unserer Erde sind deshalb arm und bedrängt, weil es uns so gut geht. Weil wir mit Lebensmitteln unsere Autos tanken oder weil unsere Banken mit unserem Geld auf steigende Lebensmittelpreise spekulieren. Die Hand für andere aufzutun, hat deshalb immer mehr mit dem Kopf zu tun: Worauf kann ich verzichten, damit es anderen gut geht?
Tue deine Hand auf für deine armen und bedrängten Mitmenschen!
Mache dein Herz für sie weit!
Suche mit deinem Kopf nach guten Lösungen für alle!
 

Autor/-in: Tina Arnold