05.10.2009 / Wort zum Tag

2. Samuel 7,28

HERR, du bist Gott, und deine Worte sind Wahrheit.

2. Samuel 7,28

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Das ist es, was uns immer wieder gut tut. Wir haben Menschen zur Seite, auf deren Worte wir uns verlassen können. Sie sind richtig. Sie sagen die Wahrheit. Diese Erfahrung beruht auf einem genauen Kennen und Hinhören des Anderen. Er hat mir viel mitgeteilt. Ich habe seine Aussagen schon mehrfach mit der Wirklichkeit überprüfen können. Ich kenne auch die andere Erfahrung: Manchmal sagt mir meine Frau: „Du hörst mir gar nicht zu“, obwohl ich im selben Zimmer bin und ihr gegenüber sitze. Sie spürt etwas davon, dass ich mit meinen Gedanken ganz woanders bin. Solche Halbherzigkeiten sind für das Miteinander nicht sehr förderlich.
 
Ich habe mich dabei ertappt, dass es Gott wohl mit mir ähnlich geht. Ich höre nur halbherzig zu, was er mir sagt. Dann verstehe ich auch nur die Hälfte. Die Folge davon ist oft eine undeutliche Wahrnehmung. Vom Wahrheitsgehalt dessen, was mich erreicht, bleibt dann nicht viel übrig.

Die Erfahrung, dass Gott Gott ist und seine Worte Wahrheit sind, hat wesentlich auch mit einer Kommunikation zu tun. Genau das ist vor diesem Satz erfolgt. König David aus dem Volk Israel hat lange mit Gott geredet. Er hatte ein bestimmtes Anliegen und Gott hat geantwortet. Konzentriert hat hier David gehört. Das hat ihm die Erkenntnis gebracht: „HERR, du bist Gott und deine Worte sind Wahrheit.“ Es kam für David anders als er es sich vorgestellt hat, und doch war es so richtig. Er kam zu der Einsicht, was Gott sagt, das stimmt. David hatte noch einen Freund, der ihm beim Hören auf Gott zur Seite stand. Wahrheitsfindung geschieht immer über das Gespräch. Ich informiere mich, höre und formuliere dann noch einmal mit meinen Worten, worauf es ankommt.

In unserem alltäglichen Miteinander wird oft das als Wahrheit verstanden, was auch auf meinem Erfahrungshorizont liegt. Stimmt das mit meiner Meinung überein, gebe ich dem anderen recht. Das wird dann schnell zu der allgemeingültigen Wahrheit erklärt. Manchmal mag das ja auch wirklich so sein. Aber nicht nur das, was mit meiner Erfahrung übereinstimmt, ist richtig, und selbst wenn Andere andere Erfahrungen haben, kann ich dennoch die Wahrheit sagen.

Mit der Erkenntnis, dass Gott die Wahrheit ist, akzeptiere ich zuerst einmal seine Autorität. Aber nicht nur, weil ich ihn als Gott sehe, sondern weil das stimmt, sagt er die Wahrheit. Ob ein Mensch an die Wahrheit glaubt oder nicht, sagt zuerst etwas über den, der seine Meinung trifft. Dass eine Aussage wahr ist, liegt nicht an meiner Meinung dazu. Eine Wahrheit wird nicht deshalb weniger Bedeutung haben, auch wenn ich sie nicht akzeptiere. Ich verbaue mir nur eine wichtige Erfahrung, wenn ich vorschnell etwas ablehne, was doch richtig ist. Oft macht das aber Mühe und stellt mich auch in Frage. So ein Prozess der Wahrheitsfindung bringt uns aber auch immer weiter. Es öffnet unseren Horizont. Mit der gewachsenen Information kann ich zu einer Klärung kommen. Und ich brauche auch den Mut, eigene Vorerfahrungen infrage zu stellen.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Menschen, der mit Gott nicht viel anfangen konnte. Er drückte sich wie folgt aus: „Mein Kopf sagt mir, dass es so viele Ungereimtheiten gibt.“ Darauf fragte ich ihn: „Liegt es wirklich nur am Kopf oder sind es nicht auch die Dinge des Herzens, die uns den Weg zu Gott verbauen, solche Dinge wie Enttäuschungen oder Verletzungen?“ Als dieser Mann kurz darüber nachdachte, nickte er nachdenklich mit dem Kopf. Natürlich kann ich Gott nicht beweisen, dann würde sich mein Vertrauen zu Gott in Berechnung verwandeln. Bevor wir jedoch vorschnell die Begegnung mit Gott aufgeben, ist es schon angeraten, sich mit dem auseinander zu setzen, was Gott sagt. Das braucht seine Zeit. Es kann schon vorkommen, dass Menschen innerhalb weniger Minuten die Bedeutung Gottes erkennen. Es ist aber auch kein Problem, wenn uns das nicht in fünf Minuten passiert. Je größer und tiefer eine Wahrheit ist, umso mehr Zeit braucht es, diese zu verstehen. Zu schnelle Erkenntnisse sind mitunter auch wieder sehr schnell vergessen. Die Wahrheit Gottes hat es auch mit diesem Vertrauen zu tun. Vertrauen wächst durch positive Erfahrungen und wird verhindert durch Enttäuschungen. Dass hier David sagen kann: „Dein Wort ist die Wahrheit“, ist durch eine intensive Auseinandersetzung entstanden. Das gibt ihm Mut, getrost nach vorn zu sehen, und die Sicherheit, auch in kommenden Situationen eine Orientierung für die Wahrheit zu haben.
 

Autor/-in: Pfarrer Uwe Winkler