31.07.2013 / Wort zum Tag

5. Mose 13,7.9

Wenn Dich dein Bruder oder dein Sohn oder deine Tochter oder deine Frau in deinen Armen oder dein Freund, der dir so lieb ist wie dein Leben, heimlich überreden würde und sagen: „Lass uns hingehen und andern Göttern dienen“, so willige nicht ein.

5. Mose 13,7.9

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So schleichend kann es also gehen, dass mir etwas anderes wichtiger wird als Jesus! Ich finde das so genial ausgedrückt: „heimlich überreden“, „einwilligen“ - das ist nicht offen: „Komm, wir wechseln in eine andere Religion über“, sondern das passiert einfach, und da nehmen auch die liebsten Menschen um mich herum Einfluss, auch ohne dass sie es wollen!

Wenn in einem Land Christen verfolgt werden, ist es ziemlich klar: da gibt es die Statue des Diktators, der sich wie ein Gott verehren lässt; man verbeugt sich vor ihm – oder tut es nicht und kommt vielleicht sogar in ein Arbeitslager.

Ich bin froh, dass wir bei uns Religions-Freiheit haben! Und doch ist bei uns Götzenverehrung trotzdem eine Versuchung, eine heimliche! Es kann sein, dass „die Frau in meinen Armen“ – „der Mann in meinen Armen“, mir sozusagen zum „Gott“ wird – wenn ich etwa Sorge um sie habe, und nicht daran denke, dass Jesus sich auch um sie kümmert. Ich darf doch für sie/für ihn beten, und Jesus steht noch darüber!

Es kann sein, dass mir „der liebe Frieden“ wichtiger ist, als ein klares Wort zu sagen; dass mir die Ehre bei Menschen wichtiger ist, und in meinen Predigten „verrutscht“ etwas; es wird nicht mehr deutlich, dass Jesus Herr und Heiland ist; und ich werde vielleicht deswegen gelobt, weil ich so schön reden kann.

Die Menschen meiner Umgebung nehmen Einfluss auf mich! In meinem Umfeld ist es wichtig: gut essen zu gehen, Urlaub zu machen; die Gesundheit ist die Nr.1: schöne und wichtige Dinge; wird mich das nicht anstecken? Kann ich Widerstand leisten „Nein, ich lebe anders!“? Natürlich esse ich gerne, Urlaub ist schön, ein bisschen mehr Bewegung wäre nicht schlecht… Aber nicht als zentrale Dinge im Leben! Alles unter Gott!

Wie wichtig ist für  mich darum die christliche Gemeinschaft, dass Gott bei mir die Nr.1 bleibt, und dass bei mir die Alarmglocken schrillen, wenn das in Gefahr ist. Ich frühstücke alle 12 Wochen mit meinen freikirchlichen Kollegen. Dann merke ich wieder, was mir in meiner Volkskirche fehlt; wo meine Verkündigung zu sanft ist. Ich treffe mich mit einer Kollegin jede Woche zum Beten. Ich bekomme den Impuls, im Kreis der Pfarrer den Mund aufzumachen. Auch wenn ich dadurch den Stempel aufgedrückt bekomme „fürchterlich fromm“.

Paulus hat das so gut gesagt: Jesus soll in meinem Herzen wohnen; in der Liebe soll ich tief verwurzelt und gegründet sein. Gemeint ist hier: in seiner Liebe soll ich tief verwurzelt sein. Denn das ist das Markenzeichen unseres Gottes: er liebt! Er fordert nichts für sich – er tut alles, damit mein Leben gelingt! Wo ist ein Gott, so wie er? Der sich hingibt in Jesus, in dessen Liebe ich tief geborgen bin. Deswegen will ich oft diese Liebe genießen, in seinem Wort lesen, beten, darüber sprechen.

Beten auch für meinen Bruder oder Sohn oder Tochter oder die Frau/den Mann in meinen Armen! Auch sie sind meinem Gott wichtig. Und wenn ich für sie bete, dann stelle ich sie sozusagen unter Gott, Sorge um sie hat nicht die letzte Macht über mich. Götzengefahr gebannt!

Muss ich nun dauernd Angst haben, dass ich Menschen zu sehr liebe? Dietrich Bonhoeffer sagte es sinngemäß: Das ist wie in der Musik: Wenn das Thema klar ist, die Melodie, dann kann die Begleitmusik sich gewaltig entfalten „Wenn  der Cantus firmus deutlich erklingt, dann weiß sich der Kontrapunkt getragen“. Also: nicht anderes weniger lieben, sondern Gott mehr lieben!

Autor/-in: Pfarrerin Renate Schmidt