25.09.2013 / Wort zum Tag

2. Mose 33,20

Der Herr sprach zu Mose: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.

2. Mose 33,20

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Ein Kind kommt zum einem Rabbiner und fragt: Lehrer, sag mir, wo Gott zu finden ist und ich gebe dir ein Geldstück. Darauf antwortet der jüdische Lehrer: Und ich gebe dir zwei Geldstücke, wenn du mir sagst, wo Gott nicht zu finden ist. – Mose hat bereits den Zugang zu Gott gefunden; aber er ist trotzdem noch immer von einer tiefen Sehnsucht umgetrieben. Es genügt ihm nicht, dass der verborgene Gott mit ihm spricht. Darum bittet er Gott: „Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“ - Mose sehnt sich nach einer noch intensiveren Nähe zu Gott als jene, dass Gott mit ihm spricht „wie jemand, der mit seinem Freund redet“.

Natürlich kann Gott jeder Bitte von uns und darum auch dieser umgehend nachkommen. Zu fragen ist nur, ob die Erfüllungen unserer Bitten durch Gott unser Leben positiv verändern, es reicher machen oder uns wirklich Gott näher bringen.

Leider kann es auch geschehen, dass wir etwas erbitten, das uns mehr schadet als nützt. – Gottes Antwort lautet darum Mose gegenüber: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. Viel später ist im 1.Timotheusbrief Ähnliches zu lesen: Gott wohnt in einem Licht, da niemand hinkommen kann« (1. Tim. 6, 16). Selbst Paulus, dem mancherlei besondere Offenbarungen und Visionen gegeben wurden, bekennt, dass er Gott nicht in aller Unmittelbarkeit begegnen konnte: Sein Wissen von Gott bleibt „Stückwerk“ (1.Kor 13,12). „Stückwerk“ - das bedeutet für uns Christen: Einiges ist uns schon klar, etwa das Entscheidende - das wir zu Jesus Christus gehören. Anderes bleibt uns verborgen, wie z.B. manche unserer konkreten Lebensführungen.

Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.

Mit dieser Antwort korrigiert Gott den Gebetshorizont  des Mose und dessen Vorstellung von Gott. - Dennoch erhört Gott die Bitte Moses, indem er ihm vorschlägt, dass er ihm hinterher schauen dürfe. Damit gewährt Gott Mose das maximal mögliche Maß an Nähe, ohne ihn in den Tod zu treiben. Die Liebe Gottes und seine Heiligkeit lassen anderes nicht zu.

Bis heute genügt es, die Nähe Gottes in seinem Wort zu suchen und in seinem Handeln zu erleben. Dem Volk Israel blieb der direkte Zugang zu Gott verwehrt. Mose, der Führer des Volkes vermittelte ihm Gottes Reden und Handeln.

Seit dem Kommen Jesu können wir Gott direkt als unseren himmlischen Vater anrufen. Gott ist nie weiter von uns entfernt als ein Gebet. Überall können wir das Gespräch mit ihm suchen. Es bedarf dazu keiner Tempel oder Altäre, keiner heiligen Häuser und auch keiner besonderen Meditationspraxis. -  Gott zu schauen dagegen ist uns erst für die Zukunft mit Gott zugesagt. Dann erst werden wir „ihn sehen, wie Gott ist“ (1.Joh 3,2). Erst dort werden wir die ungetrübte und unbedrohte Gegenwart Gottes erfahren. Bis dahin gilt: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.

Autor/-in: Matthias Dreßler