23.04.2012 / Wort zum Tag

2. Mose 24,7

Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volks. Und sie sprachen: Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören.

2. Mose 24,7

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"Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören." (2. Mose 24,7b) Tun und darauf hören - Moment mal! Ist das nicht die falsche Reihenfolge? Ich muss doch erst darauf hören, was der Herr sagt, bevor ich es tun kann! Erst tun und dann hören - da stimmt doch was nicht ...

Schon manche frühen Abschreiber und Übersetzer des Bibeltextes haben das wohl gedacht und die Reihenfolge umgedreht: "Wir wollen es hören und tun", heißt es in einzelnen alten Handschriften. Aber ursprünglich hat es wohl genau so da gestanden, wie es auch in der Lutherbibel steht: "Wir wollen es tun und darauf hören." Dabei ist allerdings klar: Das erste Hören ist schon geschehen. Diese Worte spricht das Volk Israel als Antwort eben auf das gehörte Wort Gottes. Auf die Zehn Gebote und manche weiteren Anordnungen, die Gott ihnen gegeben hat für ein gerechtes und gutes Zusammenleben.

Und mehr noch: Auf Gottes Angebot: Ich will euer Gott sein, ihr sollt mein Volk sein! Gott ist ihnen erschienen, er hat zu ihnen gesprochen. Erst ganz direkt zum ganzen Volk; dann aber haben sie darum gebeten, dass Mose ihnen die Worte Gottes überbringen soll. Gottes Stimme war ihnen nämlich unerträglich. Sie hatten Angst. Gottes Macht und Größe hat sie überwältigt. Sie wollten nicht direkt hinhören, sie suchten einen Vermittler. Nach den Zehn Geboten, die sie unmittelbar aus Gottes Mund gehört haben, vermittelt Mose ihnen die anderen Vorschriften: Das Buch des Bundes, heißt es. "Das wollen wir tun!" antwortet das Volk, als Mose es ihnen vorliest. Mose bereitet ein Ritual zum Bundesschluss vor. Und ganz feierlich liest er ihnen das Bundesbuch noch einmal vor. Und jetzt antwortet das Volk, wie es in unserer Losung heißt: "Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören." Das begründet den Bund, die enge Zusammengehörigkeit zwischen Gott und seinem Volk. Gott bietet ihnen seine Liebe und Begleitung an. Und die Menschen, die er anspricht, sagen: Das, was du von uns willst, Gott, das wollen wir tun und hören.

Wenn ich auf Gottes Wort höre, setzt es mich in Bewegung. Wenn Gott mir seine Liebe zusagt, dann macht er mich bereit, auch andere zu lieben. Wichtig bleibt mir aber eben auch die Beteuerung am Schluss: "Wir wollen darauf hören!" Nämlich: Immer wieder. Im Gottesdienst. Im persönlichen Bibellesen. Was ich einmal, zweimal gehört habe, verschwindet bald wieder. Durch das Tun übe ich es ein - aber wenn ich es immer wieder neu höre, bewahrt es mich: Davor, dass ich immer schon meine, ich kenne Gottes Willen.

In eine neue Situation in meinem Leben hinein höre ich manchmal altbekannte Bibelworte  ganz neu. Das regelmäßige Hören bewahrt mich auch davor, meine eigene Meinung absolut zu setzen: Wenn ich offen bin im Hören auf Gott, dann höre ich auch darauf, wie andere Menschen dieses oder jene Wort verstehen und umsetzen. Ich komme ins Staunen: Auch so redet Gott! Auch das steckt in dem unglaublich reichen, tiefgehenden Wort Gottes! Das regelmäßige Hören korrigiert mich immer wieder: Eingefahrene Gewohnheiten hinterfragt Gott so. Ich will bereit sein zu Hören, auch dann, wenn es mal unangenehm ist. Wenn mich Gottes Stimme geradezu überwältigt, wie es  dem Volk Israel am Sinai erging. Von der Angst will ich mich aber nicht abschrecken lassen, denn ich höre auch das: Gottes Liebe ist größer. Und dann denke ich wieder neu über mein Leben nach: Warum machst du das eigentlich? Passt das noch? Oder ist gerade um Gottes Willen eine Änderung nötig? Es geht Gott darum, dass wir eine lebendige Beziehung zu ihm haben - nicht einfach Gebote befolgen um der Gebote willen, sondern um zu leben, im Hören auf ihn und in der Liebe zueinander. Darum bleibt in und neben allem Handeln das Hören so wichtig. Heute und an jedem Tag neu.

 

Autor/-in: Pfarrerin Marion Sieker-Greb