22.09.2012 / Wort zum Tag

2. Samuel 22,3

„Du bist mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vor Gewalt.“

2. Samuel 22,3

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Schon bald sind sie wieder da. Die nassgrauen, stürmischen Herbsttage. Bald braucht man wieder einen Mantelkragen, den man hochschlagen kann. Und schon bald treibt der Herbstwind alles, was nicht niet- und nagelfest ist vor sich hin.
Was gibt es an solchen Tagen besseres, als eine würzige, heisse Gemüsesuppe in einer warmen Stube? Da fühlt man sich geborgen, geschützt, zuhause.

Ganz ähnlich wirkt auf mich die heutige Tageslosung aus 2. Samuel 22,3:
„Du bist mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vor Gewalt.“

Diese Worte werden König David zugeschrieben. Sie stehen am Beginn eines Dank- und Siegesliedes. Das ist ein starkes Signal. David, der vom kaum beachteten Schafhirten zum Kriegshelden und vom einfühlsamen „Musiktherapeuten“ zum König von Israel aufgestiegen ist, dieser David singt Gott ein Danklied. Er fasst darin zusammen, was er erlebt hat: Gott ist ihm in Bedrängnis und Not, aber auch in Versuchung und Versagen beigestanden und hat ihm Halt gegeben.

Schon in den ersten Versen stellt er klar, wer das Fundament seines Lebens ist:
„Du bist mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vor Gewalt.“

Dieser Satz steht im letzten Viertel der Einleitung zu diesem Siegeslied. Die ersten beiden Verse dieses Dankliedes tönen in der Verdeutschung von Martin Buber und Franz Rosenzweig so:

„DU, mein Schroffen, mein Bergnest,
du mir, was mich entrinnen macht,
mein Gott, mein Fels, an dem ich mich schmiege,
mein Schild, Horn meiner Freiheit,
mein Hort, meine Zuflucht, mein Befreier,
von der Unbill befreist du mich.“    (2. Sam. 22,2 & 3)

Diese Verdeutschung ist dem Hebräischen besonders nahe. Sie lässt mich noch mehr von der Urtümlichkeit, von der Unmittelbarkeit dieses Schutzes durch Gott erahnen.

Was muss das für ein Gott sein, zu dem ein starker und mächtiger Mann wie David so leidenschaftlich betet?
David ist vieles, aber gewiss kein Zauderer, Schwächling oder Feigling. Trotzdem ist Gott für ihn ein besonderes Du: „Du mir, was mich entrinnen macht“ und „mein Fels, an dem ich schmiege.“
Halt, Sicherheit und Zuflucht findet er bei Gott und nicht bei sich selbst.

Und ich? Wie sollte ich mich mit mir selbst begnügen? Wie kann ich dem Wahn verfallen, Gottes Hilfe nicht nötig zu haben?

Nein, das will ich nicht. Ich brauche Gott. Auch ich will von ihm Hilfe und Halt erbitten. Er ist mein Zufluchtsort und Fels … selbst vor zerstörerischen Kräften, wie der Selbstabwertung oder den nagenden Fragen nach dem Sinn meines Lebens und meines Handelns.

David spricht Gott in seinem Gebet direkt an. Er braucht das Du Gottes. Er hat es nötig … gerade auch in der Bedrängnis und in den Herausforderungen seines Lebens.

Mitten im Leben dankbar sein und bleiben … das wünsche ich mir auch für mich. Wie David darf auch ich Gott als Felsen in der Brandung meines Lebens anrufen. Gerade auch dann, wenn meine Seele verwundbar und blossgestellt ist. Diesen Gott brauche ich. Mit ihm möchte ich leben.
Er ist, „mein Gott, mein Fels, an dem ich mich schmiege“.

Autor/-in: Andreas Schenk