14.02.2012 / Wort zum Tag

2. Timotheus 2,15

Bemühe dich daru, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt.

2. Timotheus 2,15

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Der Apostel Paulus sitzt im Gefängnis und erwartet seine Hinrichtung. Zeit für letzte Worte. Zeit für Lebensbilanzen. Vor allem Zeit, sich um seinen jungen Freund zu kümmern, einen hoffnungsvollen Prediger des Evangeliums. Paulus betrachtete Timotheus als seinen geistlichen Ziehsohn. Er hat ihn mitgenommen auf Missionsreisen, ihn geprägt, fröhliche und schwere Zeiten mit ihm geteilt. Timotheus arbeitet in einer Gemeinde, in der es viele Schwierigkeiten gibt. Er ist noch jung, er reibt sich auf in endlosen Auseinandersetzungen mit theologischen Besserwissern. Er meint es gut, nimmt sich Zeit zum Gespräch und hofft, sie überzeugen zu können.

Was gibt man in dieser Situation einem jungen Menschen mit auf den Weg, für den man sich verantwortlich fühlt? In den man jahrelang investiert hat? In den man große Hoffnungen setzt, der es aber nicht einfach hat, seinen Weg zu finden? Paulus schreibt Timotheus einen Brief und setzt seinen Finger auf den entscheidenden Punkt: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen, als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt.“

Paulus rückt die Perspektive zurecht: „Bemühe dich, dich vor Gott zu erweisen ...“ Lieber Timotheus, versuche nicht, Menschen zu gefallen. Nicht alle müssen dich lieben oder gut finden. Das ist eine Gefahr für alle Menschen, aber besonders für Pastoren wie dich. Gerade, weil man sich um jedes verlorene Schaf bemüht, jedem verlorenen Sohn nachläuft – gerade deshalb meinen wir als Diener Gottes oft, dass wie auch tatsächlich jeden überzeugen könnten. Aber das stimmt nicht. Versuche nicht, in erster Linie den Menschen, sondern Gott zu gefallen. Du bist allein ihm verantwortlich. Das entlastet dich. Erlaube den anderen, dass sie anders denken als du und dass sie sogar bei ihrer Meinung bleiben. Nicht dass sie Recht hätten! Aber überschätze dich nicht in deiner Überzeugungskraft. Du wirst nicht jeden gewinnen können. Lieber Timotheus, es zählt letztlich nur, was Gott über dich denkt, nicht die anderen. Und was Gott über dich denkt, darüber haben wir oft gesprochen. Du weißt es.“

Und dann fährt Paulus fort: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen, als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter...“ Die antike Gesellschaft war gegliedert in feste Stände. Die arbeitende Bevölkerung war in der Regel unfrei. Das Ideal eines freien Mannes war, nicht mit den Händen selbst arbeiten zu müssen. Paulus betrachtete sich und Timotheus als Arbeiter. Für ihn ist das eine Ehrenbezeichnung. Auch Jesus hatte die Jünger als Arbeiter bezeichnet. Dabei kommt zum Ausdruck: Arbeiter haben einen Herrn. Es geht um seine Sache. Ein Arbeiter nimmt sich selbst nicht so wichtig. Es geht nicht um ihn. Er ist nicht die Hauptperson. Er steht im Dienste eines anderen. Das ist das zweite, was der Mentor Paulus seinem Schüler Timotheus mitgibt: „Timotheus, nimm dich nicht so wichtig. Es geht nicht um dich. Es geht letztlich nicht um deine Position, deine Ideen, deine Projekte, deine Erfolge. Du bist ein Arbeiter Christi. Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Du bist nur für deine kleine Aufgabe verantwortlich, nicht für das Ganze. Dafür sorgt der Herr selbst! Übernimm dich nicht. Du trägst nicht die Verantwortung für die ganze Welt oder für das ganze Reich Gottes. Tu das, was dir anvertraut ist und überlasse den Rest deinem Herrn. Und tue, das, was du tun sollst, ordentlich.“

Und schließlich: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen, als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt.“ „Mein lieber Timotheus, du musst das Wort der Wahrheit nicht erfinden oder herstellen. Es liegt nicht in dir selbst. Du musst ihm auch nicht Geltung verschaffen. Du bist schon gar nicht für den Inhalt dieses Wortes verantwortlich. Hier führt ein Größerer als du Regie. Nein, Timotheus, du musst das Wort nur austeilen. Bring es unter die Leute! Mach dir Gedanken, wer welches Wort brauchen könnte in welcher Situation. Und dann teile das Wort aus. Es wird wirken, es wird für sich selbst sprechen. Nicht du wirst überzeugen. Nicht du kannst die Herzen gewinnen. Es ist das Wort der Wahrheit selbst, das die Herzen gewinnt und Frucht bringt. Es hat dich gewonnen, Timotheus. Und es hat mich gewonnen, der ich ein Feind Christi war. Und es wird noch viele Menschen gewinnen und sich als wahr und kräftig erweisen. Verlass dich darauf, mein Sohn!“

Autor/-in: Pastor Dr. Christoph Schrodt