03.12.2013 / Wort zum Tag

2. Mose 6,7

Ich will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein, dass ihr's erfahren sollt, dass ich der HERR bin, euer Gott, der euch wegführt von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen.

2. Mose 6,7

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Es klingt fast wie eine billige Anmache, wenn Gott zu seinem Volk sagt: „Ich will mit dir gehen.“ Nein, ganz so platt sagt er es nicht. In dem heutigen Losungswort aus dem 2. Buch Mose sagt Gott: „ich will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein,“

Ja, das ist ja schön. Aber was habe ich davon? Immer mehr Menschen fragen heute:
Wozu brauche ich einen Gott? Das kostet doch nur Zeit und Kraft und Geld.
Wozu Gott? Zumal, wenn dann eventuell noch eine Kirche mit dran hängt und Kirchensteuer.
Wozu Gott? Das ist doch nur eine zusätzliche Belastung: Zur Kirche gehen. Gebote halten. Dies und das nicht tun. Irgendwas spenden. Was bringt mir das?
Also: Wozu Gott? Ich habe doch alles? Ich habe Smartphone mit Internet. Ich habe Geld und Versicherungen. Ich habe Bildung und Gesundheit. Ich hab einen Job und Einkommen. Ich bin rundum gut versorgt.
Wozu brauche ich Gott? Warum soll ich mir einen Gott ans Bein hängen, der mich in meinem Alltag stört und mein Leben einschränkt? Warum will Gott mit mir anbändeln? Was will der von mir? Braucht der mein Geld?

So scharf und geballt wird es vielleicht kaum jemand sagen, aber ich stoße immer wieder auf solche und ähnliche Argumente. Gott - als Belastung und Einschränkung - das sitzt in weiten Teilen der Bevölkerung ganz tief. Ich habe auch immer wieder Menschen erlebt, die wegen ein paar Euro Kirchensteuer aus der Kirche ausgetreten sind, weil: So viel brauchen wir Gott ja nicht. Ich erlebe es bei Konfirmanden, die die zwei Jahre Kirche durchhalten müssen, um ihre Feier zu kriegen. Und dann haben sie es geschafft. Dann ist erstmal genug für viele Jahre. Im Alter vielleicht wieder. Zwischendurch ist Gott nicht nötig. Dieses Denken sitzt tief und wird von Generation zu Generation weiter gegeben, sofern überhaupt noch irgendwas weiter gegeben wird. Aber es sitzt als Grundeinstellung so tief, dass kaum eine Offenheit für eigene Erfahrungen mit Gott da ist.

Doch Gott bietet an – heute wie damals zur Zeit des Mose - „ich will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein,“.  Gott bietet seine Partnerschaft an. Aber nicht, weil er etwas von uns haben will. Er bietet es uns nicht an, weil er uns für seine Daseinsberechtigung so dringend braucht. Obwohl Gott darin immer wieder missverstanden wird: Er bietet uns seine Partnerschaft an, weil wir ihn brauchen. Weil er für uns da sein will. Weil er uns in unserem Leben helfen will. Und weil er unserem Leben zum Ziel verhelfen will.

Wenn Gott sagt: „ich will euch annehmen“ dann setzt das erstmal voraus: Wir sind noch nicht angenommen. Da ist noch etwas dazwischen: ein Abstand, eine Differenz, eine Unbekanntheit oder Unvertrautheit. Weil Menschen Gott nicht kennen - nicht richtig kennen - darum halten sie Abstand. Weil Menschen Falsches über Gott gehört haben und ein falsches Bild von Gott haben, darum misstrauen sie ihm.

Gott sagt: „ich will euch annehmen“, ich will Verbindung zu Euch aufnehmen. Ich will mit euch.

Der Zusammenhang verrät uns mehr über Gottes Beweggründe, als für die Tageslosung ausgewählt ist. Gott sagt: Ich bin der HERR und will euch wegführen von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen, und will euch erretten von eurem Frondienst und will euch erlösen mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte; ich will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein, dass ihr's erfahren sollt, dass ich der HERR bin, euer Gott, der euch wegführt von den Lasten, die euch die Ägypter auflegen, und euch bringt in das Land, um dessentwillen ich meine Hand zum Schwur erhoben habe, dass ich's geben will Abraham, Isaak und Jakob; das will ich euch zu Eigen geben, ich, der HERR.

Gott will gerade nicht belasten, sondern entlasten. Er nimmt uns die Lasten ab, die andere uns auflegen und die uns manchmal noch als große Freiheiten angepriesen werden. Gott will uns nicht einengen, sondern befreien von dem, was uns beengt. Er will uns in Lebensräume bringen, in denen wir uns entfalten können, damit wir ausleben können, wozu er uns geschaffen hat, wie er unser Leben gedacht hat. 

Autor/-in: Pastor Christoph Reeps