06.01.2010 / Wort zum Tag

5. Mose 13, 4

Der Herr, euer Gott, versucht euch, um zu erfahren, ob ihr ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele lieb habt."

5. Mose 13, 4

Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt.

1. Kor. 10, 13

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„Und führe uns nicht in Versuchung.“ So lautet die sechste Bitte aus dem „Vater unser“, dem Gebet Jesu, dessen Worte wir uns zu Eigen machen dürfen, wenn wir unseren himmlischen Vater anrufen wollen.
Martin Luther erklärt dazu in seinem Kleinen Katechismus Folgendes: „Wir bitten in diesem Gebet, dass uns Gott behüte und erhalte, damit uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge und verführe in Missglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster; und wenn wir damit angefochten würden, dass wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.“

Um nichts anderes als um „Versuchung“ geht es in unserer heutigen Losung aus dem fünften Buch Mose in Kapitel 13. Dort heißt es: „Der HERR, euer Gott, versucht euch, um zu erfahren, ob ihr ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele lieb habt.“ Und im Lehrtext aus dem 1. Korintherbrief in Kapitel 10 steht dazu: „Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt.“

Immer wird vorausgesetzt, dass es so etwas wie Versuchung für uns Menschen gibt. Gott ist immer derjenige, der uns Menschen in Versuchung führt. Um uns zu testen. Um zu hinterfragen, wie stark unser Glaube eigentlich ist. Ob wir Gott tatsächlich voll und ganz vertrauen.

Hinter dem Text aus dem fünften Buch Mose steht die Erfahrung, dass das Volk Israel durch bestimmte Handlungen und Ereignisse in die Versuchung geführt werden soll, andere Götter zu verehren. Etwas, das völlig ausgeschlossen ist, und dem das Volk nicht nachgeben soll. Aber somit wird in den Versuch noch ein gewisser Sinn hineingedeutet. Es geschieht nicht sinnlos, sondern ihr sollt geprüft werden.
Dabei könnte mancher nun auf den Gedanken kommen: Manche Prüfung Gottes ist so hart, dass ich als Mensch sie eigentlich nicht bestehen kann. Ich falle durch. Ich gebe der Versuchung nach und setze meinen Glauben auf’s Spiel. Womöglich verliere ich alles, was mich an das Ziel des Lebens führen soll.
Einem solchen Denken beugt der Apostel Paulus vor. Die Versuchungen, die von Gott kommen, sind immer so angelegt, dass sie die Kräfte dessen, der versucht wird, niemals übersteigen. Die Messlatte wird nicht höher gelegt, als jemand springen kann. Gott ist fair.

Dennoch haben wir bei manchen Menschen den Eindruck: „Was sie erleben und tragen müssen, was sie von Gott in ihrem Leben auferlegt bekommen, das erfordert übermenschliche Kräfte.“ Und manchen werden wir kennen, der unter der Last zerbrochen ist. Der die Prüfung nicht bestanden hat. Haben diese Menschen etwas falsch gemacht? Wer mag sich darüber ein Urteil anmaßen? Vorsicht ist geboten. Denn auch hier sind wir nicht an Gottes Stelle, dass wir uns einfach so ein Urteil erlauben sollten. Vielmehr wäre es vielleicht an uns zu fragen: „Was habe ich womöglich an Hilfe unterlassen, dass es soweit gekommen ist?“

Aber es gibt doch die Möglichkeit, sich vor einer zu großen und zu schweren Versuchung zu schützen. In dem man nicht müde wird die sechste Bitte des „Vater unser“ zu beten: „Und führe uns nicht in Versuchung.“ „Damit wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.“, wie es in Luthers Erklärung am Ende heißt. Denn das ist das, was Gott von uns möchte. Das hat er bei seinem Volk Israel nie ganz riskiert, sondern immer einen Weg offen gehalten. Und so tut er es mit uns Christinnen und Christen auch. Darum dürfen wir darauf vertrauen, was der Apostel Paulus sagt: „Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt.“
 

Autor/-in: Pfarrer Stefan Engelking